24 Frames

24 Frames

Inhalt / Kritik

24 Frames
„24 Frames“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Als der iranische Regisseur Abbas Kiarostami 2016 in Paris verstarb, hinterließ er ein außerordentliches Werk, welches bis heute als eines der schönsten und interessantesten innerhalb des Weltkinos zählt. In Filmen wie Wo ist das Haus meines Freundes? (1987), Der Geschmack der Kirsche (1997) oder Der Wind wird uns tragen (1999) bewies Kiarostami zum einen sein Talent für poetische, tiefsinnige Bilder, welche tief in der Tradition seiner Heimat Iran verankert waren, doch genauso sein Gespür für die iranische Gesellschaft, was zur Folge hatte, dass viele seiner Filme im Iran nicht gezeigt werden durften. Von daher mutet es schon etwas heuchlerisch an, dass nach seinem Tode der Filmemacher so in seiner Heimat gefeiert und sogar politische Vertreter ihn lobend erwähnten.

Auch in seinen späten Werken war Kiarostami daran gelegen, die thematische wie auch ästhetische Bandbreite seiner Arbeiten zu erweitern. Der formale Minimalismus vieler seiner späten Filme sind Zeichen der Suche eines Künstlers nach neuen, anderen Ausdrucksformen, wie Autor Bilge Ebiri  in seinem Essay The World Made Visible über Kiarostamis Spätwerk festhält. Laut Ebiri beweist dies kein Film besser als das letzte Werk des Regisseurs, der Experimentalfilm 24 Frames, den dessen Sohn nach dem Tode seines Vaters veröffentlichte. Durch den Ansatz wie auch die Inszenierung muss man 24 Frames in der Tradition von Der Geschmack der Kirsche oder Ten (2002) sehen, die durch ihren Bruch mit Konventionen wie der „vierten Wand“ sowie der Trennung von Spielfilm und Dokumentation spielten. Kiarostamis Prämisse oder vielmehr Arbeitsthese war, dass ein Künstler Realität erschafft, wenn er oder sie einen Moment festhält. Was zunächst bei eigenen Fotografien begann, übertrug Kiarostami später auf Gemälde, beispielsweise Die Jäger im Schnee von Pieter Bruegel der Ältere, und suchte nach dem Davor und Danach dieses einen Moments.

Pures Kino und emotionales Erleben

In den 24 Momenten, Fotografien oder Gemälden, nutzt Kiarostami digitale Effekte, teils aber nur Musik oder entsprechende Klänge, um den Moment zum Leben zu erwecken. In Die Jäger im Schnee fangen die Tiere wie auch die Menschen an, sich zu bewegen, sodass etwas völlig Neues vor den Augen des Zuschauers entsteht. Bisweilen wird man Zeuge einer kleinen Geschichte, welche nun erzählt wird, dann aber wieder scheint Kiarostami experimentieren zu wollen, was erklärt, warum er 24 Frames als Installation und weniger als einen Spiefilm betrachtete.

Trotz des Fehlens eines traditionellen Narrativs kann man sich als Zuschauer der Faszination nicht entziehen, sofern man bereit ist, sich überhaupt auf das Experiment einzulassen. Der minimalistische Ansatz gibt dem Betrachter Zeit, wie bei einer genauen Analyse im Museum, das Bild wirken zu lassen, sich in der Welt, die man dort sieht, wiederzufinden und sich auf diese einzulassen. Das Einfrieren des Moments sowie die Bewegung, zunächst nur zögerlich und dann sehr offensichtlich, scheint auf den Ursprung des Mediums anzuspielen, auf eine Kontemplation von Zeit und Raum, sowie über das Leben an sich, welches in den einzelnen Momenten festgehalten wurde. Kiarostami scheint seinem Zuschauer diese Ebenen des Bildes deutlich machen zu wollen, doch zugleich mit diesem diese erforschen zu wollen und dabei die Möglichkeiten des Filmes zu erweitern. Dies führt immer wieder zu bezaubernden und faszinierenden Momenten.

Credits

OT: „24 Frames“
Land: Iran, Frankreich
Jahr: 2017
Regie: Abbas Kiarostami
Drehbuch: Abbas Kiarostami
Kamera: Zadeh Dariush Gorji, Peyman Solhi, Delaram Delashob, Yousef Khoshnaghgh

Trailer

Filmfeste

Cannes 2017
Filmfest Hamburg 2017

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

"24 Frames" ist das letzte große Werk Abbas Kiarostamis. Mittels subtiler Techniken sowie einer interessanten Prämisse erweckt Kiarostami Fotografien und Gemälde zum Leben, gibt dem Zuschauer, Zeit sich mit diesen auseinanderzusetzen und die Welt des Bildes zu betreten. Immer wieder entstehen so faszinierende Momente, die noch einmal deutlich machen, was für ein Meister des Mediums Kiarostami war.