In der Serie Schmigadoon! spielen Cecily Strong und Keegan-Michael Key das Paar Melissa und Josh, das zufällig in dem gleichnamigen Dorf landet. Dort wird nicht nur ständig gesungen, bei jeder sich (nicht) bietenden Gelegenheit. Die beiden müssen außerdem feststellen, dass sie das Dorf nicht wieder verlassen können, solange sie nicht die wahre Liebe gefunden haben. Zum Start am 16. Juli 2021 haben wir uns mit Cecily über die Serie unterhalten, ihre eigene Liebe zu Musicals und den Reiz der Schauspielerei.
Wie bist du Teil der Schmigadoon! Familie geworden?
Über Lorne Michaels’ Produktionsfirma Broadway Video. Ich hatte Cinco Paul, einer der Kreativen hinter der Serie, vor einigen Jahren in New York getroffen, der mir seine Idee vorstellte. Das klang interessant, aber auch irgendwie seltsam, weil ich vorher noch nie etwas Vergleichbares gesehen hatte. Aber das Gespräch war toll. Da wir beide auch große Musical-Fans sind, haben wir uns über unsere jeweiligen Lieblingsmusicals unterhalten. Als er mir dann das Drehbuch geschickt hat, habe ich mich schon auf der ersten Seite in dieses verliebt. Es war so real und gleichzeitig so lustig. Und es hat Herz, während es so lustig ist – was wirklich nicht einfach ist.
Was sind denn deine Lieblingsmusicals?
Ich mit den Musicals aufgewachsen, über die wir uns in Schmigadoon! lustig machen. Mein erstes Musical war Oliver! Meine Großmutter hat immer VHS-Kassetten mitgebracht, damit wir die uns gemeinsam anschauen konnten. Und sobald ich die Musical-Ecke in der Videothek entdeckt hatte, wusste ich, was ich wollte. Ich habe mir praktisch alles aus dieser Ecke angeschaut, weil es mir so viel Spaß gemacht hat, alles Mögliche zu entdecken. Heut’ gehn wir bummeln zum Beispiel. Diese alten Musicals waren alle so schön, rein vom Visuellen her. South Pacific war ein Favorit von mir.
Du hattest aber keine Erfahrung darin, selbst in Musicals aufzutreten?
Als ich aufgewachsen bin, habe ich viel Theater gespielt, sowohl Stücke wie auch Musicals. Schmigadoon! war aber das erste Mal, dass ich in einem solchen Musical mitgespielt habe. Wobei ich als Kind zum Beispiel auch in Music Man aufgetreten bin. Und du findest viel von Music Man in Schmigadoon!
Und wie war es für dich, jetzt ein solches Musical zu drehen? Macht es zum Beispiel einen Unterschied für dich, wenn du vor einem Publikum singst, anstatt nur zu spielen?
Es ist auf jeden Fall ein Unterschied. Ich singe zwar viel in Saturday Night Live. Da waren auch Sachen dabei, die mehr Gesang als Schauspiel waren. Dennoch war das bei Schmigadoon! schon noch etwas anderes, vor allem weil da auch viele mitgemacht haben, die tatsächliche Broadway-Erfahrung haben. Und du willst nicht vor Broadway-Stars singen, vor Leuten, die das wirklich alle beruflich machen. Deswegen war ich schon ein wenig nervös. Aber ein bisschen Nervosität ist nicht verkehrt.
Und welche Herausforderungen gab es für dich allgemein in Schmigadoon!?
Ich würde spontan sagen, dass es keine Herausforderungen gab, weil ich meine Zeit dort so sehr geliebt habe. Es war die einfachste Entscheidung in meinem Leben, Teil davon zu sein. Eine Herausforderung war aber natürlich, in welchem zeitlichen Kontext wir die Serie gedreht haben, mitten während der Pandemie. Ich bin jemand, der auch zu Ängsten neigt. Deswegen war es für mich schon nicht einfach, nach Kanada zu fahren, wo wir die Serie gedreht haben. Gleichzeitig hatte ich das Bedürfnis selbst irgendwie zu entkommen und in Schmigadoon zu sein, mit so viel Liebe und Lachen um dich herum. Das war schon eine ganz besondere Erfahrung.
