My Father at Grandma’s Funeral

Als die Großmutter nach langer Krankheit stirbt, reist eine Familie auf Land zum Heimatdorf des Vaters. Dort sollen sie zusammen mit den anderen dort heimischen oder ebenfalls angereisten Verwandten die Beerdigung organisieren, was sich aber als sehr schwierig erweist. Die Mutter der Familie, welche schon immer im Streit mit ihrer Schwiegerfamilie war, streitet sich heftig mit dieser und reist letztlich wieder ab, sodass Vater und Sohn zurückbleiben. Doch damit herrscht noch längst kein Frieden in der Verwandtschaft, was beide zu spüren bekommen, da sie sich mehr und mehr ausgegrenzt fühlen. Letztlich können Vater und Sohn der Beerdigung nur aus der Ferne beiwohnen, da sie vom Rest der Familie nicht geduldet werden.

Ein neues Bild des Vaters

Bei den Golden Horse Awards wurde Jhan Bo-Jyuns Animationsfilm My Father at Grandma’s Funeral in der Kategorie Bester Animationsfilm nominiert, konnte den Preis aber nicht erhalten. Das ist bedauerlich, nicht nur wegen des Talents des Filmemachers, sondern wegen der offensichtlichen Qualität der Animation, welche die Geschichte um Familie und Erinnerung sinnvoll unterstützt. Der Perspektive des Kindes der Familie folgend wird der Zuschauer Zeuge eines besonderen Moments, in dem der Sohn seinen Vater mit anderen Augen sieht, ihn nicht mehr nur als Familienoberhaupt wahrnimmt, sondern ebenfalls als Sohn, der um seine Mutter trauert. Seine Emotionen werden dabei überlagert von dem schmerzhaften und kräftezehrenden Konflikt mit dem Rest der Verwandtschaft.

Entsprechend kindlich ist auch die Animation, welche bisweilen an Bleistiftzeichnungen erinnert. Interessant ist vor allem die Gestaltung der Landschaft, beispielsweise des Melonenfeldes am Ende, welche auf der einen Seite die ländliche Idylle widerspiegelt, doch durch die Präsenz von Strommasten und dem allgegenwärtigen Grau zugleich die Gefühlslage des Vaters und des Sohnes, die von weitem aus einem Ereignis beiwohnen, welches sie gerne aus der Nähe sehen würden. Aus dieser Distanz und der hilflosen Trauer entsteht ein Moment der Nähe wie auch der Veränderung, der nicht in Worte zu fassen ist, sondern den Jhan Bo-Jyun mittels seiner  kunstvollen Bildsprache bestenfalls andeutet.