Giftige Saat Jeux d'influence Arte
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Giftige Saat

Inhalt / Kritik

Giftige Saat Jeux d'influence Arte
„Giftige Saat“ // Deutschland-Start: 13. Juni 2019 (Arte)

Als der Landwirt Michel Villeneuve (Christophe Kourotchkine) auf seinem Hof zusammenbricht, stellt sich bei seinen ärztlichen Untersuchungen heraus, dass er an Leukämie leidet. Sein Verdacht fällt dabei schnell auf ein Pestizid, das er auf seinen Feldern anwendet und krebserregend sein könnte. Für seinen alten Freund Guillaume Delpierre (Laurent Stocker), der als Parlamentsabgeordneter in der Nationalversammlung tätig ist, wird dies zum Anlass, das besagte Pestizid endlich verbieten zu lassen. Dem will das Agrochemie-Unternehmen Saskia nicht tatenlos zusehen. Besonders Mathieu Bowman (Jean-François Sivadier), Anwalt des Unternehmens, unternimmt alles, um diesen Plan sowie die drohende Klage von Villeneuve schon im Keim zu ersticken und setzt dabei auf die Mitarbeit von Claire Lansel (Alix Poisson), die zuvor als Journalistin arbeitete, nun aber für ihn Lobby-Arbeit betreibt …

Das Unternehmen, das heimliche Monster

Es braucht nicht zwangsläufig Diktatoren, durchgeknallte Serienmörder oder außerirdische Armeen, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Die größten Monster, so manchmal der Eindruck, sitzen vielmehr auf der Managementebene von Unternehmen. Geschichten über Firmen, die über Leichen gehen oder zumindest die Menschen auf grausame Weise ausbeuten, haben wir alle schon mal gehört. Dabei spielt es dann auch keine Rolle, ob es sich um alte Riesen etwa aus der Industrie handelt oder neue Tech-Giganten wie Amazon und Facebook: Da wird jedes Mittel angewandt, um den eigenen Profit zu erhöhen. Dass dabei Menschen auf der Strecke bleiben, ihnen vielleicht sogar direkt geschadet wird, stört niemanden. Das gehört zum Geschäft dazu.

Giftige Saat erzählt von einem solchen Beispiel. Zwar ist die Geschichte von Regisseur und Co-Autor Jean-Xavier de Lestrade eine fiktive. Als Inspiration für die französische Serie diente aber der nur zu reale Fall eines französischen Landwirts, der den Konzern Monsato wegen seines umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat verklagte. Und auch wenn vielleicht nicht alles ganz glaubwürdig ist, was sich in den sechs Folgen à einer Stunde so abspielt: Man nimmt de Lestrade doch grundsätzlich ab, dass ein Unternehmen an einem Produkt festhält, wohlwissend, dass dieses schwere gesundheitliche Folgen hat. Ebenso erscheinen einem die Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Politik so plausibel, dass man sich ganz klein und machtlos gegenüber dem riesigen Unternehmen fühlt.

Teil einer großen Verschwörung

Der Vergleich zu Vergiftete Wahrheit drängt sich da auf. Auch dort kämpft ein Landwirt gegen ein großes Unternehmen, dessen Gifte schwerwiegende Folgen und das seinerseits alles versucht, um die Machenschaften zu vertuschen. Während das auf einem wahren Fall basierende Drama aber letztendlich eine klassische David-gegen-Goliath-Geschichte erzählte, ist das bei Giftige Saat weniger eindeutig. Dass es sich bei Saskia – verkörpert durch einen diabolisch-widerwärtig auftretenden Jean-François Sivadier – um eine Ansammlung skrupelloser Verbrecher handelt, steht dabei völlig außer Frage. Das Drehbuch gestattet ihnen nur die Rolle des Bösewichts zu, ohne Wenn und Aber. Bei den anderen Figuren sieht das mit der Einteilung jedoch etwas schwieriger aus.

Ein Grund dafür ist, dass es in Giftige Saat vor Figuren nur so wimmelt. Da gibt es eben nicht nur den Landwirt und das Unternehmen. Durch die Hinzunahme des als Politiker arbeitenden Freundes kommt das Themengebiet der Politik zwangsläufig dazu. Gleiches gilt für die Medien, vertreten durch eine Journalistin, die jetzt als Lobbyistin arbeitet. Und dann wären da noch die diversen Angehörige sowie weitere Opfer des Unternehmens, die auch noch irgendwie integriert werden mussten. Das ist dann insgesamt schon ein bisschen viel, zumal die einzelnen Querverbindungen recht konstruiert sind. Da wäre weniger wünschenswert gewesen, man darf sich schon ein wenig erschlagen fühlen.

Spannend und ernüchternd

Gleichzeitig gelingt es Giftige Saat auf diese Weise aufzuzeigen, wie sehr alles mit allem, jeder mit jedem verbunden ist. Wer beispielsweise Politik sagt, muss auch Wirtschaft sagen, da beide sich gegenseitig Dinge zuschustern. Gesetze zu befolgen ist schließlich einfacher, wenn man diese direkt zu den eigenen Gunsten beeinflussen kann. Die Serie verzichtet jedoch darauf, einfach nur auf die „da oben“ zu zeigen. Vielmehr wird deutlich, dass es in dieser Welt nicht einfach ist, sich heldenhaft zu verhalten. Im Laufe der Folgen knicken immer wieder Leute ein, akzeptieren dann doch den einfacheren, lukrativen Weg, anstatt sich weiter in Kämpfe zu stürzen. Das erhöht einerseits den Spannungsgrad, da lange offen bleibt, wer nun womit durchkommt, wer auf der Strecke bleibt.

Gleichzeitig fehlt der französischen Produktion das Element der Genugtuung, welche solche Geschichten oft dem Publikum anbieten, als Ausgleich für die Momente, die einen verzweifeln lassen. Von Letzteren gibt es hier einige, gerade weil oft eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit herrscht. Auf jeden Schritt, der nach vorne führt, folgt mindestens einer zurück. Auch das trägt zu einem gewissen Ermüdungsfaktor bei, der sich mit der Zeit einstellt. Dennoch: Sehenswert ist diese Mischung aus Drama und Thriller, selbst wenn man sich im Anschluss fragt, ob man das alles hat sehen wollen.

Credits

OT: „Jeux d’influence“
Land: Frankreich
Jahr: 2018
Regie: Jean-Xavier de Lestrade
Drehbuch: Antoine Lacomblez, Jean-Xavier de Lestrade, Sophie Hiet, Pierre Linhart
Musik: Raf Keunen
Kamera: Isabelle Razavet
Besetzung: Alix Poisson, Laurent Stocker, Marie Dompnier, Pierre Perrier, Jean-François Sivadier, Marc Citti, Anne Coesens, Marilou Aussilloux, Romann Berrux, Christophe Kourotchkine, Nathalie Boutefeu, Anthony Bajon, Thierry Hancisse, Guillaume Marquet, Catherine Salée

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„Giftige Saat“ erzählt von einem Landwirt, der ein Chemieunternehmen verklagt, das er für seine Krebserkrankung verantwortlich macht. Das Ergebnis ist eine düstere Serie zwischen Drama und Thriller, bei der Politik und Wirtschaft eng miteinander verknüpft sind und Heldentaten rar. Zum Teil ist das unnötig verwickelt konstruiert. Spannend ist das Ergebnis aber schon – und ziemlich deprimierend.
7
von 10