Mitte der 1970er Jahre schlägt sich der Boxer Rocky Balboa (Sylvester Stallone), der aufgrund seiner italienischen Herkunft im Ring den Spitznamen „The Italian Stallion“ trägt, mit Gelegenheitsjobs, als Geldeintreiber für einen Kredithai sowie durch kleine Boxkämpfe durch. Letztere sind schlecht bezahlt und meist kann Balboa von Glück reden, wenn er die Fahrt zurück nach Hause von dem Geld bezahlen kann. Seine Freunde sind Paulie Pennino (Burt Young), der in einer Industriefleischerei arbeitet, und dessen Schwester Adrianna (Talia Shire), die in einer Tierhandlung arbeitet und auf die Rocky ein Auge geworfen hat. Immer wieder träumt Rocky davon, mit dem Boxen seinen Lebensunterhalt zu verdienen, was ihn in Konflikt bringt mit seinem alten Trainer Mickey Goldmill (Burgess Meredith), der nicht viel von seinem einstigen Schützling mehr hält und findet, er werfe sein Talent weg.
Als der Herausforderer des amtierenden Box-Weltmeisters Apollo Creed (Carl Weathers) krankheitsbedingt ausfällt, muss schnell ein Ersatz gefunden, wobei die Wahl schließlich auf Balboa fällt. Der Kampf, der in Rocky Heimatstadt Philadelphia und anlässlich des 200-jährigen Bestehens der USA stattfinden soll, bietet dem Außenseiter eine einmalige Chance, auch wenn niemand ernsthaft an Rockys Sieg glaubt. Dennoch stürzt sich Rocky ins Training, wobei er von Goldmill unterstützt wird, der ihn davon überzeugen will, endlich an sich zu glauben.
Vom Underdog in den Boxring
Ähnlich wie dem vom ihm gespielten Rocky Balboa ging es wohl auch Sylvester Stallone Mitte der 1970er Jahre, denn obwohl er schon in sehr vielen Produktionen mitgespielt hatte, waren dies eher kleinere Rollen, sodass der große Durchbruch für den Darsteller ausblieb. Angeblich inspiriert durch den Kampf Muhammad Alis gegen den Außenseiter Chuck Wepner, der zwar den Kampf verlor, aber den amtierenden Weltmeister doch sehr ins Straucheln brachte, schrieb Stallone innerhalb weniger Tage das Drehbuch zu Rocky, welches schon bald sehr viel Interesse bei Produktionsfirmen erhielt. Schließlich gelang es Stallone und seinem Management sogar durchzusetzen, dass er die Rolle des Boxers spielte, was zu einem wichtigen Schritt in der Karriere werden sollte, denn mit dem kritischen wie kommerziellen Erfolg von Rocky war Stallone aus dem Olymp Hollywoods nicht mehr wegzudenken.
Wie bereits erwähnt sind die Parallelen zwischen Stallone und der Figur, die er spielt, nicht von der Hand zu weisen. Neben John Rambo dürfte Rocky Balboa nicht nur die bekannteste Figur Stallones sein, sondern auch jene Rolle, die einen besonderen Platz in seinem Herzen hat, wenn man alleine von seinem Spiel in diesem ersten Teil der mittlerweile neun Filme umfassenden Filmreihe ausgeht. Balboa ist jemand von der Straße, der versucht, ohne eine ausreichende Schulausbildung sich über Wasser zu halten, doch gleichzeitig einen Traum hat, der ihm immer wieder präsent wird, wenn er auf die Plakate alter Boxkämpfe während des Trainings oder in der Umkleidekabine blickt. Durch seine Umwelt als Verlierer abgestempelt, wird ihm keine Chance zugeschrieben, wie er sich auch selbst keine zugesteht, was sich auch mittels der Nebencharaktere bewiesen lässt, wie beispielsweise der von Talia Shire (Der Pate) gespielten Adrianne oder ihrem Bruder, die beide ebenfalls zu den gesellschaftlichen Außenseitern zählen.
