Stiller Verdacht La part du soupçon
© ZDF/Eloïse Legay

Stiller Verdacht

Inhalt / Kritik

Stiller Verdacht La part du soupçon
„Stiller Verdacht“ // Deutschland-Start: 7. Juni 2021 (ZDF)

Thomas (Kad Merad) und Alice Kertez (Laurence Arné) führen ein glückliches, unscheinbares Leben. Gemeinsam ziehen sie ihren Sohn Romain (Gaspard Pasquet) auf. Doch dann steht auf einmal Kommissarin Sophie Lancelle (Géraldine Pailhas) vor der Tür, in der Begleitung zahlreicher Kollegen und Kolleginnen, und nehmen die Wohnung auseinander. Der ungeheuerliche Vorwurf: Thomas soll in Wahrheit ein gesuchter Verbrecher sein, der vor Jahren seine Familie ausgelöscht hat und anschließend verschwunden ist. Für Alice steht fest, dass dies ein schrecklicher Irrtum sein muss. Die restliche Bevölkerung des kleinen Küstenortes ist sich da hingegen nicht so sicher. Immer wieder kommt es zu Anfeindungen. Und auch Alice kommen nach und nach Zweifel, umso mehr, da Thomas nie über seine Vergangenheit redet …

Könnte mein Mann ein Mörder sein?

Kennt man einen Menschen jemals wirklich? Ist es möglich, Jahre an der Seite von jemandem zu verbringen und dabei doch etwas Wesentliches zu übersehen? Diese Frage steht im Mittelpunkt von Stiller Verdacht, wenn eine Frau mit der Aussage konfrontiert wird, ihr Mann könne ein Mörder sein. Schlimmer: Jemand, der zuvor seine eigene Frau und sein Kind getötet hat. Klar erscheint die Vorstellung zunächst absurd. Selbst wenn es innerhalb von Beziehungen noch das eine oder andere Geheimnis geben sollte, irgendetwas unausgesprochen blieb, im Großen und Ganzen ist man sich doch schon vertraut. Zu vertraut, um so etwas Ungeheuerliches wie einen Mord zu übersehen – so die Annahme.

Aber was wenn doch? Zumindest im Thrillerbereich wird immer mal wieder gern mit dem Motiv gespielt, dass ein vertrauter Mensch eine ganz dunkle Seite hat, die bislang unter der Oberfläche verborgen blieb. Die Serie The Undoing beginnt beispielsweise ebenfalls damit, dass eine Frau von der Polizei mit dem Verdacht überrannt wird, der Mann habe jemanden ermordet. In A Good Marriage ist es die Frau selbst, die auf entsprechende Spuren stößt. Es ist also keine besonders neue Geschichte, die da in Stiller Verdacht erzählt wird. Solange die Umsetzung aber passt, ist Originalität weniger wichtig. Die Hauptsache ist, dass die Version spannend ist und im Idealfall auch ein paar interessante Charaktere darin auftauchen.

Nervig und unsinnig

Im Fall des französischen TV-Films lässt sich das jedoch eher weniger behaupten. Zumindest anfangs stimmt da schon noch die Balance aus Drama und Thriller, aus schrecklichem Verdacht und einem schrecklichen Umfeld. Wenn auf einmal alle möglichen Leute Thomas und seine Familie meiden, sie beschimpfen oder mit anonymen Telefonanrufen terrorisieren, dann erinnert das an Werke wie Die Jagd. Auch dort reichte bereits der Verdacht dafür, damit die Menschen ihre Hetzjagd beginnen. An der Wahrheit hat niemand Interesse, nicht einmal Sophie. Denn die ist so felsenfest davon überzeugt, endlich den Schuldigen gefasst zu haben, dass ihr sämtliche Grenzen egal sind, seien sie nun juristischer oder moralischer Natur.

Das ist dann auch das erste Problem des Films: Die Polizistin ist derart unerträglich, dass schon nach wenigen Minuten das Bedürfnis entsteht, doch wieder umzuschalten. Klar, die Figur eines unerbittlichen Ermittlers gehört zum Genrestandard. So manch einer hat sich beim Versuch schon ruiniert, einen bestimmten Fall zu lösen. Diese Figur muss noch nicht einmal übermäßig sympathisch sein. Wenn aber jemand derart unverschämt auftritt, völlig frei jeglichen Charismas ist und dabei nicht einmal sonderlich kompetent wirkt, dann wird es schwierig. Wobei eine Teilschuld auch bei den völlig willkürlichen Ermittlungen liegt. In Stiller Verdacht gibt es immer wieder Szenen, bei denen man sich fragen muss, ob sich der Film über das Publikum lustig machen will. Wenn völlige Belanglosigkeiten auf einmal „Beweise“ sein sollen, dann kommt man als Krimifan so gar nicht auf seine Kosten.

Trotz guten Hauptdarstellers wenig überzeugend

Überhaupt ist Stiller Verdacht auf eine fast schon bewundernswerte Weise losgelöst von Logik und Glaubwürdigkeit. Zusammen mit der Fülle an Klischees, die hier so verbraten werden, ergibt das eine zunehmend ärgerliche Mischung. Das meiste lässt sich vorhersehen. Die Überraschungen wiederum sind ziemlicher Unsinn. Zumindest teilweise wird dies durch das Auftreten von Kad Merad (Willkommen bei den Sch’tis, The Big Hit) ausgeglichen. Der eigentlich auf komische Rollen abonnierte Schauspieler bringt hier eine überzeugende Undurchsichtigkeit mit, eine bedrohliche Präsenz, bei der man selbst ins Grübeln kommen könnte. Dieses Talent hier jedoch völlig verschwendet, zumal der Film für eine derart personenbezogene Geschichte erstaunlich wenig über die Figuren zu sagen hat.

Credits

OT: „La part du soupçon“
Land: Frankreich
Jahr: 2019
Regie: Christophe Lamotte
Drehbuch: Julien Messemackers, Alexandre Lessertisseur
Musik: R. Jéricho
Kamera: Hugues Poulain
Besetzung: Kad Merad, Laurence Arné, Géraldine Pailhas, Gaspard Pasquet, Françoise Lebrun, Steve Achiepo, Julie-Ann Roth

Bilder

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Stiller Verdacht
fazit
In „Stiller Verdacht“ erfährt eine Frau, dass ihr Mann in Wahrheit ein gesuchter Verbrecher sein soll, der seine vorherige Familie umgebracht hat. Das funktioniert anfangs noch, auch weil Hauptdarsteller Kad Merad gute Arbeit leistet. Eine nervige Polizistin, die unsinnige Geschichte und diverse Klischees sorgen dafür, dass von dem guten Eindruck nicht viel bleibt.
4
von 10