Mad Love in New York Heaven Knows What
© Koch Films

Mad Love in New York

Inhalt / Kritik

Mad Love in New York
„Mad Love in New York“ // Deutschland-Start: 27. Mai 2021 (DVD/Blu-ray)

Harley (Arielle Holmes) liebt Ilya (Caleb Landry Jones). Sie liebt ihn ebenso sehr wie die Drogen, welche die New Yorkerin ständig nimmt. Liebt ihn mehr als das eigene Leben. Das weiß er auch. Es ist ihm nur egal, weshalb er sie in ihrem Wahn ermutigt, sich die Pulsadern aufzuschlitzen, als Beweis für ihre große Liebe. Am Ende geht sie, getrieben von den starken Gefühlen, darauf ein, will sich öffnen und ihn damit für immer an sich binden. Sie blutet, aber sie stirbt nicht, gerettet im letzten Moment von einem Freund, während Ilya schulterzuckend daneben steht. Und sie macht weiter. Macht weiter mit den Drogen, weiter mit ihrer wahnhaften Liebe, immer in der Hoffnung, dass es eines Tages anders wird …

Nah am Abgrund

Die Brüder Benny und Josh Safdie haben sich in den letzten Jahren zu zwei der größten Stars entwickelt, welche die US-amerikanische Indiefilm-Szene zu bieten hat. Das geschah sicherlich auch durch die prominente Besetzung, die sie für ihre Werke gewinnen konnten. In Good Time hastete ein nicht wieder zu erkennender Robert Pattinson als blondierter Kleinkrimineller durch die Nacht. Im nicht minder rastlosen Der schwarze Diamant durfte Adam Sandler als spielsüchtiger Juwelier unter Beweis stellen, dass er tatsächlich ein Schauspieler ist und nicht einfach nur so tut. Aber es waren auch die energiegeladenen Filme selbst, welche dem Publikum einiges abforderten, die das Duo so begehrt machten.

Umso bemerkenswerter ist Mad Love in New York, welches die beiden vor dem Doppelschlag gedreht haben. Superstars sind hier weit und breit nicht zu finden. Tatsächlich war Hauptdarstellerin Arielle Holmes zum Zeitpunkt des Drehs noch ohne jegliche schauspielerische Erfahrung. Vielmehr waren die beiden Brüder so fasziniert von der Lebensgeschichte der ehemaligen Heroinabhängigen, dass sie sie nicht nur dazu ermunterten, ihre Memoiren zu schreiben, sondern auch einen Film um sie herum auf die Beine stellten. Aus dem Buch wurde zwar nichts. Das fiktionalisierte Drama fand dafür umso mehr Beachtung, lief nach der Premiere bei den Filmfestspielen von Venedig 2014 noch auf diversen weiteren namhaften Festivals.

Gefangen in einem eigenen Kosmos

Aber auch das Tempo ist ganz anders, von der Hektik der beiden obigen Folgetitel ist hier so gar nichts zu spüren. Vielmehr erzählt Mad Love in New York von jungen Menschen, die es so sehr aus der Bahn geworfen hat, dass sie nur noch um sich selbst kreisen. Das betrifft einerseits die Drogen, nach denen sie schon lange süchtig sind und ohne die sie oft nicht einmal mehr aus dem Bett kommen. Man versucht hier auch gar nicht erst, irgendwie dagegen anzukommen. Wo Filme wie Beautiful Boy oder Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo davon erzählten, wie junge Menschen vergeblich gegen ihre Süchte ankämpfen, da sieht hier niemand die Notwendigkeit, es auch nur zu versuchen. Dadurch kommt es nicht einmal zu einem nennenswerten auf und ab.

Dass das nicht unbedingt leichte Kost ist, versteht sich von selbst. Die Perspektivlosigkeit, verbunden mit einer unerfüllbaren Leidenschaft, kann einem schon zu schaffen machen. Wir bewegen uns hier in einem Kosmos, in dem die Außenperspektive fehlt, in dem alle auf ihre Weise Gefangene sind. Ohne falsche Hoffnung oder aufmunternden Kitsch durchleben wir dieselben Situationen wieder und wieder. Als Kontrast zu diesem Realismus gibt es aber auch dieses Stilbewusstsein, wofür die Safdies bekannt geworden sind. Vor allem der häufige Einsatz von elektronischer Musik fällt an der Stelle auf, welche dem Film oft eine leicht unwirkliche Note gibt. Das Ergebnis ist ebenso sehens- wie hörenswert, ein rauschartiger Abstieg in eine Hölle, die von den Leuten nicht einmal als solche wahrgenommen wird. Ein Leben gefüllt mit so viel Tragik und vergeblicher Liebesmüh, dass man am Ende selbst nicht mehr wirklich aus seinem Bett aufstehen mag.

Credits

OT: „Heaven Knows What“
Land: USA
Jahr: 2014
Regie: Benny Safdie, Josh Safdie
Drehbuch: Ronald Bronstein, Josh Safdie
Musik: Paul Grimstad, Ariel Pink
Kamera: Sean Price Williams
Besetzung: Arielle Holmes, Buddy Duress, Ron Braunstein, Eleonore Hendricks, Caleb Landry Jones, Yuri Pleskun

Bilder

Trailer

Filmfeste

Venedig 2014
Toronto International Film Festival 2014
International Film Festival Rotterdam 2015
SXSW Film Festival 2015
Filmfest München 2015

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„Mad Love in New York“ nimmt uns mit in die Drogenszene New Yorks, wo eine junge Frau ebenso süchtig nach Heroin wie nach einem Mann ist, der sie zum Selbstmord überreden will. Das Ergebnis ist ein streckenweise kaum zu ertragendes Drama, welches die realistische Ausweglosigkeit mit einer unwirklich anmutenden elektronischen Musik unterlegt.
8
von 10