Eine Handvoll Worte The Last Letter From Your Lover. Netflix
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Eine Handvoll Worte

Inhalt / Kritik

Eine Handvoll Worte The Last Letter From Your Lover. Netflix
„Eine Handvoll Worte“ // Deutschland-Start: 23. Juli 2021 (Netflix)

Als die Journalistin Ellie Haworth (Felicity Jones) eine Reihe geheimer Liebesbriefe aus den 1960ern entdeckt, spürt sie sofort, dass in diesen eine spannende Geschichte steckt. Als sie diesen nachgeht, erfährt sie von Jennifer Stirling (Shailene Woodley), die seinerzeit unglücklich mit Laurence (Joe Alwyn) verheiratet ist, einem wohlhabenden, aber wenig liebevollen Industriellen. Ganz anders ist die Beziehung zu Anthony O’Hare (Callum Turner), einem Finanzjournalisten, der ebenso wie sie bereits ein Kind hat. Die Voraussetzungen für die Liebe sind daher schlecht, das ist beiden bewusst. Gefesselt von dem Schicksal der beiden, macht sich Ellie auf die Suche nach weiteren Briefen und kommt dabei auch ihren Kollegen Rory (Nabhaan Rizwan) näher, der als Archivar arbeitet …

Eine Meisterin der großen Gefühle

Wer zu einem Roman von Jojo Moyes greift, der weiß, was ihn erwartet: ganz große Gefühle. 16 Romane hat die Engländerin bereits geschrieben, was ihr nicht nur eine beachtliche Leserschaft eingebracht hat. Sie gewann zudem zweimal den Romantic Novel of the Year Award der Romantic Novelists‘ Association. Dass ihre Geschichten auch auf der großen Leinwand zu Tränen rühren, bewies 2016 die Adaption Ein ganzes halbes Jahr, welches bei einem Budget von 20 Millionen Dollar das Zehnfache wieder einspielte. Umso erstaunlicher ist, dass sie im Filmbereich ansonsten keine Beachtung fand. Lediglich die deutsche TV-Produktion Im Schatten das Licht folgte einige Jahre später.

Mit dem Netflix-Film Eine Handvoll Worte soll nun der nächste Anlauf gewagt werden, ein romantisch veranlagtes Publikum an sich zu binden. Und damit dieses Ziel auch erreicht wird, gibt es hier nicht nur eine, sondern gleich zwei Liebesgeschichten, die parallel erzählt werden. Eine davon gibt sich dabei zunächst nicht als solche zu erkennen, denn es dauert schon eine Weile, bis Ellie und Rory sich näherkommen – dank der Macht der Briefe. Als Zuschauer weiß man aber praktisch schon von Anfang an, dass auch diese zwei füreinander bestimmt sind. Schließlich stehen sie sich zunächst diametral entgegen, können nicht so recht miteinander. Und das ist praktisch immer ein Anzeichen dafür, dass sich zwei gefunden haben. Sie wissen es nur noch nicht.

Eine Geschichte fernab der Glaubwürdigkeit

Eine Handvoll Worte hat noch viele weitere Beispiele dafür, wie sich Moyes an Klischees entlanghangelt. Gleichzeitig hat die Autorin eine Vorliebe für so ziemlich alles, was das Leben irgendwie verkomplizieren kann. Unfälle, die Gedächtnisverlust auslösen zum Beispiel. Briefe, die dummerweise nicht angekommen sind. Eine Entscheidung, die zu spät kam. Von der unmöglichen Liebe ganz zu schweigen. Das Drama versucht also nicht einmal, sich irgendwie zurückzuhalten, sondern zelebriert seine Seifenoperelemente geradezu. An dem Film ist so ziemlich gar nichts glaubwürdig. Wer etwas über das wahre Leben erfahren will, vielleicht auch wahre Gefühle, der ist hier komplett falsch. Hier soll, mit einer dicken Portion Kitsch, das Publikum überwältigt werden.

Inhaltlich ist das daher komplett uninteressant, sofern man nicht gerade zur Zielgruppe solcher Schmonzetten gehört. Die Umsetzung ist dafür schon geglückt. Gerade die Reise zurück in die 1960er, als das Leben noch irgendwie lebendiger war, romantischer, größer, ist recht schön geworden. Es gelingt Eine Handvoll Worte auch vergleichsweise gut, die Annäherung des Paares zu zeigen, das kein Paar sein darf. Daran hat das Ensemble seinen größeren Anteil. Mit Jones, Turner, Alwyn und Woodley konnte Regisseurin Augustine Frizzell gleich auf vier bewährte jüngere Talente zurückgreifen, die fast jeden Film irgendwie aufwerten können. Man mag sich da fast nicht vorstellen, wie gut das Drama mit lebensnahen Dialogen oder sorgfältiger gezeichneten Figuren hätte sein können.

Am Ende nur Durchschnitt

Ohne dieses bleibt ein letztendlich nur durchschnittlicher Film, bei dem Licht und Schatten zuweilen eng beieinander liegen. Da trifft eine prächtige Ausstattung auf pathetische Worte, geradezu unverschämt gut aussehende Schauspieler und Schauspielerinnen auf niederträchtige Handlungen. Groß drüber nachdenken sollte man besser nicht. Eine Handvoll Worte ist einer dieser Filme, bei denen man besser auf Durchzug schaltet und stattdessen die Bilder genießt, die Stimmung genießt. Und wer mag eben die Vorstellung einer Liebe genießt, die Jahrzehnte später trotz der vielen hässlich-grauen Wolken, die sich dazwischengeschoben haben, noch immer so sehr alles überstrahlt, dass selbst zwei Fremde davon inspiriert werden.

Credits

OT: „The Last Letter from Your Lover“
Land: UK
Jahr: 2021
Regie: Augustine Frizzell
Drehbuch: Nick Payne, Esta Spalding
Vorlage: Jojo Moyes
Musik: Daniel Hart
Kamera: George Steel
Besetzung: Felicity Jones, Callum Turner, Joe Alwyn, Nabhaan Rizwan, Shailene Woodley

Bilder

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Eine Journalistin stolpert über alte Liebesbriefe und erfährt auf diese Weise von einer vergangenen Beziehung, die keine sein durfte. Bei „Eine Handvoll Worte“ wird eine völlig konstruierte Geschichte mit Kitsch und Pathos überladen, bis vom echten Leben und echten Gefühlen nichts mehr zu sehen ist. Das talentierte Ensemble und die schöne Ausstattung lenken aber zumindest teilweise davon ab.
5
von 10