Lange hält es der Gauner Charlie Croker (Michael Caine) nicht ohne Verbrechen aus. Kaum ist er aus dem Knast gekommen, wird er in einem gestohlenen Wagen herumkutschiert und macht sich zudem an die Arbeit für einen besonders großen Coup. Goldbarren im Wert von vier Millionen Dollar, damit lässt sich schon etwas anfangen. Pläne, wie sich der Schatz angeln lässt, gibt es bereits, die hat ihm ein kürzlich verstorbener Freund hinterlassen. Zusammen mit seinem ehemaligen Zellengenossen Mr. Bridger (Noël Coward), dem Computerexperten Professor Simon Peach (Benny Hill), Elektronikexperten Birkinshaw (Fred Emney) und anderen soll dieser Plan nun in die Tat umgesetzt werden …
Eine Verfolgungsjagd, die Geschichte schrieb
Filme, in denen wir einer Diebesbande dabei zusehen, wie sie das ganz große Ding planen, hat es im Laufe der Geschichte natürlich immer wieder mal gegeben. Der Reiz solcher Werke liegt weniger in der Frage, ob sie an das Geld, die Juwelen und sonstigen Kostbarkeiten kommen oder ob sie dabei erwischt werden. Im Mittelpunkt steht vielmehr das „wie“. Je umfangreicher die Pläne sind, je ausgeklügelter, umso besser. Man will da als Zuschauer und Zuschauerinnen schließlich ein wenig staunen, mit welcher Finesse und Detailarbeit die Bande an die Arbeit geht. Legendär ist beispielsweise die dokumentarisch anmutende Safesequenz in Rififi. Andere Filme wie Ocean’s Eleven setzen mehr auf Humor und stark ausgeprägte Charaktere.
Ein weiteres Beispiel für die komischere Ausrichtung ist der britische Genrebeitrag Charlie staubt Millionen ab aus dem Jahr 1969. Weltweit hinterließ der Film damals zwar eher weniger Eindruck, zumindest daheim genoss und genießt er aber Kultstatus. Maßgeblich dafür verantwortlich ist eine Verfolgungsjagd, die sich während des Finales abspielt. Denn die hat es in sich. Klar, schon vorher hatte es in der Hinsicht Sehenswertes gegeben. Gerade die zu dem Zeitpunkt bereits immens erfolgreiche Reihe um den Geheimagenten James Bond unterhielt ihr Publikum mit einiges absurden Actionszenen. Doch selbst im Vergleich mit dem Platzhirsch macht die Krimikomödie eine sehr gute Figur. Die Verfolgungsjagd ist nicht nur sehr ausführlich, sondern originell in Szene gesetzt und dabei doch realistischer als so manches, was der Kollege da so trieb.
Nur teilweise komisch
Gemeinsam mit der Doppelnull hat Charlie übrigens auch eine große Schwäche für die Frauen. Die ersten paar Minuten nach dem Knast dienen nicht nur der kriminellen Vorbereitung, sondern auch für diverse Bettabenteuer. Das geht jedoch weniger mit frauenfeindlichem Machismo einher. Charlie muss nicht einmal etwas tun, die Frauen werfen sich ihm auch so an den Hals. Das hat dann mehr von einer Parodie, so wie es zu Beginn von Charlie staubt Millionen ab allgemein vorrangig um Späße geht. Sonderlich geistreich sind diese nicht unbedingt. Das schwankt zwischen satirisch und ziemlich albern. Auch qualitativ gibt es da Schwankungen, weshalb der Film über längere Zeit hinweg nicht wirklich mehr als nett ist – trotz einer routinierten Darstellung von Michael Caine.
Bemerkenswert ist dafür das Ende. Tatsächlich ist es fast ebenso legendär wie die Verfolgungsjagd – wenn auch sehr umstritten. Es heißt, man sei mit den verschiedenen Möglichkeiten nicht glücklich gewesen, wie sich das zu einem Abschluss bringen lässt. Also nahm man eine, die so gar nicht mit dem vergleichbar ist, was es in Heist Movies sonst so zu sehen gibt und über die Jahrzehnte später noch immer diskutiert wird. Diese beiden Faktoren zusammen mit der schönen 60er Jahre Atmosphäre machen den Film bis heute durchaus sehenswert, selbst wenn Charlie staubt Millionen ab inhaltlich ein ziemliches Leichtgewicht ist. Hier sind eben keine kriminellen Superhelden am Werk, sondern Leute, die dieser Aufgabe vielleicht nicht unbedingt gewachsen sind.
OT: „The Italian Job“
Land: UK
Jahr: 1969
Regie: Peter Collinson
Drehbuch: Troy Kennedy Martin
Musik: Quincy Jones
Kamera: Douglas Slocombe
Besetzung: Michael Caine, Noël Coward, Benny Hill, Raf Vallone, Tony Beckley, Rossano Brazzi, Maggie Blye, Fred Emney
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