Für Familie Monroe steht ein Urlaub im australischen Outback an, wo auch Schwager Bernie (Nathan Jones) wohnt. Eigentlich eine schöne Sache. Hin und wieder kommt man sich mal in die Haare, auch bei der lokalen Bevölkerung herrscht ein eher rauer Umgangston. Doch die eigentliche Gefahr geht nicht von den Zweibeinern aus, sondern einem Vierbeiner, das schon seit einer Weile sein Unwesen da draußen treibt. Mehrere Menschen sind bereits dem Wildschwein zum Opfer gefallen, wenn sie das Pech hatten, in sein Jagdrevier zu gelangen. Denn das massive Tier ist ebenso schnell wie brutal, greift alles und jeden an. Wer diesem noch entkommen will, muss sich da schon was einfallen lassen …
Die ganz normale Todesgefahr
Australien ist dafür bekannt, dass Tiere dort mindestens doppelt so groß und vierfach so gefährlich sind wie im Rest der Welt. Die giftigsten Schlangen, die größten Spinnen – fast ist es so, als wäre der Kontinent nur dafür geschaffen worden, um das Prinzip „Survival of the Fittest“ auf die Probe zu stellen. Insofern ist es nur mehr als konsequent, wenn ausgerechnet dort ein Riesenwildschwein auftaucht, das grundsätzlich erst einmal jeden Menschen tötet, der auch nur in der Nähe ist. Gelegenheiten dafür gibt es in Boar einige. Ob bloße Urlauber oder auch Jäger, der bissige Antagonist macht da keinen Unterschied. Auch am Ergebnis ändert es wenig, ein Großteil des Films besteht darin, dass in regelmäßigen Abständen jemand ums Leben kommt.
Tatsächlich dauert es ewig, bis Boar tatsächlich Familie Monroe auch mal zum Einsatz kommt – und das, obwohl es sich bei ihnen um die offiziellen Protagonisten und Protagonistinnen handelt. Das kann man natürlich machen, das Monster in den Mittelpunkt zu stellen. Bei diversen Horrorreihen ist das auch der Fall – siehe etwa Saw, Halloween oder Freitag der 13., wo bei jedem Teil die Opfer ausgetauscht werden. Hier funktioniert das jedoch weniger gut, da das Monster recht zurückhaltend ist. Richtig oft kommt es nicht zum Einsatz. Stattdessen verbringen wir viel Zeit mit den Zweibeinern, bevor die dann irgendwann das Zeitliche segnen. Was dabei fehlt, ist irgendeine Form von Entwicklung. Eine Figur vielleicht auch, welche die Geschichte von Anfang an begleitet.
Langweilig und billig
So aber ist Boar trotz der diversen Todesszenen alles andere als spannend. Hinzu kommt: Man sieht das Wildschwein über weite Strecken gar nicht. Natürlich ist es durchaus legitim, die Bedrohung eher diffus zu halten, so wie es Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt seinerzeit gemacht hat. Wenn ein Monster nie zu sehen ist, kann es praktisch überall sein. Zudem war das Budget des australischen Films sicher nicht das größte. Da müssen zwangsläufig irgendwo Abstriche gemacht werden. Wenn das Vieh aber auf einer an und für sich übersichtlichen offenen Fläche aus dem Nichts auftaucht, ist das weniger überzeugend. Überall gleichzeitig zu sein, ist dann doch ein wenig billig.
Für das Schwein selbst gilt das natürlich auch. Gerade zum Schluss, wenn nach den sympathischen handgemachten Szenen verstärkt der Computer angeworfen wird und im Schweinsgalopp die Männer umgerannt werden, ist das alles andere als sehenswert. Es ist nicht einmal so, dass der Film einen nennenswerten Trashcharme hätte, welcher so manchen Horror-C-Movie gerettet hat. Denn dafür ist das hier letztendlich zu konventionell und zu frei von Humor. Da helfen auch die gelegentlich recht blutigen Szenen nicht mehr. Da die Figuren durch die Bank weg wenig interessant sind, die schauspielerischen Leistungen mäßig und der Film nichts zu erzählen hat, ist Boar trotz seines nicht ganz alltäglichen Monsters ein Genrevertreter, den man sich sparen kann.
OT: „Boar“
Land: Australien
Jahr: 2017
Regie: Chris Sun
Drehbuch: Kristy Dallas, Chris Sun
Musik: Mark Smythe
Kamera: Andrew Conder
Besetzung: Nathan Jones, John Jarratt, Christie-Lee Britten, Melissa Tkautz, Ernie Dingo, Roger Ward, Hugh Sheridan, Bill Moseley
https://www.youtube.com/watch?v=Y9uWS_E_Ay4
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