Der amerikanische Freund
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Der amerikanische Freund

Inhalt / Kritik

Der amerikanische Freund
„Der amerikanische Freund“ // Deutschland-Start: 24. Juni 1977 (Kino) // 10. Januar 2019 (DVD/Blu-ray)

Als Betrüger, der bei Auktionen auf von ihm in Auftrag gegebene Kunstfälschungen mitbietet, hat sich Tom Ripley (Dennis Hopper) über die Jahre Wohlstand erarbeitet, sowie einen gewissen Ruf in der Kunstszene wie auch der kriminellen Unterwelt. Während einer solchen Auktion trifft Ripley auf Jonathan Zimmermann (Bruno Ganz), einen Rahmenmacher, der die Masche seines Gegenübers nicht nur durchschaut hat, sondern auch die Bilder sicher als Fälschungen erkennt. Als er dem Amerikaner dann auch den Handschlag verweigert, reagiert Ripley beleidigt und beschließt es, ihm heimzuzahlen bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit. Wieder in seiner Bleibe in Hamburg angekommen, wird Ripley von Minot (Gérard Blain) kontaktiert, der diesen für einen Auftragsmord engagieren will. Zwar lehnt er ab, empfiehlt aber gleichzeitig seinen „guten Bekannten“ Zimmermann, der seiner Meinung nach nicht so auffallen würde. Damit das Angebot seines französischen Freundes bei Zimmermann Gehör findet, verbreitet Ripley Gerüchte über die Krankheit des Rahmenmachers, die nun doch schon sehr bald tödlich enden wird.

Unter dem Eindruck dieser Gerüchte sowie dem Versprechen Minots, er würde sich in Paris um einen Arzt für Zimmermann kümmern, geht dieser auf das Angebot ein, wobei der Rahmenmacher die Bezahlung auch als Rückhalt für seine Familie sieht, wenn er doch bald sterben wird. Als der Auftrag letztlich zur Zufriedenheit Minots ausgeführt wird, will dieser Zimmermann noch für einen weiteren haben, was Ripley schlichtweg ablehnt. Da sich Zimmermann aber dennoch zu dem Auftrag überreden lässt, beschließt Ripley, ihm zu helfen, was beide Männern ins Fadenkreuz der Mafia bringt.

Entfremdung und Echtheit

Schon seit längerer Zeit war Regisseur Wim Wenders wohl Fan der Kriminalromane Patricia Highsmiths und hatte vorgehabt, einen von diesen zu verfilmen, doch da die Rechte an diesen bereits verkauft waren, bot ihm die Autorin ihr damals noch unveröffentlichtes Skript zu der Fortsetzung zu Der talentierte Mr. Ripley an, was Wenders sofort annahm. Die für die Ripley-Romane typischen Themen von Entfremdung und Authentizität sind auch in Wenders’ Verfilmung präsent und werden zu einer Art Welt-Zustand, der sich nicht nur im Schaffen des Filmemachers wiederfindet, sondern zudem eine adäquate Reflektion des politisch-gesellschaftlichen Unruhezustands der Welt in den 1970er Jahren ist.

Es ist das Blau, was in Der amerikanische Freund von all den Farben wohl die wichtigste darstellt und gleich zu Anfang eine Verbindung schafft zwischen Zimmermann und Ripley. Während um ihn herum sich Kunstliebhaber und -sammler gegenseitig überbieten, hält der Rahmenmacher, für Ripley gut hörbar, fest, dass ihn das Blau in dem Gemälde störe und es in einem deutlichen Gegensatz zu den übrigen Werken des Malers stehe. Als er später Ripley nicht die Hand gibt, gefolgt von der Bemerkung, er kenne ihn sehr gut, geht es wohl weniger um die Identität, sondern mehr um das Erkennen der Fälschung, womit sowohl das Bild als auch der Amerikaner gemeint sein können. Auch später spielt das Blau des Himmels eine besondere Bedeutung, als Zimmermann vom Balkon seiner Wohnung aus in den Himmel starrt, wahrscheinlich noch als Ausdruck der Unsicherheit über die Testwerte, welche Auskunft geben könnten über seinen Gesundheitszustand.

Über das Erkennen von Echtheit und das Verfälschen eben dieser erzählt Wim Wenders von einem geradezu existenziellen Prozess, der sich in den beiden Hauptfiguren abspielt. Die vielen recht kargen Handlungsorte wie auch das Stadtbild an sich, deuten auf diese Entwicklung hin, an deren Ende praktisch jede dieser Städte zu einer verfließen und die Figuren, wie Zimmermann auf der Flucht nach seinem ersten Mord, orientierungslos umherirren. Die Prämisse des Kriminalromans wird zu einer fast schon philosophischen Geschichte und einer Analyse eines Welt-Zustands.

Die Korruption der Welt

Auch wenn Der amerikanische Freund, wie viele Werke Wenders’, auf einen klaren Bezug zur politischen wie gesellschaftlichen Wirklichkeit verzichten, sind es die subtilen, fast schon zufälligen Details, welche eine andere Deutungsebene zulassen. Während die Diskussion um Echtheit in der Kunstwelt auf ein das Problem hindeutet, dass man Kunst nur noch als Investition sieht, nicht aber als Kunst wahrnimmt, steht diese Welt im klaren Kontrast zu der grauen, dunklen Wirklichkeit, welche das Leben der Hauptfiguren ausmacht. Während die Baustellen auf einen Prozess des Aufbruchs hindeuten, verweisen die Graffiti über die RAF auf einen anderen Zusammenhang, auf eine Korruption der Welt, angelegt zwischen Terrorismus und Kommerz.

Sowohl Bruno Ganz wie auch Dennis Hopper (, dem man bisweilen seinen Rausch ansieht), spielen Menschen, die in dieser Wirklichkeit ihre Nische gefunden zu haben scheinen oder sich in einem Zustand der Auflösung befinden. Während die Identität Ripleys schon immer fluide war, sodass dieser sich schon selbst nicht mehr so recht kennt, trägt die moralische Korruption bei Zimmermann zu einer Erosion des Ichs bei, was zu einem Bruch mit seiner Familie und mit sich selbst führt.

Credits

OT: „Der amerikanische Freund“
Land: Deutschland, Frankreich
Jahr: 1977
Regie: Wim Wenders
Drehbuch: Wim Wenders
Vorlage: Patricia Highsmith
Musik: Jürgen Knieper
Kamera: Robby Müller
Besetzung: Bruno Ganz, Dennis Hopper, Lisa Kreuzer, Gérard Blain, Andreas Dedecke, Nicholas Ray, Samuel Fuller

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Cannes 1977 Goldene Palme Nominierung
César 1978 Bester ausländischer Film Nominierung
Deutscher Filmpreis 1978 Bester Spielfilm Sieg (Silber)
Beste Regie Wim Wenders Sieg
Bester Schnitt Peter Przygodda Sieg

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„Der amerikanische Freund“ ist eine Mischung aus Drama und Thriller über Identität, Echtheit und Korruption. Wim Wenders gelingt ein sperriger Film über den Zustand der Welt, in dem man zwischen Original und Fälschung nicht mehr unterscheiden kann.
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von 10