Stowaway – Blinder Passagier
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Stowaway – Blinder Passagier

Inhalt / Kritik

Stowaway
„Stowaway – Blinder Passagier“ // Deutschland-Start: 24. Juni 2021 (Kino) // 11. November 2021 (DVD/Blu-ray)

Insgesamt zwei Jahre lang sollen Captain Marina Barnett (Toni Collette), Medizinerin Zoe (Anna Kendrick) und der Biologe David (Daniel Dae Kim) mit ihrem Raumschiff unterwegs zum Mars sein, so der Plan. Nicht geplant war aber, dass noch ein vierter mit an Bord sein würde. Der Schock ist daher groß, als sie den bewusstlosen Ingenieur Michael (Shamier Anderson) finden, der ungewollt und unbemerkt von allen mit an Bord ist. Eine Umkehr ist ausgeschlossen, dafür sind sie schon zu weit. Es bleibt also nichts anderes übrig, als ihn in die Gruppe aufzunehmen und mit ihm zum Mars zu fliegen. Doch dann müssen sie feststellen, dass ein wichtiger Teil des Raumschiffs defekt ist und ihnen nur genügend Sauerstoff für drei der vier zur Verfügung steht. Sollte Michael an Bord bleiben, riskiert er damit auch das Leben der drei anderen …

Überlebenskampf im Nirgendwo

Offensichtlich hat Joe Penna eine Vorliebe für Geschichten rund um Überlebenskämpfe, die sich in einer menschenfeindlichen, weit abgelegenen Umgebung abspielen. Bei seinem ersten Film Arctic ließ der eigentlich als Musiker bekannte Regisseur einen Mann im ewigen Eis stranden und schaute ihm dabei zu, wie er verzweifelt versucht, wieder zurück zur Zivilisation zu finden. In Stowaway – Blinder Passagier, dem zweiten Spielfilm des gebürtigen Brasilianers, gibt es immerhin gleich vier Figuren, die in dieser schwierigen Situation gelandet sind. Anstatt wie beim letzten Mal rund anderthalb Stunden lang zu schweigen, gibt es hier daher reichlich Dialoge. Weniger gefährlich ist das Szenario deshalb aber nicht.

Das Setting bringt natürlich eine andere Form der Spannung mit sich. Die weiten Flächen der Arktis sind einem engen Raumschiff gewichen, was automatisch eine leicht klaustrophobische Stimmung bedingt. Und während in Arctic zumindest theoretisch Zeit keine wirkliche Rolle spielt, ist Stowaway – Blinder Passagier von Anfang an mit einem gehörigen Zeitdruck verbunden. Der Sauerstoff in dem Raumschiff ist nun einmal endlich. Wenn nicht bald eine Lösung gefunden wird, bedeutet das für alle vier den Tod. Dennoch verzichtet Penna erneut auf eine reißerische Dramatisierung im Stil eines Katastrophenfilms, sondern bleibt lieber näher bei seinen Figuren. Trotz der Gefahr sind alle bemüht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Entsprechend ruhig ist die Atmosphäre.

Fragen zwischen Moral und Pragmatismus

Dabei wäre die Situation von Stowaway – Blinder Passagier eigentlich prädestiniert für hitzige Diskussionen. Wenn vier Menschen an Bord sind, aber nur drei davon versorgt werden können, wäre ein naheliegender Schluss, dass darüber gestritten wird, wer denn überleben darf. The Philosophers – Wer überlebt? hatte vor einigen Jahren ein solches Szenario durchgespielt, als eine Schulklasse festlegen sollte, wer aus ihrer Runde bei einem Atomkrieg einen Platz im begrenzten Bunker erhalten sollte – und wer nicht. Da ging es weniger um die moralische Frage, wer es mehr verdient zu überleben, sondern knallharten Pragmatismus. Wer die wichtigsten Fähigkeiten und Talente für ein Leben nach der Apokalypse mitbringt, der ist für die Menschheit am wichtigsten.

Leider hält sich Penna an der Stelle ziemlich zurück. Von Anfang an ist klar, dass Michael als Nicht-Crewmitglied den Kürzeren zieht. Erst an einer späteren Stelle kommt überhaupt das Thema auf, dass vielleicht auch jemand anderes sich opfern könnte. Wichtiger ist in Stowaway – Blinder Passagier die Frage, wie man damit umgeht, einen unschuldigen Menschen töten zu müssen. In dem Film gibt es keine Psychopathen, die nur den eigenen Nutzen sehen, wird nicht mit Ellbogen gekämpft. Stattdessen sind sie wirklich darum bemüht, eine Lösung zu finden. Die Tragik des Films liegt darin, dass eigentlich alle wissen, dass es keine wirkliche Überlebenschance gibt. Aber wer schickt schon einen anderen Menschen, gesund und unschuldig, einfach in den Tod?

Die Suche nach der Menschlichkeit

Auch wenn der Film grundsätzlich als Science-Fiction-Thriller verkauft wird, ist er deshalb letztendlich über weite Strecken ein Drama. Tatsächlich nervenaufreibende Szenen gibt es kaum. Stattdessen steht der menschliche Faktor im Vordergrund. So richtig in die Tiefe geht das zwar nicht. Stowaway – Blinder Passagier gewährt nur wenige Blicke in das Leben vor bzw. abseits des Raumschiffes. Aber es bleibt doch genug, um von den Vorkommnissen an Bord bewegt zu sein. Wer sich den Film allein des Spannungsfaktors wegen anschauen will, der wird zwar ebenso wenig bedient wie ein Publikum, das sich vor allem für die ganz existenziellen Fragen interessant. Als eine Art Zwischenform aus beidem ist der Film aber sehenswert, nicht zuletzt wegen des Ensembles, welches inmitten eines finsteren Vakuums um das Überleben und die eigene Menschlichkeit kämpft.

Credits

OT: „Stowaway“
Land: USA, Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Joe Penna
Drehbuch: Joe Penna, Ryan Morrison
Musik: Volker Bertelmann
Kamera: Klemens Becker
Besetzung: Toni Collette, Anna Kendrick, Daniel Dae Kim, Shamier Anderson

Bilder

Trailer

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In „Stowaway – Blinder Passagier“ entdeckt die Crew einer Marsmission, dass sich ungewollt eine vierte Person an Bord befindet, für die aber die Sauerstoffvorräte nicht reichen. Der Film ist dabei einerseits Überlebenskampf, gleichzeitig aber auch ein menschliches Drama, das sich mit moralischen Fragen beschäftigt.
7
von 10