America Der Film The Motion Picture Netflix
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Inhalt / Kritik

America Der Film The Motion Picture Netflix
„America: Der Film“ // Deutschland-Start: 30. Juni 2021 (Netflix)

Genug ist genug! Lange haben die Siedler in Amerika unter dem Joch der Briten gestanden, welche den Kontinenten als Kolonie betrachten. Aber das soll sich nun ändern: George Washington hat es sich in den Kopf gesetzt, sein Land von den Unterdrückern zu befreien und endlich unabhängig zu werden. Alleine wäre das natürlich schwierig, weshalb er ein Team zusammenstellt, das aus Sam Adams, Paul Revere, Thomas Edison und Geronimo besteht. Gemeinsam wollen sie für ihre Freiheit kämpfen. Die Briten sind darüber natürlich nicht amused, weshalb sie alles dafür tun, um die Verräter aufzuhalten. Und sie sind nicht die einzige Gefahr, denen das Heldenteam ausgesetzt ist …

Ein Animationsfilm mit Potenzial

Wenn Phil Lord und Christopher Miller an einem Animationsfilm beteiligt sind, dann horcht man automatisch auf. Ob es nun ihre eigenen Regiearbeiten sind (Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen, The Lego Movie) oder im Fall Spider-Man: A New Universe Lord lediglich das Drehbuch geschrieben hat: Man darf sich eigentlich jedes Mal auf ein ungewöhnliches Werk freuen. Und selbst Die Mitchells gegen die Maschinen, bei dem die beiden nur als Produzenten beteiligt waren, sticht in dem Meer oft sehr ähnlicher CGI-Produktionen hervor. Die Spezialität der beiden: Sie nehmen im Grunde bekannte Geschichten, machen daraus aber etwas ganz Anderes – und oft etwas sehr Lustiges.

Die Neugierde auf die Netflix-Produktion America: Der Film, bei dem die beiden wieder als Produzenten auftreten, war daher im Vorfeld groß. Die Beschreibung des Films ließ zumindest wieder jede Menge wahnwitzigen Quatsch erwarten. Der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg in einer Fantasy-Animationsvariante, bei dem die Gründerväter im Stil der Avengers auftreten? Da ist jede Menge Platz für selbstironische Verweise. Für Gesellschaftskritik ohnehin, wenn in den USA eine ganz eigene Vorstellung von Freiheit zelebriert wird. Wenn etwa derzeitige Politiker voller Stolz sagen, erst sie hätten dem Kontinent Kultur und Zivilisation gebracht und dass es vorher dort nichts gab, dann braucht es fast schon keine Satire mehr. Die schreibt sich von selbst.

Wilde Mischung, schwache Witze

Verweise auf eine derartige Geschichtsignoranz gibt es dann auch tatsächlich in America: Der Film. Hinzu kommen Seitenhiebe auf Rassismus und Sexismus, etwa durch Thomas Edison, der hier zu einer Frau mit asiatischen Wurzeln wird – was auf wenig Begeisterung beim Rest des Teams stößt. Derartige Witze machen aber nur einen Teil des Werks aus. Jeder Anflug von tatsächlicher Auseinandersetzung mit den Themen wird durch lustvollen Quatsch ad absurdum geführt. Eine der ersten Szenen zeigt, wie ein Werwolf sein Unwesen treibt. Später werden munter historische Elemente mit aktuellen gekreuzt, bis man irgendwann überhaupt nicht mehr weiß, in welcher Zeit das hier spielen soll.

Als grundsätzliche Idee ist das nicht ohne Reiz. America: Der Film ist so wild zusammengewürfelt, so völlig frei von Sinn und Verstand, dass man zunächst verblüfft auf das Geschehen starrt. Hat man sich aber erst einmal daran gewöhnt, wie hier die Geschichte umgeschrieben wird, bleiben nur wenig Gründe, wirklich bis zum Schluss dranzubleiben. Drehbuchautor David Callaham, der schon bei seinen Filmen Wonder Woman 1984 und Mortal Kombat das Gespür für Balance vermissen ließ, vertraut derart stark darauf, dass das Szenario an sich schon fesselt, dass er kaum Arbeit in Details investiert. Oder auch in die Witze: Obwohl hier eigentlich ununterbrochen versucht wird, irgendwie lustig zu sein, so richtig gelingt das nicht. Viel zu schnell stellt sich Langeweile ein, da zwar ständig irgendetwas geschieht, aber kaum etwas davon tatsächlich komisch ist.

Am Ende zu wenig

Optisch riss man sich auch kein Bein aus. Regisseur Matt Thompson (Archer) und sein Team haben hier eine Serie im typischen TV-Cartoon-Look abgeliefert. Ob Animationen, Designs oder Spezialeffekte, hier gibt es so gar nichts, das aus der Masse herausragen würde. Lediglich die durch Setting und Szenario vorgegebenem Elemente helfen dabei, dass einem die Bilder in Erinnerung bleiben. Das und die diversen Blutfontänen in den erstaunlich brutalen Szenen. Das ist jedoch nicht genug, um die inhaltlichen Mängel auch nur ansatzweise auszugleichen. Obwohl America: Der Film mit rund anderthalb Stunden Laufzeit nicht übermäßig lang ist, zieht sich der Kampf gefühlt ewig. Es ist nicht einmal so, dass man während dieser Zeit einen triftigen Grund hätte, das Team irgendwie anfeuern zu wollen – das geben weder Geschichte noch Figurenzeichnung her. Wem die Idee einer total bescheuerten Nonsens-Neuinterpretation des Unabhängigkeitskrieges zusagt, kann es mal versuchen. Insgesamt ist das hier aber schon eine herbe Enttäuschung.

Credits

OT: „America: The Motion Picture“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Matt Thompson
Drehbuch: David Callaham
Musik: Mark Mothersbaugh

Bilder

Trailer

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„America: Der Film“ nimmt uns mit in die Zeit des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs, macht daraus aber eine total bescheuerte Variante mit reichlich Blut, Fantasy und Science-Fiction. Die Mischung ist wild, aber nicht übermäßig unterhaltsam. Hat man sich erst einmal an das Szenario gewöhnt, gibt es keinen wirklichen Grund dranzubleiben, da der Humor einfach nicht zündet und auch der Rest mäßig ist.
4
von 10