Eigentlich solle es bei dem Mafia-Geheimtreffen in Bozen um Geschäfte gehen. Doch als dort eine Bombe hochgeht, stehen für Gastgeberin Giulia Santoro (Susanna Simon), ihren Rivalen Michele Lagagna (Leonardo Nigro) und die anderen erst einmal andere Themen auf dem Programm – zumal auch einer von Giulias Bodyguards ums Leben gekommen ist. Bei ihrer Suche nach Antworten kommt Kommissarin Sonja Schwarz (Chiara Schoras) einer Untergrundorganisation aus den 1960er-Jahren auf die Spur. Dieser gehörte auch Robert Lanthaler (Helmfried von Lüttichau) an, der Vater der Ex-Polizistin Sofia (Sinja Dieks), die als Mafia-Informantin mit Giulia aneinandergeraten ist. Das wiederum alarmiert Kommissar Jonas Kerschbaumer (Gabriel Raab), der um das Leben von Sofia fürchtet …
Ein Übergang auf Raten
Alles hat einmal ein Ende. Manchmal auch mehrere. So geschehen bei den letzten Filmen von Der Bozen-Krimi. In Blutrache kommt es zu der überfälligen Konfrontation zwischen Commissario Zanchetti und seinem Erzfeind, dem Mafioso Enzo Saffione. In Tödliche Stille starb der Schurke schlussendlich, getötet von der Statthalterin Giulia, während Zanchetti, der von Anfang an dabei gewesen war, die Polizeistelle verließ und damit auch die Filmreihe. Dass schon eine Woche später mit Zündstoff der nächste Film folgte, wirkte da etwas komisch, da eigentlich das Ende einer Hauptfigur als Ende einer Staffel naheliegend gewesen wäre. Andererseits gab es da noch ein paar lose Fäden, um die sich noch jemand kümmern musste.
Diese spielen in Der Bozen-Krimi: Zündstoff dann auch eine große Rolle. Tatsächlich werden Neueinsteiger mit dem 12. Teil der ARD-Krimireihe eher weniger glücklich werden. Rückblicke gibt es zwar schon, sei es durch wiederholte Szene oder auch in Dialogform, welche das Publikum an vorangegangene Ereignisse erinnern sollen. Doch wer diese nicht im Original miterlebt hat, dürfte dennoch so seine Schwierigkeiten haben, dem Ganzen zu folgen. Das liegt aber auch daran, dass in den Kreisen die Kunst der Intrige gepflegt wird. Da ist jeder für den einen oder anderen Dolchstoß zu haben. Aber auch die Leute auf der vermeintlich guten Seite haben so ihre Geheimnisse, bei denen man nie ganz sicher sein kann, worauf das hinausläuft.
Verbessert, aber nicht gut
Das ist dann zum Teil schon ziemlich überzogen, so wie man bei der Reihe des Öfteren dazu neigt, gerne mal dick aufzutragen und sich nicht mit Lappalien wie Glaubwürdigkeit aufzuhalten. Dafür macht Der Bozen-Krimi: Zündstoff aber deutlich mehr Spaß als die beiden direkt vorangegangenen Teile. Das persönliche Drama, welches da schon sehr am Nervenkostüm rüttelte, gekoppelt mit nicht immer überzeugenden schauspielerischen Leistungen, wurde hier zurückgefahren. Ganz weg ist es nicht, gerade das Motiv der Rache wird ganz gerne gepflegt. Aber es gibt nicht mehr so viele Szenen, in denen man gar nicht mehr weiß, ob man sich die Augen oder die Ohren zuhalten sollte, weil das alles eine an die Lächerlichkeit grenzende Zumutung ist.
Dass dies nun wegfällt, ist natürlich schon erfreulich. Man kann sich Der Bozen-Krimi: Zündstoff durchaus anschauen, zumindest wenn man ohnehin schon in der Reihe drin steckt. Für Neueinsteiger lohnt es sich hingegen kaum. Nicht nur dass die besagten Vorkenntnisse wünschenswert sind. Selbst mit der Verbesserung bleibt ein maximal durchschnittlicher Krimi, der einfach nicht genug bietet, um in diesem Bereich wirklich etwas zu reißen. Da gibt es einfach zu viele bessere TV-Krimis, als dass man unbedingt diese Reise antreten müsste. Dass zum Schluss, trotz eines Endes der losen Fäden, nicht alle Fragen beantwortet werden und weitere Teile bereits in Planung sind, ist deshalb auch nicht zwangsläufig eine gute Nachricht. Aber wer weiß, vielleicht hält der qualitative Aufwärtstrend ja noch an. Nötig wäre es zumindest.
OT: „Der Bozen-Krimi: Zündstoff“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Kaspar Heidelbach
Drehbuch: Martina Mouchot
Musik: Arno Steffen, Friso Lücht
Kamera: Daniel Koppelkamm
Besetzung: Chiara Schoras, Stefano Bernardin, Charleen Deetz, Helmfried von Lüttichau, Sinja Dieks, Susanna Simon, Gabriel Raab, Stefano Bernardin, Leonardo Nigro
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