Filmfans wissen; die 80er (und mit Abstrichen die 90er) waren DAS Jahrzehnt des Actionfilms. Sie waren Unterhaltung für unzählige Filmfans, Inspiration für so manchen Actionstar von heute, brachten Filmikonen hervor und nicht zuletzt Manchem einen Haufen Geld ein. Neben Regisseuren wie Paul Verhoeven (RoboCop, Total Recall – Die totale Erinnerung), Sam Firstenberg (American Ninja) oder Shane Black (Iron Man 3), kommen auch Scott Adkins (The Debt Collector 2), Cynthia Rothrock (China O’Brien), Eric Roberts (Best of the Best 2 – Der Unbesiegbare) und Michael Jai White (Universal Soldier) ausführlich zu Wort. Also Darsteller, die auf ihre Art das Genre mitprägten. Vor allem Deutschlandexport Matthias Hues, mit Dark Angel 1990 zum Fanliebling geworden, ist dabei die Freude anzusehen, wieder etwas Aufmerksamkeit zu bekommen und der glorreichen Zeiten zu gedenken, während Scott Adkins erzählt, warum er sich als Jugendlicher für Kampfsport interessierte.
Es macht Spaß, den gutgelaunten Stars und Filmemachern zuzusehen, wie sie selig in Erinnerungen graben und mit nostalgischem Blick aus dem Nähkästchen plaudern. Bebildert werden die Interviews mit Filmausschnitten und behind-the-scenes-Videos, es werden Verweise zu den Ursprüngen der Action in den frühen Western oder den James Bond-Filmen angestellt und auf die Entwicklung von hier zum typischen Actionkino, wie wir es heute kennen. Und natürlich gibt es neben vielen aufschlussreichen Kommentaren, auch Seitenhiebe auf Kollegen. So erinnert sich Jenette Goldstein (Aliens – Die Rückkehr, Terminator 2 – Tag der Abrechnung): „I saw Pumping Iron, the documentary, when I was in high school and I thought that was really cool. Although I did think that Arnold was a bit of a dick.“ Oder was sagt Schauspieler Vernon Wells zu seiner Rolle als Arnolds Gegenspieler Bennett in Phantom Commando: „Bennett was in love with Matrix but he hated him, too.“ So bietet In Search Of The Last Action Heroes viele Innenansichten in das von vielen geliebte – und von mindestens genauso vielen gehasste – Kino der kolossalen Fleischpaläste. Und dessen Wandlung mit dem Auftritt von Bruce Willis als John McClane zum Normalo in unmöglicher Situation. Dazu sagt Stirb langsam-Drehbuchautor Steven E. De Souza, mitverantwortlich für Klassiker wie Nur 48 Stunden und Phantom Commando: „I tried to make Bruce as grounded as possible. I was already aware of the overworked, overbuilt, steroid muscular hero, which becomes problematic (…).“
Viel Stoff, auch ohne große Namen
Mit In Search Of The Last Action Heroes legt Regisseur Oliver Harper (nicht verwandt mit Alan Harper) die dringend nötige Liebeserklärung an den Actionfilm der 80er Jahre vor, die die Fans verdienen. Finanziert von zahlreichen Crowdfundern (die zehn Minuten des Abspanns mit ihren Namensnennungen einnehmen) und vollgestopft mit kultigen Szenen aus Phantom Commando (1985), Enter the Ninja (1981) oder Beverly Hills Cop (1984), wird hier Lust auf mehr gemacht. Stars, Visionäre und Macher geben sich die Klinke in die Hand: Carolco Pictures-Produzent Mario Kassar, Terminator 2-Cutter Mark Goldblatt, die Drehbuchautoren Graham Yost (Speed), Sheldon Lettich (Bloodsport) und Zack Penn (Last Action Hero), sowie Brad Fiedel (Komponist für Terminator). Für Fans ein Fest.
Ein Manko wird für manchen das Fehlen der ganz großen Namen sein. Kein Arnold, kein Sly, kein Bruce, kein Van Damme. Es stört aber zu keiner Sekunde, da man genug Interviews mit ihnen kennt. Leider ist das hiesige Cover nicht ganz so gelungen, wie das Motiv der Crowdfunding-Edition. Doch das ist ein verschmerzbarer Makel. Der (auf Wunsch komplett eingedeutschte) Film unterhält prächtig und macht Lust darauf, zum Regal zu gehen und die verstaubten Videos rauszukramen. Ach halt; die wurden ja schon vor zwanzig Jahren aussortiert…
OT: „In Search Of The Last Action Heroes“
Land: UK
Jahr: 2019
Regie: Oliver Harper
Drehbuch: Oliver Harper, Timon Singh
Musik: Peter Bruce
Kamera: Jim Kunz
https://www.youtube.com/watch?v=RCrhCoBNkgU
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