Der noch junge Robert Stroud (Burt Lancaster) wird wegen Totschlags verurteilt und muss seine Strafe im Leavenworth Gefängnis im US-Bundesstaat Kansas absitzen. Von Reue zeigt der junge Mann keine Spur, was Gefängnisleiter Harvey Shoemaker (Karl Malden) gleich bei seiner Ankunft merkt, als er ihn wegen des Zerbrechens eines Fensters auf der Fahrt ins Gefängnis sogleich für einen Monat in Isolationshaft sperren muss. Auch gegenüber den Mitgefangenen und den anderen Wärtern ist Stroud schweigsam und wird schnell wütend, sodass ein Streit mit einem von Shoemakers Männern eskaliert und Stroud den Mann ersticht. Zwar kann die Vollstreckung der Todesstrafe noch durch seine Mutter, die bis zum Präsidenten geht, um für das Leben ihres Sohnes zu bitten, verhindert werden, doch die lebenslange Freiheitsstrafe muss Stroud in Einzelheft, mit wenigen Privilegien und mit keinem Kontakt zu anderen Gefangenen absitzen.
Auch dies scheint den schweigsamen Rebellen nicht zu bekehren, denn er nutzt jede Gelegenheit, um sein Missfallen über das System kundzutun. Eines Tages, beim Hofgang, findet er am Boden einen jungen Sperling, der aus seinem Nest gefallen und verletzt ist. Den kleinen Vogel nimmt Stroud mit in seine Zelle und tut in den nächsten Wochen alles, damit das Tier wieder auf die Beine kommt. Diese neue Verantwortung verwandelt nicht nur das Innere seiner Zelle, in der sich schon bald ein kleines Vogelbad wie auch ein -haus finden, sondern auch Stroud selbst, der von sich aus wegen des Futters für den Vogel und anderer Dinge auf Menschen zugehen muss. Mit den Jahren schart Stroud immer mehr Vögel um sich, die er aufpäppelt und versorgt, doch er lernt auch mehr und mehr dazu, sodass er zu einem wahren Ornithologen wird, der sich nicht nur mit der Aufzucht von Vögeln auskennt, sondern auch mit deren Anatomie und deren Krankheiten, sowie wie man diese heilen kann. Auch die Welt jenseits der Gefängnismauern wird aufmerksam auf diesen kauzigen, aber sehr gelehrten Mann, der schließlich sogar in Fachzeitschriften Artikel veröffentlicht.
Ein Genie und ein Killer
Obwohl sich die Zusammenarbeiten von Darsteller Burt Lancaster und Regisseur John Frankenheimer bis heute in Kritikerkreisen wie auch bei Filmfans großer Beliebtheit erfreuen, war ihre erste Kollaboration für den Film Die jungen Wilden eher von Distanz auf beiden Seiten geprägt, was sich auch bei ihrem zweiten Projekt Der Gefangene von Alcatraz fortsetze. Die Biografie des Kriminellen und Vogelkundlers Robert Stroud war schon lange eine Passion Lancasters, die aber der erste Regisseur nicht teilte, vor allem, da Lancaster auf einer genauen, am Wortlaut des Drehbuchs von Guy Trosper orientiert, bestand. Trotz einiger Hindernisse, Missverständnisse und Änderungen konnte Frankenheimer als neuer Regisseur überzeugen, was sich nicht zuletzt in der Bildsprache wie auch der Leistung, die er aus Lancaster wie auch den anderen Schauspielern herauskitzelte, äußerte.
Im Zentrum steht dabei die Konfrontation Strouds mit dem Gesetz, in erster Linie repräsentiert vom Gefängnisdirektor Leavenworths und später von Alcatraz, dem von Karl Malden gespielten Harvey Shoemaker. Auch wenn sich die Interpretation Lancasters vom wahren Stroud entfernt, der bis an sein Lebensende hin antisoziale Tendenzen zeigte, betont sein Spiel die Freiheitsverbundenheit wie auch die Sturheit dieses Mannes, dessen Kommunikation zu Anfang des Filmes in erster Linie über Aggressionen und Gewalt stattfindet. Wie in vielen späteren Zusammenarbeiten mit Frankenheimer spielt Lancaster mit großem Einsatz einen jener Unangepassten, die auf einen Vertreter des Systems treffen, der ihm zunächst versucht partnerschaftlich zu begegnen, dann aber mit einer ähnlichen aggressiven Haltung antwortet auf den Rebellen, der sich nicht beugen will.
Die Illusion von Freiheit
Das Bild des eingesperrten Vogels ist eine auf der einen Seite sehr offensichtliche, aber dennoch sehr passende wie auch tiefgehende Interpretation für die Entwicklung Strouds wie auch dem Widerstreit von Rebellentum und Konformismus. Guy Tropers Skript versteht die Leidenschaft der Hauptfigur für Vögel und ihr Wohlbefinden als eine Entwicklung hin zu einem Menschen, der sich mehr seiner Umwelt öffnet, Humanität und Verständnis zeigt, was sich in seiner Behandlung eines Mitgefangenen zeigt oder seinen Interaktionen mit Häftlingen wie dem von Telly Savalas gespielten Feto Gomez.
Anderseits verhandelt Frankenheimers Film vor allem jene Tendenzen einer Institution, die sich als Repräsentant von Konformismus versteht. Wie den Vögeln, die sich teils in der Zelle frei bewegen können, ergeht es auch den Gefangenen wie Stroud oder Gomez, die an ein Leben in Gefangenschaft sich so gewöhnen, dass sie gar nicht mehr an Ausbruch denken oder in Freiheit ein weiteres Verbrechen begehen, sodass sie wieder in den Händen von Männern wie Shoemaker landen.
OT: „Birdman of Alcatraz“
Land: USA
Jahr: 1962
Regie: John Frankenheimer
Drehbuch: Guy Trsopers
Musik: Elmer Bernstein
Kamera: Burnett Guffey
Besetzung: Burt Lancaster, Karl Malden, Thelma Ritter, Neville Brand, Betty Field, Telly Savalas, Edmond O’Brien
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1963 | Bester Hauptdarsteller | Burt Lancaster | Nominierung |
Bester Nebendarsteller | Telly Savalas | Nominierung | ||
Beste Nebendarstellerin | Thelma Ritter | Nominierung | ||
Beste Kamera (Schwarzweiß) | Burnett Guffey | Nominierung | ||
BAFTA Awards | 1963 | Bester ausländischer Darsteller | Burt Lancaster | Sieg |
Golden Globes | 1963 | Bester Hauptdarsteller (Drama) | Burt Lancaster | Nominierung |
Bester Nebendarsteller | Telly Savalas | Nominierung | ||
Venedig | 1962 | Goldener Köwe | Nominierung |
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