Würdest du denn auch in einem realen Schmigadoon leben wollen, wenn es existieren würde?
Ich denke schon, für einen gewissen Zeitraum. Besuchen würde ich den Ort zu hundert Prozent. Dauerhaft wird das aber schon schwieriger. Ich bräuchte auf jeden Fall die Möglichkeit, auch wieder aus Schmigadoon rauszukommen, für Trips oder einen Urlaub.
Unabhängig von Schmigadoon, worin besteht der Reiz eines Musicals?
Musicals oder Theater ganz allgemein haben immer etwas Kathartisches. Das galt schon bei Griechen damals. Die Aufführungen zu sehen, erlaubte dir, Dinge zu fühlen, die dir sonst verschlossen wären, zum Beispiel, wenn dir etwas naheging, das auf der Bühne gesagt wurde. Die Lieder in Musicals erlauben es uns etwas zu fühlen: Freude, Trauer, Humor. Etwas, das wir so nicht im Alltag haben, weil uns das zu sehr ablenken würde. Du kannst nicht die Straße runtergehen und dabei diese großen Gefühlsausbrüche haben wie in Musicals. Das macht es zu einer großartigen Erfahrung, sich für zwei Stunden einfach mal hingeben zu können. Und dann sind da natürlich noch die Tanzeinlagen. Ich liebe solche Tanznummern, auch wenn ich selbst keine große Tänzerin bin.
Eine Besonderheit von Musicals ist, dass du alles in ein Lied verwandeln kannst, selbst die bizarrsten oder banalsten Sachen. Wenn es ein Lied über dich und dein Leben geben würde, was wäre das?
Es ginge wahrscheinlich darum, zu meinem Hund zu singen, weil ich das tatsächlich andauernd tue. Außerdem hätte ich damit ein weiteres Lied, das ich ihm vorsingen kann. Ich würde ihm den Titel Singing with my Dog geben.
Kommen wir noch zum Inhalt von Schmigadoon! Ein wichtiges Thema ist natürlich das der Liebe. Warum ist es für Josh und Melissa so schwierig zu sehen, ob sie sich wirklich lieben? Es braucht ja in der Serie nicht viel, um sie zum Zweifeln zu bringen.
Das stimmt. Da muss nur ein Leprechaun auftauchen und ihnen sagen, dass es nicht die wahre Liebe ist, und schon zweifeln sie an der gesamten Beziehung. Wir haben es in der Serie mit zwei Leuten zu tun, die etwas stur sind. Melissa zum Beispiel hat ein festes Bild davon, wie alles sein soll, und lässt sich davon nicht abbringen. Josh wiederum hat seine Überzeugungen, wie es nicht sein soll. Sie haben es nicht so richtig gelernt einander zuzuhören und vielleicht darauf einzugehen, was der andere denkt. Oft geht es in Liebesgeschichten darum, wie sich zwei Menschen ineinander verlieben. Wir wollten zeigen, dass man auch innerhalb einer schon bestehenden Beziehung eine Liebesgeschichte erzählen kann.
Ist es denn schwieriger verliebt zu bleiben als sich zu verlieben?
Beides kann schwierig sein. Es werden nur nicht so oft Geschichten über das Verliebt bleiben erzählt. Schmigadoon! soll vor Augen führen, dass Liebe auch Arbeit bedeuten kann. Dass du wirklich etwas für eine Beziehung tun musst und an diese glauben musst. Wahre Liebe ist dann doch mehr, als einem auch in Musicals vorgemacht wird.
Wie würdest du denn selbst wahre Liebe definieren?
