Everybodys Fine
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Everybody’s Fine

Inhalt / Kritik

Everybodys Fine
„Everybody’s Fine“ // Deutschland-Start: 18. März 2010 (Kino)

42 Jahre lang war Frank Goode (Robert De Niro) mit seiner Frau verheiratet. Entsprechend schwer fällt es ihm, seinen Lebensabend ohne sie zu gestalten. Zum Glück sind da aber noch seine erwachsenen Kinder, auch wenn der Kontakt etwas spärlich geworden ist und sie in alle vier Winde zerstreut sind. Ein großes gemeinsames Essen bei ihm soll sie alle wieder näher zusammenführen und die Familienzusammengehörigkeit stärken. So war zumindest die Idee. Als jedoch Rosie (Drew Barrymore), Amy (Kate Beckinsale), Robert (Sam Rockwell) und David (Austin Lysy) aus den unterschiedlichsten Gründen nach und nach absagen, beschließt der Rentner, sie zu überraschen und einfach bei sich zu besuchen. Eine Überraschung, die nicht bei allen freudig ausfällt …

Aufarbeitung der Vergangenheit

Das Konzept des Familienhauses, in dem mehrere Generationen unter einem Dach leben, ist heute bekanntlich eine absolute Ausnahme geworden. Heute ist es vielmehr Standard, dass die Kinder im Erwachsenenalter weit weg ziehen, auf der Suche nach Selbstverwirklichung und einem passenden Job. Denn nur wer bereit ist, alles hinter sich zu lassen, kann es zu etwas bringen. In Filmen wird diese Entwurzelung gern immer mal wieder genutzt, um von einer Rückkehr in die Heimat zu erzählen. Das kann mal aus einem tragischen Anlass heraus geschehen wie in etwa Manchester by the Sea. Hoch im Kurs stehen auch irgendwelche Feierlichkeiten wie Hochzeiten oder Ehemaligentreffen an der Schule. Doch unabhängig vom konkreten Anlass: Es geht dann meistens darum, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen und mit den Veränderungen, die seither geschehen sind.

In Everybody’s Fine findet eine solche Auseinandersetzung ebenfalls statt, nur eben in umgekehrter Richtung. Anstatt dass wie geplant die Kinder zurückkehren und man in dem alten Familienhaus neue Anknüpfungspunkte schafft, reist hier der Vater seinen Kindern hinterher. Das ist natürlich deutlich umständlicher, zumal die vier irgendwo in den USA verteilt sind. Es gibt dem Ganzen auch von Anfang an eine tragische Note. Wenn wir zu Beginn des Films mitansehen, wie Frank lange das Treffen vorbereitet und sogar extra einen neuen Luxusgrill anschafft, nur um den dann alleine zu nutzen, darf auch das Publikum einen kleinen Stich im Herzen spüren. Hier liegt vieles im Argen, das spürt man sofort, noch bevor die Geschichte tatsächlich angefangen hat. Dafür braucht es nicht einmal Worte.

Aus Tradition sprachlos

Das US-Remake des italienischen Films Allen geht’s gut behält diese Sprachlosigkeit über weite Strecken auch aufrecht. Tatsächlich geht es in Everybody’s Fine vorrangig darum, was nicht gesagt wird. Und das ist jede Menge. Bei allen Besuchen wird klar, dass die Kinder ihrem Vater nicht die ganze Wahrheit sagen. Teilweise geschieht das aus dem Wunsch heraus, ihn zu schützen, schließlich musste er sich nie mit den unangenehmen Seiten der Familie beschäftigen. Das erledigte immer seine Frau für ihn. Teilweise, auch das wird nach und nach klar, ist dies aber auch das Ergebnis einer von Anfang an schwach ausgeprägten Kommunikationsstruktur. Wenn Robert seinen Vater nach kurzer Zeit wieder fortschickt, dann nicht weil er beruflich so viel zu tun hätte, wie er behauptet. Der eigentliche Grund, wie er später seinen Geschwistern verrät: Er weiß nicht, worüber er mit seinem Vater reden sollte.

Mit diesen kleinen Momenten schafft der britische Regisseur und Co-Autor Kirk Jones (Lang lebe Ned Devine!, My Big Fat Greek Wedding 2) jede Menge Tragik, ohne mit dem Holzhammer zuschlagen zu müssen. Der Film lässt sich Zeit, erzählt in aller Ruhe von Enttäuschungen und Scheinwelten, von der Sehnsucht nach Harmonie und dem Unvermögen, sich wirklich aufeinander einzulassen. Erst zum Ende hin trägt Everybody’s Fine dann doch dicker auf. Gebraucht hätte es das sicher nicht. Es wirkt sogar ziemlich billig, wie auf einmal das große Drama bemüht werden muss, wo es die leisen Szenen auch getan hätten.

Gut gespielt, aber oberflächlich

Das ist ebenso bedauerlich wie die Neigung, an der Oberfläche zu bleiben. Gerade bei den Kindern bleibt die Charakterisierung eher dünn, was bei einem Film über einen Vater, der seine Kinder nie genügend wahrgenommen hat, etwas unbefriedigend ist. Dafür ist Everybody’s Fine erstklassig besetzt. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich Robert De Niro, der als Bindeglied für die diversen lose aneinander gereihten Abschnitte fungiert. Er überzeugt als Mann, dessen Leben darin bestand, andere Menschen zusammenzubringen, der selbst dazu aber nicht in der Lage war. Ein Mann, der es sicherlich immer gut meinte, doch damit alles für sich und andere schwieriger machte. Die Geschichte um einen herumreisenden Vater ist daher auch eine Aufmunterung, selbst genauer hinzusehen und andere so sein zu lassen, wie sie eben sind – in guten wie in schlechten Tagen.

Credits

OT: „Everybody’s Fine“
Land: USA
Jahr: 2009
Regie: Kirk Jones
Drehbuch: Kirk Jones, Giuseppe Tornatore, Massimo De Rita, Tonino Guerra
Musik: Dario Marianelli
Kamera: Henry Braham
Besetzung: Robert De Niro, Drew Barrymore, Kate Beckinsale, Sam Rockwell, Lucian Maisel, Damian Young, James Frain, Austin Lysy

Trailer

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„Everybody’s Fine“ erzählt von einem Vater, der nach dem Tod der Frau wieder die Nähe zu seinen Kindern sucht, dabei feststellt, dass in ihrer Kommunikation vieles nicht stimmt. Das Ergebnis ist ein ruhig erzähltes und gut gespieltes Drama, das jedoch etwas an der Oberfläche bleibt und zum Schluss unnötig dick aufträgt.
6
von 10