Im Sumpf 1997 Rojst The Mire Netflix Staffel 2
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Im Sumpf – Staffel 2

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Inhalt / Kritik

Im Sumpf 1997 Rojst The Mire Netflix Staffel 2
„Im Sumpf 1997“ // Deutschland-Start: 7. Juli 2021 (Netflix)

Als die Leiche eines Jungen bei einem Fluss gefunden wird, scheint der Fall klar zu sein: Er ist ertrunken, weil er nach dem Bruch der Deiche vom Hochwasser erwischt wurde. Doch Anna Jass (Magdalena Różczka), die erst kürzlich von Warschau in die Kleinstadt versetzt wurde, ist skeptisch, geht früh von einem Mord aus. Gemeinsam mit dem älteren Kollegen Adam Mika (Łukasz Simlat) macht sie sich deshalb auf die Suche nach Spuren, wer den Jungen hätte töten wollen. Der Journalist Piotr Zarzycki (Dawid Ogrodnik) wurde in der Zwischenzeit zum Chefredakteur seiner Zeitung ernannt und ist mit einem ganz anderen Fall beschäftigt. Witold Wanycz (Andrzej Seweryn), mit dem er vor Jahren einen Mord aufgeklärt hat, wird währenddessen von seiner eigenen Vergangenheit verfolgt …

Ein düsterer Lichtblick

Als Netflix im letzten Jahr verstärkt polnische Titel lizensierte, war das aus Gründen einer stärkeren Internationalisierung sicherlich zu begrüßen. Qualitativ ließ jedoch vieles eher zu wünschen übrig. Der Ansatz des Streamingdienstes lieber mehr als besser einzukaufen und zu produzieren, zeigte sich auch in diesem Bereich. Eine der positiven Überraschungen war jedoch Im Sumpf. Sicher revolutionierte die polnische Krimiserie ihr Genre nicht gerade. Weder das Setting der Kleinstadt nahe eines Waldes noch die Figuren stachen wirklich hervor. Dafür wurde die in Staffel eins erzählte Geschichte um zwei Journalisten, die unter anderem den Mord an einer Prostituierten aufklären und sich hierfür mit der Stadt anlegen, atmosphärisch umgesetzt. Gerade die Darstellung der spätkommunistischen Gesellschaft trug dazu bei, dass die Serie nicht nur für Krimifans sehenswert war.

Das gilt mit Abstrichen auch für die zweite Staffel. Etwas überraschend ist hier, dass diese nicht unmittelbar an die erste anschließt. Mehr als ein Jahrzehnt sind seit den Ereignissen vergangen. Im Sumpf 1997, wie die zweite Staffel auch genannt wird, springt in eine Zeit, in der sich vieles bereits verändert hat. Der Kommunismus ist inzwischen zwar Geschichte. Dennoch ist die Atmosphäre nicht unbedingt von einer Aufbruchsstimmung geprägt. Die ist so düster wie beim ersten Fall und deutlich mehr mit der Vergangenheit beschäftigt als mit der Zukunft. Das ist bei Krimis nicht unüblich. Schließlich muss herausgefunden werden, was zuvor geschehen ist. Doch dieses Mal geht die Beschäftigung mit der Vergangenheit noch viel weiter zurück, bis ins Kriegsjahr 1945.

Wenig Tempo, aber viele Wendungen

Das haben dann auch beide Staffeln gemeinsam: Im Sumpf beschränkt sich nicht auf einen Kriminalfall, sondern hantiert mit mehreren Strängen gleichzeitig. Das führt dazu, dass die Geschwindigkeit eher gering ist, weil ständig von einem Thema zum nächsten gesprungen wird, von einer Figur zur anderen. Auffällig ist in der Hinsicht, dass die beiden Journalisten, welche beim letzten Mal noch die letzte Bastion gegen Verbrechen und Vergessen waren, etwas in den Hintergrund rücken. Die eigentliche Hauptfigur ist nun Anna Jass, eine kompromisslose Kommissarin, die sich ebenfalls mit allen anlegt bei ihrem Kampf für die Gerechtigkeit. Wo andere Krimireihen und -serien also die Ermittelnden gleich lassen und nur die Fälle austauschen, da finden hier eindeutige Verschiebungen statt.

Geschadet hat es aber nicht. Im Sumpf ist auch beim zweiten Anlauf eine stimmungsvolle Serie für ein Publikum, das ein eher gemächliches Tempo zu schätzen weiß. Hier gibt es kaum brenzlige Situationen im Sinne von Verfolgungsjagden oder Schusswechseln. Abgründe dafür umso mehr: Je mehr Zeit man in der polnischen Kleinstadt verbringt, umso düsterer wird es. Zumal selbst die „Guten“ in der Geschichte nicht unbedingt dem Bild des strahlenden Helden entsprechen. Tatsächlich wird das Konzept von gut und böse zunehmend in Frage gestellt, wenn in immer mehr Wendungen langsam die Wahrheit ans Licht kommt. Die ist am Ende natürlich ganz anders, als anfangs gedacht. Und sie ist tragisch: Die Tristesse, welche von Anfang an die Serie bestimmt, intensiviert sich. In der Welt, wie sie uns die polnische Produktion zeigt, gibt es keine wirklichen Gewinner mehr.

Credits

OT: „Rojst“
IT: „The Mire“
Land: Polen
Jahr: 2021
Regie: Jan Holoubek
Drehbuch: Jan Holoubek, Kasper Bajon
Musik: Jan Komar
Kamera: Bartlomiej Kaczmarek
Besetzung: Magdalena Różczkam, Lukasz Simlat, Dawid Ogrodnik, Andrzej Seweryn, Zofia Wichlacz, Agnieszka Zulewska, Ireneusz Czop

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Die zweite Staffel von „Im Sumpf“ bringt zwar Bewegung ins Ensemble und spielt deutlich später als die erste, hat ansonsten aber die Qualitäten und Eigenschaften beibehalten. Wenn hier unter anderem der Mörder eines Jungen gesucht wird, dann geht das mit vielen Wendungen und Handlungssträngen einher. Das Tempo ist jedoch gering, da geht es mehr um die düstere Stimmung und das Gefühl, dass jeder Schritt tiefer in den Abgrund führt.
7
von 10