Diese Idee findet sich auch in der Ästhetik des Films wieder. Philadelphia wird, durch die Bilder von Kameramann James Crabe, als ein Ort des Post-Industrialismus dargestellt, aber auch einer, an dem die amerikanische Geschichte samt ihrer Gründungsmythen sehr präsent ist. Der Ort wird als einer mit zwei Seiten gezeigt: auf der einen Seite bittere Armut, doch auf der anderen Seite ein niemals versiegender Wille zum Aufstieg. Dabei spielt die unvergessliche Filmmusik Bill Contis ebenfalls eine gewichtige Rolle, was wohl nicht zuletzt zu ihrem zeitlosen Status beigetragen hat.
Das amerikanische Narrativ
Wie der von Carl Weathers gespielte Apollo Creed selbst sagt, ist die Geschichte des Underdogs eine, die nicht nur ur-amerikanisch ist, sondern eine, die sich sehr gut verkauft. Die Außenaufnahmen Philadelphias wie auch die Lebensumstände Balboas oder seines Umfeldes machen mehr als deutlich, wie erreichbar dieser Traum noch in der Realität ist und dass es eines Narrativs, wie der Sport sie immer wieder schreibt, bedürfe, um diesen zu reanimieren, zumindest für die Dauer eines Boxkampfes. Die Collage, welche das Training Balboas zeigt, wie auch die mediale Berichterstattung um den Kampf zeigen nicht zuletzt das Geschäft mit dieser Erzählung, den Glauben daran, dass es der Außenseiter nach wie vor schaffen kann. Ironischerweise ist Creed selbst einer, der diesem Narrativ seinen Aufstieg verdankt, zumindest teilweise.
Die Struktur des Filmes, die diversen Hürden, welche Rocky zu nehmen hat, unter anderem den Kampf gegen sich selbst, laufen geradewegs auf jenen Moment im Ring zu, den Regisseur John G. Avildsen und Kameramann James Crabe packend inszenieren und welcher gewissermaßen die vorangegangene Geschichte im Kleinformat widerspiegelt.
OT: „Rocky“
Land: USA
Jahr: 1976
Regie: John G. Avildsen
Drehbuch: Sylvester Stallone
Musik: Bill Conti
Kamera: James Crabe
Besetzung: Sylvester Stallone, Talia Shire, Burt Young, Carl Weathers, Burgess Meredith
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1977 | Bester Film | Sieg | |
Beste Regie | John G. Avildsen | Sieg | ||
Bester Hauptdarsteller | Sylvester Stallone | Nominierung | ||
Beste Hauptdarstellerin | Talia Shire | Nominierung | ||
Bester Nebendarsteller | Burgess Meredith | Nominierung | ||
Bester Nebendarsteller | Burt Young | Nominierung | ||
Bestes Original-Drehbuch | Sylvester Stallone | Nominierung | ||
Bester Schnitt | Richard Halsey, Scott Conrad | Sieg | ||
Bester Ton | Harry W. Tetrick, William L. McCaughey, Lyle J. Burbridge, Bud Alper | Nominierung | ||
Bestes Lied | Bill Conti, Carol Connors, Ayn Robbins | Nominierung | ||
BAFTA Awards | 1978 | Bester Film | Nominierung | |
Beste Regie | John G. Avildsen | Nominierung | ||
Bester Hauptdarsteller | Sylvester Stallone | Nominierung | ||
Bestes Drehbuch | Sylvester Stallone | Nominierung | ||
Golden Globes | 1977 | Bester Film (Drama) | Sieg | |
Beste Regie | John G. Avildsen | Nominierung | ||
Bester Hauptdarsteller (Drama) | Sylvester Stallone | Nominierung | ||
Beste Hauptdarstellerin (Drama) | Talia Shire | Nominierung | ||
Bestes Drehbuch | Sylvester Stallone | Nominierung | ||
Beste Musik | Bill Conti | Nominierung |
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