Die Serie It’s a Sin erzählt die Geschichte mehrerer junger schwuler Männer, die sich Anfang der 1980er in London kennenlernen und gemeinsam die HIV/AIDS-Krise in England durchleben. Einer dieser Männer ist der von Nathaniel Curtis gespielte Ash Mukherjee. Zum Start der Dramaserie auf Starzplay am 20. Juni 2021 haben wir den Schauspieler zu der Krankheit, der gesellschaftlichen Relevanz und seine Lieblingsdekade befragt.
Warum wolltest du bei der Serie mitspielen?
Das Drehbuch. Als ich es gelesen habe, war ich absolut davon begeistert: Es ist lustig, es ist klug und es ist herzerweichend. Für mich war daher klar, dass ich auf jeden Fall mitspielen wollte, und ich habe mich riesig gefreut, als ich es tatsächlich geklappt hat.
Könntest du uns ein wenig über deine Figur verraten? Wen spielst du? Was ist seine Geschichte?
Ich spiele Ash, der zusammen mit Ritchie und Jill auf die Universität geht. Wir lernen ihn auch durch Ritchie kennen. Ash ist jung, athletisch, attraktiv und cool und wandelt sich mit der Zeit in einen fürsorglichen, einfühlsamen und freundlichen Mann.
Die Serie spielt zu einer Zeit, als AIDS noch neu war und noch nicht klar war, wie man dieser Krankheit umgehen soll. Inzwischen ist die Behandlung so viel besser geworden, dass die Krankheit ein wenig ihren Schrecken verloren hat. Warum ist die Geschichte deiner Meinung nach trotzdem relevant für ein heutiges Publikum?
Wir haben so viele Menschen, Männer wie Frauen, an diese Krankheit verloren. Allein deshalb schon braucht es solche Geschichten, um an die vielen Leute zu erinnern und damit sie nicht in Vergessenheit geraten. It’s a Sin ist eine Serie über Liebe und Verlust, was zwei sehr universelle und zeitlose Themen sind. Außerdem gibt es durchaus Parallelen zu der aktuellen Pandemie, auch wenn wir die Serie schon vorher gedreht haben.
Wenn du die beiden Pandemien vergleichen müsstest, welche Gemeinsamkeiten gibt es und welche Unterschiede?
In beiden Fällen ging es damit los, dass viel hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde. Es wusste ja keiner wirklich, was da geschieht. Außerdem wurde sehr viel Schuld hin und her geschoben. Wir zeigen in der Serie, wie Homosexuelle verteufelt werden und AIDS als Schwulenkrankheit bezeichnet wird. Gleichzeitig ist die Situation heute durch die technologischen Fortschritte eine andere. Allein schon die sozialen Medien haben dazu beigetragen, dass wir heute viel früher und besser informiert sind. Dann haben wir Impfungen gegen Corona, während es bis heute keine Impfung gegen AIDS gibt.
Wie du schon sagst, wurde AIDS damals mit Homosexualität in Verbindung gebracht, obwohl auch Heterosexuelle betroffen waren. Wenn wir heute wieder eine solche Pandemie hätten, wie würde die Gesellschaft darauf reagieren? Gäbe es heute auch eine Negativität wie damals?
Ich denke, dass da sehr viel Negativität wäre. Aber durch den technologischen Fortschritt sollte das anders ausfallen als damals. Und ich hoffe, dass auch die Gesellschaft sich seither genügend weiterentwickelt hat. Dass es diesmal mehr Unterstützung gäbe als damals.
Ganz allgemein, wie sehr kannst du dich mit der Geschichte und deiner Figur identifizieren?
Ich wusste nicht sehr viel über HIV und AIDS vor der Serie. Das war kein Thema, über das an der Schule zum Beispiel groß gesprochen würde. Es hat mich auch emotional sehr mitgenommen, mehr über das alles zu erfahren. Was die Figur angeht: Wir haben da schon Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel haben wir beide das Glück, ein sehr liebevolles Umfeld zu haben. Uns sind auch andere sehr wichtig. Aber er ist deutlich cooler, als ich es bin. Er ist sozusagen die coole Ausgabe von mir.
In den letzten Jahren haben viele Serien und Filme die 80er Jahre aufleben lassen. Es gab auch sehr viel Nostalgie für diese Zeit, selbst bei denen, die diese gar nicht miterlebt haben. Bist du selbst ein 80er Jahre Typ?
Ich bin selbst 1990 geboren und habe sie daher gerade verpasst. Aber ich habe durch die Serie die 80er Jahre zu schätzen gelernt. Wenn du dir die Musik von damals anhörst, da war immer so viel Freude dabei. So viel Spaß. Oder auch die Klamotten, die gleichzeitig sehr bequem und auf ihre Weise schön waren. Das hatte alles schon etwas sehr Charakteristisches. Die 80er waren großartig!
Und wenn du dir eine Dekade aussuchen könntest, um in dieser zu leben, welche wäre das?
Ich wünschte, ich hätte die 1990er als Teenager oder in meinen 20ern erlebt. Die Musik, die damals aufkam, oder wie sich die Technologie weiterentwickelte, das hätte ich gern miterlebt. Außerdem wäre ich neugierig, wie es im alten Griechenland wirklich gewesen ist.
Der Titel It’s a Sin bezieht natürlich auf das gleichnamige Lied der Pet Shop Boys. Aber denkst du, dass es überhaupt so etwas gibt wie eine Sünde?
Sünde bedeutet vermutlich für jeden etwas anderes. Für manche ist es schon seine Sünde, einen braunen Gürtel zu schwarzen Schuhen zu tragen. Für mich wäre Mord eine Sünde. Außerdem zu Bedienungen unhöflich zu sein. Das geht gar nicht.
In der Serie lernen sich die Figuren während einer Krisenzeit kennen. Führen solche Krisen dazu, dass Leute leichter zusammenkommen, oder führen sie eher zu einer Spaltung?
Das hängt davon ab, in welcher Form die Leute davon betroffen sind. Da gibt es kein richtig oder falsch. Manche sind so sehr davon mitgenommen, dass sie lieber für sich bleiben wollen. Andere suchen da die Nähe von anderen, um die Erfahrung zu teilen. Eine solche gemeinsame Erfahrung kann schon sehr zusammenschweißen. Ich denke, dass die Figuren von It’s a Sin auch heute noch miteinander befreundet wären.
Vielen Dank für das Gespräch!
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