Catweazle 2021
© Tobis Film/Tom Trabow

Catweazle (2021)

Inhalt / Kritik

Catweazle 2021
„Catweazle“ // Deutschland-Start: 1. Juli 2021 (Kino) // 10. Dezember 2021 (DVD/Blu-ray)

Der 12-jährige Benny Lenz (Julius Weckauf) lebt nach dem Tod seiner Mutter allein mit seinem Vater Robert (Henning Baum), Betreiber eines kleinen Tierparks. Freunde hat der Junge keine, sammelt dafür aber mit Begeisterung allen möglichen Krempel. Als er eines Tages einen altertümlichen Stab findet, an dessen Ende ein großer Edelstein steckt, hoffte er deshalb auch, dass es sich um ein wertvolles Stück handeln könnte. Er wendet sich sogar an die Kunstexpertin Dr. Metzler (Katja Riemann), die für ihn den Wert des Fundobjekts schätzen soll. Die erkennt auch auf den ersten Blick, wie wertvoll das Stück Holz ist. Unbezahlbar ist er sogar, vor allem für den Magier Catweazle (Otto Waalkes), der sich versehentlich aus dem 11. Jahrhundert in die Gegenwart gezaubert hat und dringend den Stab braucht, um wieder zurückzukommen …

Verspätet in die Vergangenheit

Unter normalen Umständen hätte Catweazle eigentlich ein richtig großes Kinoereignis werden müssen. Nicht nur, dass hier mit der gleichnamigen Serie von 1969 eine absolute Kultproduktion noch einmal neu aufgelegt werden, die so manchen noch immer nostalgisch von früher träumen lässt. Die Hauptrolle übernahm zudem Otto Waalkes. Die Zeiten, in denen seine Filme viele Millionen Besucher und Besucherinnen in die Kinos lockten, liegen zwar ein paar Jahrzehnte zurück. Gefragt ist der Komiker aber nach wie vor, zumal er dank seiner Synchronarbeit in der Ice Age Reihe auch unzähligen deutschen Kindern im Ohr sein dürfte. Nachdem der Film aber aufgrund der Corona-Pandemie mehrere Male verschoben werden musste, muss er sich mit mehreren Dutzend Neustarts gleichzeitig messen lassen und droht dabei irgendwie unterzugehen.

Dabei ist zumindest der Einstieg ganz nett geworden. Wenn sich Otto als wenig kompetenter Magier durch das Schloss blödelt, nur um dann ganz woanders zu landen, geht das mit ordentlichen Schauwerten einher. Die alte Kulisse von Catweazle kann sich zumindest sehen lassen. Später halten sich die altertümlichen Elemente naturgemäß in Grenzen, sieht man einmal von der schäbigen Kutte des Protagonisten ab. Schließlich geht es in dem Film wie auch der Serie darum, wie jemand aus der Vergangenheit in der Gegenwart landet und damit erwartungsgemäß so seine Probleme hat. Objekte wie Handys oder selbstfahrende Autos waren im elften Jahrhundert nun mal nicht übermäßig weit verbreitet. Da darf dann selbst ein erfahrener Zauberer ein wenig überfordert sein.

Ein Mangel an frischen Ideen

Das ist alles natürlich naheliegend. Nur ist es schon wieder so naheliegend, dass es wieder langweilig wird. Auf der einen Seite ist es schön, wenn aus der Serie bekannte Elemente wie der Elektrik-Trick wieder aufgegriffen werden. Und der sogenannte Fish out of Water Humor, bei dem jemand in einem für ihn völlig fremden Umfeld nicht klarkommt – siehe etwa Wonder Woman oder Der Wunschdrache –, ist eigentlich immer für ein paar Lacher gut. Leider sind aber gerade die bei Catweazle irgendwie recht selten. Sehr viel seltener, als man im Vorfeld erwarten durfte. Obwohl hier neben Waalkes und Regisseur Sven Unterwaldt Jr., mit dem er zuvor schon oft zusammengearbeitet hat, noch zwei weitere Autoren am Drehbuch mitwerkelten: Es ist keinem von ihnen eine originelle Abwandlung der Standardwitze eingefallen.

Stattdessen wurde der Film mit typischen Otto-Gags angereichert, in der Hoffnung, dass das schon irgendwie passen wird. Auf Dauer ist das aber zu wenig, zumal einige der Witze schon recht oft wiederholt werden. Da hätte man sich beim Schreiben ruhig mehr Mühe geben dürfen. Und auch sonst zeigte man sich auf der inhaltlichen Seite genügsam. Natürlich muss ein für ein jüngeres Publikum angelegtes Abenteuer das Rad nicht neu erfinden. Man merkt bei Catweazle aber schon, dass da bestimmte Wegpunkte unbedingt erreicht werden sollten, egal wie. Dafür nahm man dann in Kauf, dass sich die Figuren völlig willkürlich verhalten, gerade auch beim Nebenstrang um Lisa (Gloria Terzic). Konflikte kommen ebenso plötzlich, wie sie später wieder verschwinden. Anstatt Beziehungen organisch weiterzuentwickeln, wird da vergleichbar zum Elektrik-Trick einfach nur an und aus geschaltet.

Zu viele Mängel

Licht und Schatten gibt es zudem leider beim Ensemble. Während Katja Riemann wie zuvor in Unterwaldts Vier zauberhafte Schwestern mit Genuss und Routine die böse Hexe spielt, diesmal aber ohne Magie, da scheitert der Nachwuchs an seinen entsprechenden Aufgaben. Es fehlt dort an Natürlichkeit, die beiden überzeugen weder beim Humor noch den emotionalen Momenten. Das ist gerade bei Julius Weckauf enttäuschend, der in Der Junge muss an die frische Luft bewiesen kann, dass er das deutlich besser drauf hat. Und so bleibt bei der Neuauflage vor allem das Gefühl der Ernüchterung. Auch wenn Catweazle nicht wirklich schlecht ist, da hätte wesentlich mehr kommen müssen. Kultstatus wird diese uninspirierte Neuauflage sicher nicht erreichen.

Credits

OT: „Catweazle“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Sven Unterwaldt Jr.
Drehbuch: Otto Waalkes, Bernd Eilert, Claudius Pläging, Sven Unterwaldt Jr.
Musik: Philipp Noll
Kamera: Bernhard Jasper
Besetzung: Otto Waalkes, Julius Weckauf, Katja Riemann, Henning Baum, Gloria Terzic

Bilder

Trailer

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In der Neuauflage der Kultserie spielt Otto Waalkes den kauzigen Magier, den es in die Gegenwart verschlägt. Das ist teils schön anzusehen, oft auch routiniert und mit Liebe zum Original. Es fehlen aber an allen Ecken und Enden die Idee und auch der Feinschliff. Selbst schauspielerisch überzeugt „Catweazle“ nicht so recht.
5
von 10