A Man Called Horse Ein Mann den sie Pferd nannten
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Ein Mann, den sie Pferd nannten

Inhalt / Kritik

A Man Called Horse Ein Mann den sie Pferd nannten
„Ein Mann, den sie Pferd nannten“ // Deutschland-Start: 13. August 1970 (Kino) // 1. April 2004 (DVD)

Gelangweilt von seinem Leben als Lord, seinem Reichtum und dem privilegierten Leben in seiner Heimat England sucht Lord John Morgan (Richard Harris) gerne das Abenteuer, vor allem während der Jagd. Dafür ist er schon überall in der Welt gewesen, so auch in der neuen Welt, wo ihn ein kleiner Trupp bewaffneter Männer durch die Prärie führt. Als dann aber ein Trupp der Sioux-Indianer die Gruppe angreift, haben seine Begleiter keine Chance gegen die Angreifer und schließlich wird Morgan gefangengenommen. Yellow Hand (Manu Tupou) ist der Häuptling des Stammes und übergibt den Weißen in die Obhut seiner Mutter, die ihn als Diener hält und wie einen Hund behandelt. Da sie ihn wiederholt fürs Schleppen von Lasten verwendet und an der Leine hält, wird er vom Rest des Stammes als „Pferd“ bezeichnet, verspottet und gedemütigt. Da er die Sprache der Sioux nicht versteht, fühlt er sich hilflos und sucht nach einer Möglichkeit, zu fliehen, doch dabei wird er immer wieder von Yellow Hand eingeholt. Zu seiner Überraschung lernt er Batise (Jean Gascon) kennen, der ihm zunächst auch als ein Sioux erscheint, aber in Wahrheit Sohn von Siedlern war, welche, wie auch Morgan, von den Sioux überfallen wurde. Da er etwas Englisch versteht, erfährt der Engländer so etwas über den Stamm, dessen Traditionen und Rituale, und beschließt, dass es für ihn besser ist, wenn er sich den Gewohnheiten der Sioux anpasst.

Mit der Zeit gelingt Morgan das Unmögliche, denn obwohl er nach wie vor ein Außenseiter ist, wird er vom Stamm angenommen und erkämpft sich immer mehr Freiraum, wie auch die Zuneigung der Schwester Yellow Hands, Lockendes Reh (Corinna Tsopei). Doch um ein vollständiges Mitglied des Stammes zu werden und heiraten zu können, muss er sich dem Sonnentanz unterziehen, einer langen und schmerzhaften Zeremonie, die ihm alles an Kraft abverlangt.

Fremdheitserfahrungen in der Neuen Welt

Lange bevor sich Kevin Costners Der mit dem Wolf tanzt näher mit der Kultur der US-amerikanischen Ureinwohner auseinandersetzte, hatte Elliot Silverstein mit Ein Mann, den sie Pferd nannten dies schon längst getan. Unter Mitwirkung Angehöriger des Sioux-Stammes zielte man auf ein authentisches Porträt ihrer Traditionen und Bräuche ab, auch wenn im Nachhinein viele Kritiker dem Film vorwarfen, diese zu verfälschen oder einen einen falschen Kontext zu setzen. Dem Erfolg des Westerns tat dies keinen Abbruch, sodass zwei Fortsetzungen folgten, welche die Geschichte John Morgans weitererzählten.

Auch wenn der Fokus vieler Kritiken seinerzeit auf der expliziten Darstellung des Sonnentanzes gelegen hat, ist diese doch nur ein Aspekt einer viel umfassenderen Fremdheitserfahrung, die Harris’ Figur mit dem Zuschauer teilt. Nicht nur die Bräuche und Abläufe des Stammes sorgen für Befremden, auch die Tatsache, dass ein Großteil der Dialoge im Sioux-Dialekt gesprochen wird, unterstreicht den Eindruck einer fremden Kultur, die sich einem Außenstehenden wie Morgan nicht erschließt, oder erst nach langen Beobachtung. Aus dieser Begegnung setzt sich die Faszination von Silversteins Film für den Zuschauer zusammen, der, wie auch der Protagonist, erkennen muss, dass diese Welt zwar fremd ist, aber keinesfalls ohne Regeln funktioniert. Und diese erscheinen gar nicht so unattraktiv im Vergleich zu denen der Alten Welt.

Schmerz und Freiheit

Wie Jahre später in Costners Films geht es auch in Ein Mann, den sie Pferd nannten um eine Entwicklung. Morgan, der sein Leben als Lord langweilig und ohne Sinn empfindet, muss sich seine Stellung innerhalb des Stammes neu erarbeiten, was zusammenkommt mit einer neuen Bestimmung und einem neuen Namen. So ganz trennen kann Morgan sich jedoch nicht, wenn er klar beschreibt, dass sein Aufstieg über die Stellung des Kriegers hin zum Häuptling geht. Silversteins Inszenierung zeigen, wie die beiden System sich im Protagonisten treffen und daraus ein neues Weltbild entsteht. Dass dieses übereinkommt mit der Übernahme des Stammes durch einen Weißen, ist nur ein Beispiel des Mangels an Sensibilität, der in Ein Mann, den sie Pferd nannten immer wieder sauer aufstößt.

Ein weiterer Aspekt, der eng mit dem Eintreten in diese neue Welt verknüpft ist, ist der Schmerz. In einer körperlich wahrscheinlich sehr anstrengenden Darstellung spielt Richard Harris einen Mann, dessen neues Leben eines ist, was vor allem aus Schmerzen besteht und in dem barbarischen Sonnentanz mündet, dessen quälend lange Inszenierung dem Zuschauer einiges abverlangt. Inwiefern dadurch jedoch eine Narrative der thematische Tiefe entstehen soll, bleibt unbeantwortet.

Credits

OT: „A Man Called Horse“
Land: USA
Jahr: 1970
Regie: Ellio Silverstein
Drehbuch: Jeck DeWitt, Dorothy M. Johnson
Musik: Lloyd One Star, Leonard Rosenman
Kamera: Robert B. Hauser, Gabriel Torres
Besetzung: Richard Harris, Judith Anderson, James Gammon, Jean Gascon, Corinna Tsopei, Manu Tupou, Iron Eyes Cody, Eddie Little Sky, Dub Taylor, William Jordan

Trailer

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„Ein Mann, den sie Pferd nannten“ ist ein Western, der sich bemüht eine Geschichte zu erzählen, die sich Zeit nimmt für die Kultur der US-amerikanischen Ureinwohner. Dass diese jedoch nach wie vor barbarisch erscheint, mag an dem fehlenden Fokus der Inszenierung liegen, was im Übrigen viele zeitgenössische Kritiken, auch von Ureinwohnern, dem Film vorwarfen.
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von 10