Rakuen The Promised Land

The Promised Land

Inhalt / Kritik

Rakuen The Promised Land
„The Promised Land“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Auf dem Weg von der Schule zurück nach Hause verschwindet an einem Tag die zehnjährige Aika spurlos. Schon nach wenigen Stunden haben sich viele der Dorfbewohner versammelt, um nach dem Mädchen zu suchen, während die Polizei nach Zeugen sucht, doch bis auf Aikas beste Freundin Tsugumi, die von einem fremden Auto berichtet, fehlt jegliche Spur, sodass die Suche erfolglos bleibt. Zwölf Jahre später ist die Gemeinde nach wie vor geprägt von den Ereignissen damals. Doch während die mittlerweile erwachsene Tsugumi (Hana Sugisaki) von zu Hause ausgezogen ist und in Tokio in einem Gemüsemarkt arbeitet, sind Aikas Verwandte, insbesondere ihr Großvater Fujiki (Akira Emoto), immer noch mit der Suche beschäftigt. Ein riesiges Plakat, samt einer Beschreibung Aikas finden sich an ihrem Haus. Doch die Aussichten, die Schülerin lebend zu finden, sind sehr gering, sodass sich die Polizei nicht mehr mit dem Fall befasst. Auch Takeshi (Go Aayano), ein Außenseiter im Dorf, wie auch seine Mutter, aufgrund seiner Herkunft von außerhalb, scheint der Fall zu beschäftigen, vor allem, da er sich einst an der Suche beteiligte.

Aufgrund eines Festes im Dorf kehrt Tsugumi zurück in ihre Heimat, auch wenn sie die Erinnerungen an diese sonst meidet. Als dann abermals ein Mädchen verschwindet, kommen nicht nur diese Erinnerungen wieder hoch, dieses Mal meint man in dem Sonderling Takeshi einen mutmaßlichen Täter gefunden zu haben, gegen den sich recht schnell der Hass der Gemeinde richtet, mit katastrophalen Konsequenzen.

Zu gleichen Zeit richtet die Stimmung der Dorfbewohner auch gegen den Imker Zenjiro (Koichi Sato), dessen Idee, durch die Herstellung von Bio-Produkten dem Ort eine neue Identität zu geben, ein gefährliches Eigenleben entwickelt und der irgendwie mit dem Fall der vermissten Mädchen in Zusammenhang steht.

Die Dynamik einer Hetzjagd

In den 90ern machte sich Regisseur Takahisa Zeze mit einer ganzen Reihe von Pink-Filmen einen Namen in seiner Heimat, bis er sich dann in den 2000ern mit anderen Produktionen durchsetzte, was letztlich in der Überreichung des prestigeträchtigen FIPRESCI-Preises auf der Berlinale 2011 für sein Drama Heaven’s Story seinen Höhepunkt fand. Seither sind seine Dramen immer wieder auf internationalen Festivals vertreten, wie auch The Promised Land, der im Programm der diesjährigen Nippon Connection zu finden ist. Basierend auf einem Roman Shuichi Yoshidas vermischen sich in der Geschichte Thriller und Familiendrama und zeigen eine gefährliche Spirale der Gewalt, ausgelöst durch Vorbehalte und Gerüchte.

Anhand ausgewählter Figuren erzählt Zezes Film von einem Kriminalfall, der Erinnerung an diesen und die Verdächtigungen, welcher dieser auslöst. Die Geschichte erinnert dabei sehr an beispielsweise Thomas Vinterbergs Die Jagd oder Bong Joon-hos Memories of Murder, nicht nur wegen des ländlichen Settings, sondern auch wegen der Art und Weise, wie Zeze den Zusammenhalt der Dorfbewohner beschreibt und welche Eigendynamik sich aus diesem entwickelt. Die Bilder von Kameramann Atsushiro Nabeshimas betonen auf der einen Seite eben diese ländliche Idylle, doch genauso das Düstere, was sich unter der Oberfläche abspielt und sich schnell zu einem bedrohlichen Szenario entwickeln kann, wenn beispielsweise der Nachhauseweg Tsugumi durch das Eintreffen eines fremden Lieferwagens auf einmal die Isolation und Hilflosigkeit der jungen Frau auf diesem weiten Feld zeigt.

Das Eigenleben der Erinnerung

Doch es ist vor allem die Erinnerung, die eine gewichtige Rolle spielt in der Handlung und in bei der Charakterzeichnung. Während Figuren wie Tsugumi versuchen, dieser zu entkommen und sich ein neues Leben in der Stadt aufzubauen, können Figuren wie der von Akira Emoto gespielte Fujiki gar nicht anders, als immer wieder zu Momenten zurückzukehren, sich die Schuld zu geben für etwas, das man übersehen hat. Immer wieder entstehen so starke Szenen, die durch die subtile Inszenierung Zezes Eindruck hinterlassen und die Wunden erahnen lassen, welche die Ereignisse bei den Figuren hinterlassen haben.

In diesem Zusammenhang muss man insbesondere Go Ayano als Takeshi und Koichi Sato als Zenjiro loben, die als Außenseiter schnell ins Schussfeuer von jener fatalen Spirale der Gewalt und der Vorurteile rücken. Ihre Unsicherheit im sozialen Gefüge der Gemeinde wie auch die Versuche, sich diesem anzupassen, gehören zu den vielleicht besten Szenen in The Promised Land.

Credits

OT: „Rakuen“
Land: Japan
Jahr: 2019
Regie: Takahisa Zeze
Drehbuch: Takahisa Zeze
Vorlage: Shuichi Yoshida
Musik: Joep Beving
Kamera: Atsuhiro Nabeshima
Besetzung: Go Ayano, Hana Sugisaki, Koichi Sato, Nijiro Murakami, Reiko Kataoka

Bilder

Trailer

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„The Promised Land“ ist eine spannende Mischung aus Thriller und Familiendrama. Ausgrenzung, Erinnerung und Schuld sind nur einige der Themen, die Regisseur Takahisa Zeze in seinem Film verhandelt, wobei ihm besonders sein tolles Ensemble und die Bildsprache zu Dienste sind.
7
von 10