Den Kampf hat er zwar nicht gewonnen, aber der Stern von Boxer Rocky Balboa (Sylvester Stallone), auch bekannt unter dem Spitznamen „The Italian Stallion“, ist gerade erst am Aufgehen, denn seinem Gegner Apollo Creed (Carl Weathers), der bislang als Weltmeister unantastbar war, hat er ganz schön zugesetzt. Eigentlich sollte es kein erneutes Match zwischen den beiden geben, doch nach einer ganzen Reihe negativer Schlagzeilen und hämischen Fanbriefen besteht Creed nach seiner Entlassung aus dem Hospital auf einem solchen. Balboa hat jedoch andere Pläne abseits des Rings, denn wegen einer Verletzung seines Auges, die bei einem erneuten Kampf zum Erblinden führen könnte, hat er die Boxhandschuhe an den Nagel gehängt. Zudem haben er und Adrianne (Talia Shire) geheiratet und erwarten ihr erstes Kind, sodass er beschlossen hat, sich einen anderen Job zu suchen, was sich jedoch aufgrund seiner mangelnden Schulbildung als sehr schwierig erweist.
Als die finanziellen Schwierigkeiten der jungen Familie offensichtlich werden und Creed über seinen Agenten einer Kampagne gegen Rocky startet, welche diesen als Feigling darstellt, weil er sich einem erneuten Kampf nicht stellen will, will Balboa doch zurück in den Ring. Auch dieses Mal soll ihm sein alter Trainer Mickey (Burgess Meredith) helfen, doch dieser warnt seinen Schützling, dass Creed dieses Mal vorgewarnt ist und der Kampf ganz anders aussehen wird. Balboa muss lernen, schneller im Ring zu sein und seinen Gegner zu überraschen, was nicht so einfach ist, denn Rocky ist nicht konzentriert, machen ihm doch die Sorgen um seine Familie sehr zu schaffen.
Ein Boxer und ein Familienmensch
Nach dem großen kommerziellen wie auch kritischen Erfolg des ersten Rocky-Films waren die Studiobosse von United Artists Feuer und Flamme, als Hauptdarsteller Sylvester Stallone auf Nachfrage hin auch dieses Mal schnell eine Idee hatte für eine Fortsetzung. Da aber John G. Avildsen, Regisseur des ersten Teils, aufgrund von Terminschwierigkeiten nicht mehr die Regie übernehmen wollte, brachte Stallone sich selbst als dessen Ersatz ins Rennen, was zunächst mit Skepsis gesehen wurde, hatte der Schauspieler doch hinter der Kamera wenig Erfahrung. Schließlich gelang es Stallone durch eine hartnäckige Überzeugungstaktik das Studio umzustimmen, sodass er die Geschichte um den „Underdog“ Rocky Balboa weiterführen konnte.
Nur wenige Momente nach dem letzten Gong und der Verkündung des Ergebnisses des Kampfes setzt die Geschichte von Rocky II an, die zunächst einmal auf die letzten Aufnahmen des vorherigen Filmes zurückgreift. Es ist ein Moment im Scheinwerferlicht, den Balboa nur kurz erlebt und der sogleich abgelöst wird durch die harte Realität, die für ihn mit einer Rückkehr in die Straßen Philadelphias beginnt und damit in jenen Kampf ums Überleben, von dem er eigentlich dachte, er hätte ihn hinter sich. Noch verschärft durch seine Rolle als Ehemann und später las Vater drängt nunmehr die Zeit, Geld zu verdienen und sein Status als Außenseiter wird ihm mehr und mehr bewusst, beispielsweise als er am Arbeitsamt wegen seiner mangelnden Schulbildung abgelehnt wird.
In seiner Fortsetzung des Sportlerdramas setzt Stallone in seiner Inszenierung wie auch der Erzählweise weiterhin auf jene Mischung aus Realismus und Drama, die bereits den Vorgänger ausmachten. Vieles hiervon kommt dem Zuschauer schon aus dem vorherigen Film bekannt vor, auch wenn die Verweise auf den amerikanischen Traum und die „vom Tellerwäscher zum Millionär“-Metaphorik deutlich weniger präsent ist. Vor allem der Rollenkonflikt seiner Figur steht im Vordergrund, welcher sich aus dem Kämpfer und Sportler, der er weiterhin ist, und der Verantwortung für die Familie ergibt. Bill Butlers Bilder erinnern dabei gerade im ersten Teil an die Familiendramen eines Stanley Kramers oder eines John Cassavetes, wobei in der zweiten Hälfte man sich im gewohnten Terrain des Trainings und des Kampfes wiederfindet.
Die Wahrheit des Siegers
Allerdings scheint es Stallone noch um eine ganz andere Wahrheit zu gehen, was vielleicht auch mit den Parallelen zwischen ihm als Darsteller und der Figur Rocky Balboa zu tun hat. Bei einem Dreh für einen Werbespot, der mehr und mehr zu einer Farce wird und während der sich Balboa zum Gespött macht, wird eine ganze andere Realität ausgesprochen, die nichts mit dem Narrativ des Siegers, zumindest so, wie es sich Rocky vorgestellt hat, zu tun hat. Nicht nur macht man sich über seine offensichtliche Leseschwäche lustig, auch sein Kampf gegen Creed wird immer mehr mit kritischen Augen gesehen und sein kleiner Triumph über den Champion als Zufallstreffer.
Abermals stilisiert Stallone seine Figur zum Underdog, der, begleitet von der Filmmusik Bill Contis, wie ein Phoenix aus der Asche steigt, wenn er, umjubelt von den Massen am Straßenrand, durch seine Heimatstadt joggt. Visuell und erzählerisch mag dies nicht neu sein und überraschen mag es auch nicht, aber seine Wirkung erzielen solche Bilder dennoch beim Zuschauer, was Rocky II, nicht zuletzt wegen der abermals tollen Kampfszenen im Finale, sehenswert macht.
OT: „Rocky II“
Land: USA
Jahr: 1979
Regie: Sylvester Stallone
Drehbuch: Sylvester Stallone
Musik: Bill Conti
Kamera: Bill Butler
Besetzung: Sylvester Stallone, Talia Shire, Burt Young, Carl Weathers, Burgess Meredith
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