Als auf das Landhaus des Arztes André Collmann (David Rott) mehrere Schüsse abgegeben werden, ist er selbst gar nicht zugegen. Seine Frau gerät hingegen in die Schusslinie und erliegt ihren Verletzungen. Zunächst stehen Kriminalhauptkommissarin Judith Mohn (Christina Hecke) und ihr Kollege Freddy Breyer (Robin Sondermann) vor einem Rätsel. Doch dann geht bei der Polizei ein Video ein, welches die Wiederaufnahme eines alten Falles fordert. Damals war eine Frau, die mit Collmann und dessen Freund Robert Haffner (Tristan Seith) exzessiv gefeiert hatte, ins Koma gefallen. Die beiden Männer waren seinerzeit freigesprochen worden. Zu Unrecht, davon ist Wolfgang Abeck (Joachim Król) überzeugt, der Vater der jungen Frau …
Alles ganz unpersönlich
Zeit für etwas Neues. Nachdem die beiden vorangegangenen Filme Jette ist tot und Still ruht der See schon auch stark von den zwischenmenschlichen Beziehungen von Judith Mohn geprägt waren, spielen diese in In Wahrheit: Jagdfieber praktisch keine Rolle mehr. Da wird zwischendurch mal mit einem Verflossenen gesprochen. Doch für die Handlung und den Fall ist das nicht von Belang, man hätte die wenigen Szenen mehr oder weniger streichen können, ohne dass es einen nennenswerten Unterschied gemacht hätte. Auch die Milieuzeichnung, welche beim letzten Mal noch von größerer Bedeutung war, fällt völlig weg. Man bekommt hier von der Außenwelt nichts mit.
Stattdessen konzentriert sich der vierte Teil der Krimireihe In Wahrheit, welche auf Arte und im ZDF ausgestrahlt wird, auf die in den Fall involvierten Personen. Sonderlich viele sind das nicht, was die Spurensuche beim Fall erleichtert. Auch das Publikum daheim vor den Bildschirmen hat relativ wenige Auswahlmöglichkeiten, wenn es um die Frage nach dem Täter geht. Wer sich also einen klassischen Whodunnit erhofft, bei dem unter vielen Verdächtigen mit jeweils klar erkennbaren Motiven der richtige gefunden werden muss, der wird hier nicht so ganz glücklich. In der Hinsicht wird nicht allzu viel angeboten.
Zu viel gewollt
Ein bisschen Rätselraten ist dennoch angesagt. Denn so richtig klar ist ja noch immer nicht, was sich in der verhängnisvollen Nacht abgespielt hat. Wenn die zwei Tatverdächtigen unbeirrt behaupten, sie könnten sich an nichts erinnern, schließt sich daran natürlich die Frage an: Ist das Gedächtnis tatsächlich weg oder wollen die zwei etwas verschweigen? Und wenn ja, worum geht es? Die Auflösung enttäuscht jedoch etwas. Die Geschichte von In Wahrheit: Jagdfieber schlägt da schon ein paar Haken und verrennt sich dabei. Gerade für eine Reihe, die von sich behauptet, auf wahren Fällen zu beruhen und entsprechend authentischer zu sein, ist das schon ziemlich konstruiert. Da hat Regisseur und Co-Autor Thomas Roth (Sportabzeichen für Anfänger) für mehr Komplexität sorgen wollen, als notwendig gewesen wäre.
Besser geglückt ist der Dramaaspekt der Geschichte. Vor allem die Darstellung von Joachim Król als von Gram geplagter Vater, der den Verlust der Tochter nicht verwinden kann, geht da schon zu Herzen. Allein für diese tragische Gestalt muss man aber nicht unbedingt einschalten. In Wahrheit: Jagdfieber ist ein letztendlich nur durchschnittlicher Krimi, der zwar keine unverzeihlichen Fehler begeht. Aber es fehlt wie bei anderen Teilen der Reihe auch das gewisse Etwas, wofür sich das Einschalten anbieten würde. Ein bisschen sorgt noch die Nähe zu Frankreich und die damit verbundenen Sprachwechsel für Flair. Wirklich große Erwartungen sollte man hieran dennoch nicht haben, ein tatsächliches Fieber, wie es der Titel ankündigt, will sich da beim besten Willen nicht einstellen.
OT: „In Wahrheit: Jagdfieber“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Thomas Roth
Drehbuch: Fabian Thaesler, Thomas Roth
Musik: Johannes Brandt
Kamera: Nicolay Gutscher
Besetzung: Christina Hecke, Robin Sondermann, Rudolf Kowalski, Jeanne Goursaud, Joachim Król, Barbara Prakopenka, Tristan Seith, David Rott, Judith Neumann, Jean-Yves Berteloot
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