Als Sara (Allison Williams) und ihr Ex-Freund Jackson (Alexander Dreymon) das Kleinflugzeug besteigen, um zusammen zu einer Hochzeit zu fliegen, scheint die Welt noch in Ordnung. Sicher, das Wiedersehen der beiden ist nicht ganz einfach. Aber man wird sich schon zusammenreißen können für die Feier. Doch so weit kommt es erst gar nicht, schließlich erleidet mitten im Flug ihr Pilot Wyman (Keith David) einen Herzinfarkt. Was nun? Zwar hat Sara schon mal selbst am Steuer gesessen, aber kaum genug, um allein am Zielflughafen anzukommen. Verzweifelt versuchen sie, per Funk jemanden zu erreichen, der ihnen helfen könnte. Dabei steht ihnen das Schlimmste erst noch bevor …
Für Katastrophen ist immer Platz
Auch wenn sie inzwischen etwas außer Mode gekommen sind, so ganz weg waren Katastrophenfilme nicht. Schließlich ist es immer wieder spannend, wie ganz normale Menschen auf einmal in Ausnahmesituationen geraten und um ihr Leben kämpfen müssen. Zumal die Auswahl möglicher Katastrophen recht groß ist. Zuletzt gab es etwa Greenland über einen Kometenhagel, der die ganze Menschheit auszulöschen droht. In Skyfire ist es ein Vulkanausbruch, der für hitzige Action sorgt. Oder man schaut sich gleich einen der diversen Endzeitfilme an, zum Beispiel Tides, bei dem die ganze Welt unter Wasser steht und die wenigen verbliebenen Menschen sich abstrampeln müssen, um irgendwie über die Runden zu kommen.
Bei Horizon Line ist das alles deutlich reduzierter. Anstatt eine Apokalypse heraufzubeschwören, welche Milliarden von Menschenleben kosten könnte, geht es hier gerade um zwei Leute. Und auch beim Schauplatz wurde gespart. Ein Großteil des Films spielt an Bord eines kleinen Flugzeugs, das einem schon unter normalen Umständen nicht ganz geheuer ist. Viel Platz zur Entfaltung ist da nicht. Aber damit haben die Drehbuchautoren Josh Campbell und Matthew Stuecken ja Erfahrung, haben sie doch zuvor gemeinsam an 10 Cloverfield Lane gearbeitet. Vergleichbar klaustrophobisch wird es hier zwar nicht, notgedrungen, man ist schließlich an der frischen Luft. Sehr viel angenehmer ist die Situation dadurch aber nicht. Die Aussicht über dem Meer abzustürzen hebt nun mal nicht unbedingt die gute Laune.
Langsamer Einstieg ohne Langzeitwirkung
Ein solch begrenzter Schauplatz kann maßgeblich zur Atmosphäre beitragen. Er bringt aber auch immer die Gefahr mit sich, dass die Abwechslung darunter leidet. Im Fall von Horizon Line versuchte man, dem durch die Geschichte zwischen Sara und Jackson entgegenzutreten. Lange erzählt der Film von ihrer Beziehung und der Nicht-Beziehung, vom Kennenlernen, Trennen und Wiedersehen. Tatsächlich ist der Film bereits zu einem Drittel vorbei, bevor es überhaupt mal richtig losgeht mit allem. Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden. Auch früher schon gab es lange Einführungen, welche einem die Charaktere näherbringen sollen – siehe zum Beispiel Die letzte Nacht der Titanic. Die Idee: Wenn ich die Figuren näher kenne, geht mir ihr Schicksal näher und ich leide stärker mit ihnen in der Not.
Bei Horizon Line klappt das aber nur bedingt. Saras Schwierigkeiten sich zu verabschieden machen sie nicht zu einer komplexen Figur, sondern vor allem erst einmal anstrengend. Jackson ist auch nicht wirklich interessanter. Von der Kombination ganz zu schweigen: Obwohl der Film so viel Zeit darin investiert, die zwei und ihr Verhältnis zueinander vorzubereiten, springt dabei nichts raus, das einem irgendwie nahe gehen müsste. Zum Schluss wird es sogar ein wenig ärgerlich, wenn dann auf einmal wieder schamlos dem Kitsch gefrönt wird. Das ist bei solchen Katastrophenszenarien zwar keine Seltenheit. Ein bisschen mehr Ambitionen hätte man da aber schon erwarten dürfen.
Nur manchmal gemein
Beim Katastrophenteil gaben sich Campbell und Stuecken zwar schon etwas mehr Mühe. Aber auch da haben sie ihre Schwierigkeiten, aus dem Szenario wirklich etwas herauszuholen. Natürlich ist das von vornherein auch recht eingeschränkt. Sieht man einmal von dem plötzlichen Tod des Piloten ab, was eine schön gemeine Idee ist, setzt sich das Desasterkarussell aus den üblichen Bestandteilen wie Treibstoffmangel, technischer Defekt und Unwetter zusammen. Was schief gehen kann, das geht auch schief. Erst gegen Ende hin kommt bei Horizon Line noch einmal ein Einfall, der zwar vielleicht nicht der glaubwürdigste ist, aber doch auf bemerkenswerte Weise fies. Das reicht dann in der Summe, um sich die Zeit zu vertreiben, in dem Segment gibt es deutlich Schlechteres. Mehr als einen B-Movie sollte man sich hiervon aber nicht versprechen.
OT: „Horizon Line“
AT: „Horizon Line – Bruchlandung im Paradies“
Land: Schweden
Jahr: 2020
Regie: Mikael Marcimain
Drehbuch: Josh Campbell, Matthew Stuecken
Musik: Jon Ekstrand, Carl-Johan Sevedag
Kamera: Flavio Martínez Labiano
Besetzung: Allison Williams, Alexander Dreymon
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