Das Mädchen Irma la Douce
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Das Mädchen Irma la Douce

Inhalt / Kritik

Das Mädchen Irma la Douce
„Das Mädchen Irma la Douce“ // Deutschland-Start: 12. September 1963 (Kino)

Die Rue de Casanova in Paris gehört zum Rotlichtmilieu der Stadt und funktioniert seit jeher nach einem ungeschriebenen, aber niemals gebrochenen Gesetz. Während die Prostituierten und deren Zuhälter ihrem Gewerbe nachgehen, schaut die Polizei in eine andere Richtung, während sie dafür entsprechend entlohnt wird. Dies ändert sich jedoch als eines Tages der unbescholtene Polizist Nestor Patou (Jack Lemmon) in den Bezirk versetzt wird, wo er bei so viel offener Unmoral geradezu schockiert ist. Sogleich will er ein Exempel statuieren und führt eine Razzia an, bei welcher unter anderem auch sein Vorgesetzter verhaftet wird, der sich für ein Schäferstündchen in die Rue de Casanova zurückgezogen hatte und seinen Untergebenen sogleich vom Dienst suspendiert. Niedergeschlagen kehrt Nestor am selben Abend in die Straße zurück, wo ihn sowohl die Zuhälter wie auch die Prostituierten verspotten und nur Irma la Douce (Shirley MacLaine) tröstende Worte für ihn übrig hat. Als Irmas Zuhälter in Nestor eben jenen Polizisten wiedererkennt, der am Morgen noch die Razzia durchgeführt hatte, kommt es zu einer Schlägerei, die zu seinem eigenen Erstaunen Nestor für sich entscheiden kann.

Damit beginnt Nestors Aufnahme in das Milieu, denn Irma hat ihn als ihren neuen Zuhälter und Beschützer erkoren, ohne zu merken, dass sich Patou in sie verliebt hat. Da diesem nicht nur seine neue Rolle widerstrebt, sondern auch, dass Irma für ihn weiter ihrem Gewerbe nachgeht, hegt er zusammen mit dem Gastwirt Moustache (Lou Jacobi) einen Plan aus, welcher ihm erlaubt, weiter als Zuhälter ernst genommen zu werden und Irma so viel Geld zu geben, dass sie nicht mehr arbeiten muss. Verkleidet als englischer Lord nimmt er Irmas Dienste in Anspruch und entlohnt sie reichlich, doch dieses Doppelleben ist teuer und so muss er, während Irma schläft, auf dem Markt arbeiten, um jede Woche das Geld zu haben, welches er dann wieder bei Irma ausgibt als Lord.

Die Verkleidungen der Menschen

Ursprünglich sollte Marilyn Monroe die Rolle der Irma la Douce übernehmen, doch nach ihrem tragischen Tod wurde die Rolle umbesetzt mit Shirley MacLaine, welche zuvor bereits in Das Apartment sowohl mit Regisseur Billy Wilder wie auch Darsteller Jack Lemmon zusammengearbeitet hatte. Für die Produktion wurden keine Kosten gescheut, wenn man sich alleine den Detailreichtum des Sets der Rue de Casanova anschaut, welches vor allem von der Pracht und Vielfalt der französischen Hauptstadt inspiriert wurde. Wie viele andere Werke des Regisseurs entstand so eine leichte, romantische Komödie um Verwechslungen und Maskeraden, bei der es vor allem um das Spiel mit Geschlechterbildern geht.

Wie in Manche mögen’s heiß ist es der Akt der Transformation, der den besonderen Reiz von Das Mädchen Irma la Douce ausmacht. War Nestor noch am Morgen ein Repräsentant der Ordnung und des Rechts, ist er 24 Stunden später schon eingeschworenes Mitglied eben jenes Milieus, welchem er doch eigentlich das Handwerk legen wollte. Der Wechsel von der Uniform des Polizisten hin zum Nadelstreifenanzug des Zuhälters ist nur eine von vielen Verwandlungen, die Nestor durchmacht. Auch die Verwandlung seiner Geliebten in jene geheimnisvolle Schöne, der die Männer reihenweise verfallen oder die ständig wechselnde Lebensgeschichte des Gastwirts Moustache sind Teile einer Welt, in der die Verkleidung das Fundament bildet. Wilder inszeniert nahe am Theater, zeigt eine Welt der Täuschung, in der nicht so ist wie es scheint und in der alles anders ist als in der bürgerlichen Sphäre, die in der Rue de Casanova, von kleineren Stippvisiten abgesehen, nichts verloren hat.

Eine amerikanischen Mileustudie

Schon die ersten Minuten entführen den Zuschauer von den touristischen Plätzen der Stadt hin in jenen Mikrokosmos des Rotlichtbezirks, den Wilder, zusammen mit Joseph LaShelle detailverliebt in Szene setzt. Die Kulisse, die Kostüme sowie die Nähe zu Les Halles, dem „Bauch von Paris“ wegen des reichen Angebots an Lebensmitteln, verweisen auf einen Ort, der alle Genüsse, auch die sinnlichen, zu erfüllen weiß. Es ist aber auch eine verkehrte Welt, wie man Nestors verwirrter Reaktion auf die Gepflogenheiten dieses Mikrokosmos ansieht, in welcher im Gegensatz zur bürgerlichen Welt die Frauen für ihre Männer sorgen und nicht anders herum. Es ist eine Rolle, auf die gerade Irma besonders stolz ist und die sie, wenn nötig, sogar verteidigt.

Die Geschichte lebt vom komödiantischen Talent und der Chemie der beiden Hauptdarsteller, wobei die Maskerade als englischer Lord reichlich albern daherkommt. Darüber hinaus zieht sich diese Handlung bei einer Laufzeit von 143 Minuten etwas arg in die Länge und findet nur bedingt zu einem sinnvollen Ende.

Credits

OT: „Irma la Douce“
Land: USA
Jahr: 1963
Regie: Billy Wilder
Drehbuch: Billy Wilder, I.A.L. Diamond
Vorlage: Alexandre Breffort
Musik: André Previn
Kamera: Joseph LaShelle
Besetzung: Jack Lemmon, Shirley MacLaine, Lou Jacobi, Bruce Yarnell, Grace Lee Whitney, Joan Shawlee

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1964 Beste Hauptdarstellerin Shirley MacLaine Nominierung
Beste Musik André Previn Sieg
Beste Kamera (Farbe) Joseph LaShelle Nominierung
BAFTA Awards 1965 Beste ausländische Darstellerin Shirley MacLaine Nominierung
Golden Globes 1964 Bester Film (Komödie oder Musical) Nominierung
Bester Hauptdarsteller (Komödie oder Musical) Jack Lemmon Nominierung
Beste Hauptdarstellerin (Komödie oder Musical) Shirley MacLaine Sieg

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„Das Mädchen Irma la Douce“ ist eine vergnügliche Liebeskomödie Billy Wilders. Der Film leidet etwas an seiner Überlänge, doch die Chemie der beiden Hauptdarsteller sowie der Detailreichtum der Inszenierung reichen aus für eine Geschichte, die leichte Unterhaltung garantiert.
7
von 10