Ehrlich gesagt denke ich, dass wahre Liebe bei jedem etwas anderes bedeutet. Für mich bedeutet wahre Liebe, sich unterhalten zu können. Unterhaltungen sind für mich sehr wichtig. Deswegen sind meine Antworten auch immer zehn Minuten lang. (lacht) Außerdem brauche ich jemanden, der dieselben Werte hat wie ich und den ich als guten Menschen sehen kann. Außerdem ist wahre Liebe für mich, wie es auch in Schmigadoon! gezeigt wird, etwas, woran du nicht nur arbeiten musst, sondern auch arbeiten willst. Wahre Liebe heißt, etwas investieren zu wollen.
Was können wir sonst noch von Schmigadoon lernen, sowohl auf die Serie wie auch den Ort bezogen?
Eine wichtige Botschaft zum Ende ist, dass Veränderungen gut sind und dass wir versuchen sollten, bessere Menschen zu werden. Dass wir uns anderen gegenüber öffnen und einander zuhören sollten. Denn auf diese Weise lassen wir mehr Liebe in unser Leben. Außerdem können wir alle glaube ich in diesen schwierigen Zeiten diese ungenierte Ehrlichkeit und das Herz von Schmigadoon gut gebrauchen. Im Moment ist es leicht, ein zynisch oder abfällig zu werden. Da tut es gut, auch mal wieder zu hören, dass es in Ordnung ist, verletzlich zu sein und anderen zu sagen, dass man sie liebt.
Nachdem du jetzt Erfahrungen darin gesammelt hast, in einem Musical gefangen zu sein: In welchem Film oder Genre wärst du gerne mal gefangen?
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, da viele Filme natürlich davon leben, dass es um etwas geht und hohe Einsätze im Spiel sind. Dass es vielleicht auch gefährlich wird. Ich würde mir wahrscheinlich den allerlangweiligsten Film aussuchen, um in Sicherheit zu sein.
Welche Art von Filmen schaust du dir denn selbst an?
Lustigerweise schaue ich gar nicht so viele Filme, sondern vor allem Dokumentationen und Reality TV. Wahrscheinlich schaue ich einfach nur gerne anderen Menschen zu, vor allem wenn sie etwas tun, das ich selbst so nicht kenne.
Bist du deshalb Schauspielerin geworden? Ums so mehr über andere Menschen zu erfahren?
Ich denke, dass das wahrscheinlich wirklich ein Teil davon ist. Ich finde Menschen einfach faszinierend und unendlich unterhaltsam. Besonders das Innenleben interessiert mich: Warum tun wir, was wir tun? Das ist auch die Basis für Komödien: Menschen sind einfach lustig.
Braucht es eine solche Neugierde um zu schauspielern?
Ob es das wirklich braucht, weiß ich nicht. Es gibt die unterschiedlichsten Arten zu spielen und auch die unterschiedlichsten Wege, um zur Schauspielerei zu kommen. Für mich ist diese Neugierde aber ein Grund, weshalb ich so viel Spaß dabei habe. Ich selbst bin aber vor allem an Darstellungen interessiert, die einen realen Hintergrund haben. Ich möchte in dem Moment wirklich in der Haut eines anderen stecken, fühlen, was sie fühlen, denken, was sie denken.
Welche Szenen haben denn bei Schmigadoon! besonders Spaß gemacht?
Da gab es so viele. Ich mochte vor allem die Flashbacks, weil es so viel Spaß machte, mit Keegan zu drehen. Ich liebte die Szene mit der Versteigerung.
Und wenn du dir nicht gerade Musicals anschaust, welche Musik hörst du gern?
Vor allem Oldies. Ich habe ein Best of Album von Sam Cooke, das ich rauf und runter höre. Ich liebe die Mamas & Papas. Außerdem liebe ich als jemand mit Sternzeichen Wassermann alles, was sich irgendwie nach Wasser anhört, wie die Beach Boys oder die Bee Gees. Natürlich wechselt das auch von Tag zu Tag, je nach Stimmung. Insgesamt habe ich wohl auch einfach eine Vorliebe für Lieder, die irgendwie filmisch sind. Eine Musik, die auch sehr bildlich ist.
Vielen Dank für das Gespräch!
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