Zeige deine Wunde – Kunst und Spiritualität bei Joseph Beuys
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Zeige deine Wunde – Kunst und Spiritualität bei Joseph Beuys

Inhalt / Kritik

Zeige deine Wunde – Kunst und Spiritualität bei Joseph Beuys
„Zeige deine Wunde – Kunst und Spiritualität bei Joseph Beuys“ // Deutschland-Start: 16. April 2021 (DVD)

Betritt man ein Museum, ist man oft geradezu erschlagen von der Fülle an Exponaten, Skulpturen wie auch Gemälden und Installationen, die sich von Raum zu Raum, von Etage zu Etage einem erschließen. Meist, gerade wenn es sich um eine solch grauenhaft verschulte, durch Pädagogik zersetzte Führung handelt, nicht selten organisiert von jemandem, der sich selbst entweder nicht auskennt oder der selbst keinen Bezug zur Kunst hat, kann man von Glück reden, wenn man einen Moment erlebt, in dem man mit dem Kunstwerk und was es einem anbietet, ganz alleine ist. Von jeher sind es ja gerade Künstler, egal ob Musiker, Maler, Bildhauer oder Regisseure, die einen besonderen Bezug zu einer Welt haben, die jenseits vom Rationalen sich befindet, manchmal mit dem Begriff der Inspiration umschrieben. Oder sie bieten uns eine unvergleichliche Sicht auf die Welt und verändern unseren Blick auf sie, doch nur, wenn wir uns dem Erlebnis der Kunst auch wirklich öffnen können.

Ein solches Erlebnis stellt einen wichtigen Moment im Leben und Schaffen von Filmemacher Rüdiger Sünner (Nachtmeerfahrten – Eine Reise in die Psychologie von C. G. Jung) dar. Als er mit 16 zum ersten Mal vor der Installation „Das Rudel“ des Künstlers Joseph Beuys steht, ist er fasziniert von der Vielschichtigkeit der Vision, die sich seinen Augen eröffnet, wie er selbst sagt. In seiner Dokumentation Zeige deine Wunde – Kunst und Spiritualität bei Joseph Beuys, benannt nach einer weiteren Installation Beuys’, geht er diesem Erlebnis auf den Grund, unterhält sich mit Wegbegleitern des bis heute kontroversen und faszinierenden Künstlers und versucht dem Zuschauer eine Perspektive auf dieses eigenwillige Werk zu eröffnen. Dabei verweist er einerseits auf wichtige Stationen des Lebens Beuys’, doch auch auf Theorien und Gedanken anderer Autoren wie beispielsweise Rudolf Steiner, die für die Weltsicht und Kunsterfahrung Beuys’ unerlässlich sind.

Von Nomaden und magischen Objekten

Anders als die 2017 entstandene Dokumentation des deutschen Regisseurs Andres Veiel sind es mehr Schlaglichter auf die Biografie des Düsseldorfer Künstlers, die Sünners Film ausmachen sowie eine deutlichere Konzentration auf das Werk, wobei einzelne Installationen, wie das bereits erwähnte „Das Rudel“, besonders im Fokus stehen. Angefangen bei der Kriegserfahrung Beuys’, seiner Lehre bei verschiedenen Künstlern und Handwerkern bis hin zu seiner Auseinandersetzung mit der Pädagogik Rudolf Steiners, nach dessen Vorbild Beuys dem Bildungswesen in seiner Heimat neue Ansätze geben wollte, kommen viele Facetten, welche das Werk Beuys’ ausmachen zum Tragen. Unterstützt werden diese Gedanken durch Gespräche, Interviewausschnitte sowie Aufnahmen von den Auftritten des Künstlers, welche die Thesen Sünners zu der Kunst belegen sollen.

Wichtig ist, dass Zeige deine Wunde sich nicht versteht als eine Art Überbringer der absoluten Deutung einzelner Werke von Beuys. Vielmehr eröffnet Sünner Perspektiven und gibt Einblicke, beispielsweise in das Verständnis der Kunst als sinnschaffender Moment und als zentraler Ankerpunkt für eine neue Sicht auf Erziehung. Die Bilder, die Sünners Kamera einfängt, erzählen von der Entwicklung einer „autonomen Kunst“ und einer ebensolchen Sprache, welche einfache Alltagsgegenstände zu „magischen Objekten“ macht oder sich immer wieder auf nomadischen Kulturen bezieht.

Credits

OT: „Zeige deine Wunde – Kunst und Spiritualität bei Joseph Beuys“
Land: Deutschland
Jahr: 2015
Regie: Rüdiger Sünner
Drehbuch: Rüdiger Sünner
Musik: Johann Sebastian Bach, Turmalin
Kamera: Rüdiger Sünner

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=iKvQyCWHeK8

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„Zeige deine Wunde – Kunst und Spiritualität bei Joseph Beuys“ ist seine sehr sehenswerte und gedankenreiche Dokumentation über das Werk Joseph Beuys‘. Interessant und mit vielen Verweisen gespickt eröffnet Rüdiger Sünner in seinem Film seinem Zuschauer eine neue Perspektive auf die vielen Facetten der Kunst dieses eigenwilligen und bis heute faszinierenden Künstlers.