Portugal im Jahr 1917: Als die zehnjährige Lúcia dos Santos (Stephanie Gil), Cousin Francisco (Jorge Lamelas) und Cousine Jacinta Marto (Alejandra Howard) auf die fremde Frau treffen, wissen sie nicht so recht, was sie mit dieser anfangen sollen. Sie ist nicht von hier. Sie sind sich ja nicht einmal wirklich sicher, ob sie sein Mensch ist. Tatsächlich gibt sie sich als Jungfrau Maria zu erkennen und hält die drei Kinder dazu an, an Gott zu glauben, um auf diese Weise den Krieg zu beenden. Nur der Rest des Dorfes will nicht daran glauben. Während die einen sagen, sie hätten sich das alles nur ausgedacht, mutmaßen anderen, sie könnten dem Teufel begegnet sein. Doch Lúcia lässt sich davon nicht abhalten, widersteht dem Druck der Älteren, die sie zu einer anderen Aussage zwingen wollen. Denn sie hält an ihrem Glauben und ihren Überzeugungen fest …
Ich glaube, also bin ich
Auch wenn sie hierzulande doch ein ziemliches Nischendasein fristen: Filme rund um Menschen, die in ihrem Glauben auf die Probe gestellt werden, bevor sie am Ende doch irgendwie triumphieren, werden auch bei uns veröffentlicht. Titel wie Breakthrough – Zurück ins Leben oder I Can Only Imagine erzählen dabei die Geschichten von Menschen, die entweder durch ihre Religion zu innerer Stärke gefunden haben oder vielleicht gar etwas Unglaubliches erleben durften. Eine tatsächliche Auseinandersetzung mit dem Thema findet dabei meistens nicht statt. Man begnügt sich damit, die Zielgruppe in ihren eigenen Überzeugungen zu bestätigen. Denn auch damit kann man ein ordentliches Sümmchen verdienen. Schließlich fühlt man sich als Mitgläubiger danach als besserer Mensch.
Grundsätzlich geht Das Wunder von Fatima – Moment der Hoffnung da schon in eine ähnliche Richtung. Im Gegensatz zu den meisten Filmen, die in diesem Umfeld spielen, hat das Drama jedoch einen historischen Hintergrund. Die Geschichte um drei Kinder, denen die Jungfrau Maria begegnet sein soll, ist ebenso dokumentiert wie das im Titel angesprochene Wunder. Genauer soll es zu einem eigenartigen Phänomen der Sonne gekommen sein. Für dieses gab es später zwar eine Reihe von wissenschaftlichen Hypothesen. Die Kirche hat es dennoch zu einem Wunder erklärt und damit auch die Grundlagen für eine Heiligsprechung gelegt. Und auch der Film hat nicht das geringste Interesse daran, eine alternative Erklärung zuzulassen.
Keine Möglichkeit des Zweifels
Das macht den Film natürlich in erster Linie für ein Publikum interessant, das selbst an diese Wunder glauben mag. Das Wunder von Fatima – Moment der Hoffnung lässt zumindest wenig Zweifel an der Realität der Marienerscheinung. Wenn Lúcia und die anderen sie sehen können, dann wird dem Publikum gar nicht die Möglichkeit offen gelassen, dass es eine Einbildung sein könnte. Die Zweifel der restlichen Dorfbevölkerung, darunter die eigene Familie, aber auch Vertreter der Kirche, spricht in der Darstellung ausschließlich gegen die anderen, nicht für die Kinder. Die an und für sich anvisierte Hervorhebung des Mutes der drei, die sich durch nichts und niemandem von ihrem Glauben erschüttern lassen, funktioniert auf diese Weise nicht so recht. Schließlich ist das Ergebnis schon vorgegeben.
Etwas interessanter ist die Rahmenhandlung. Darin befragt ein von Harvey Keitel gespielter Professor die inzwischen greise Schwester Lúcia zu ihren Erfahrungen seinerzeit, die als eine Art Flashback erzählt werden. Zumindest darin gibt es einen echten Austausch zwischen zwei Menschen, anstatt nur kontinuierlich von „hab sie gesehen“ zu „du lügst!“ zu wechseln. So richtig in die Tiefe geht das aber auch nicht. Wer sich von Das Wunder von Fatima – Moment der Hoffnung eine tatsächliche Auseinandersetzung mit der Möglichkeit von Wundern erhofft, der geht völlig leer aus. Inhaltlich hat die portugiesisch-amerikanische Coproduktion nur wenig zu bieten.
Schön bebilderter Imagefilm
Dafür gibt es eine Reihe schöner Bilder zu bestaunen. Gerade die Landschaftsaufnahmen und die des Settings können sich sehen lassen. Das Wunder zum Schluss hinterlässt im Vergleich jedoch wenig Eindruck, was auch deshalb überrascht, weil es als Legitimation für alles andere dienen muss. Die heftigen Reaktionen der anwesenden Menschen, welche fast in einer Massenpanik ausarten, lassen sich damit jedenfalls nicht so recht erklären. Aber um Erklärungen geht es in Das Wunder von Fatima – Moment der Hoffnung ja auch nicht. Es reicht Regisseur und Co-Autor Marco Pontecorvo, wenn er an das große Ereignis erinnert. Und auch daran, dass man sich nicht von seinem Glauben abbringen lassen sollte, nicht einmal von anderen Gläubigen. Das ist dann zwar vergleichsweise ansprechend gespielt von dem jungen Ensemble, letztendlich aber recht zäh und unergiebig.
OT: „Fatima“
Land: Portugal, USA
Jahr: 2020
Regie: Marco Pontecorvo
Drehbuch: Barbara Nicolosi, Marco Pontecorvo, Valerio D’Annunzio
Musik: Paolo Buonvino
Kamera: Vincenzo Carpineta
Besetzung: Joaquim de Almeida, Goran Visnjic, Stephanie Gil, Alejandra Howard, Jorge Lamelas, Lúcia Moniz, Marco d’Almeida, Joana Ribeiro, Harvey Keitel, Sônia Braga
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