Wenn Dr. Lily Houghton (Emily Blunt) nicht gerade damit beschäftigt ist, sich mit alten Männern herumzuplagen, die Frauen grundsätzlich keine Forscherarbeiten zutrauen, dann ist sie auf der Suche nach einem sagenumwobenen Baum, der irgendwo in Brasilien sein soll. Denn dieser soll die Kraft haben, Menschen zu heilen. Als ihr mit einiger List und Tücke 1916 ein wertvolles Artefakt in die Hände fällt, macht sie sich deshalb zusammen mit ihrem jüngeren Bruder MacGregor (Jack Whitehall) auf die weite Reise. Dort angekommen nimmt sie gleich die Dienste des Dampfschiff-Kapitäns Frank Wolff (Dwayne Johnson) in Anspruch, der sich in der Gegend bestens auskennt und dringend Geld braucht. Und Hilfe können die beiden gut gebrauchen, ist ihnen doch der deutsche Prinz Joachim (Jesse Plemons) dicht auf den Fersen, der eine eigene Idee davon hat, was sich mit dem Baum des Lebens anfangen lässt …
Abenteuerliche Suche nach einer Geldquelle
Bei Disney ist man bekanntlich immer schnell dabei, wenn es darum geht, aus einer Marke Geld zu machen. Kein anderes der großen Filmstudios ist derart darauf aus, kontinuierlich Franchises zu schaffen oder auszubauen. Insofern wunderte es nicht sonderlich, dass der Konzern immer mal wieder versuchte, Attraktionen aus den hauseigenen Vergnügungsparks zu Filmen zu machen. Richtig überzeugend waren die meisten Adaptionen nicht. Mission to Mars und Die Geistervilla spielten nicht so viel wie erhofft, die Kritiken waren oft verheerend. Lediglich das überraschend unterhaltsame Piratenabenteuer Fluch der Karibik stellte sich als Volltreffer heraus, der für einen wahren Geldsegen sorgte und diverse Fortsetzungen nach sich zog.
Ob es bei Jungle Cruise auch so weit kommen wird, bleibt abzuwarten. Die Hoffnungen bei Disney dürften aber groß sein. Mit einem angeblichen Budget von 200 Millionen Dollar gehört das Dschungelabenteuer zu der obersten Preisklasse Hollywoods. Nicht ganz unschuldig an den hohen Kosten dürfte Dwayne Johnson (Jumanji: Willkommen im Dschungel). Der ist immerhin einer der größten Publikumsmagnete unserer Zeit, was sich entsprechend in seinen Gagen widerspiegelt. Der Schauspieler ist auch deshalb so verlässlich, weil er eigentlich andauernd dieselbe Rolle spielt, mit nur wenig Variation. Das ist dann sicherlich nicht originell, aber doch unterhaltsam. Sein Humor und Charisma machen die mangelnden darstellerischen Ambitionen wett, zumal er beides meist im Kontext von großen effektlastigen Blockbustern verwendet. Ein bisschen was Kumpelhaftes ist schließlich nie verkehrt, wenn drumherum große Gefahren lauern.
Ein Spiel der Kontraste
Sehr schön funktioniert hierbei das Zusammenspiel mit seinem Co-Star Emily Blunt (A Quiet Place), die sich wieder als Powerfrau präsentieren darf, die sich von keinem Mann etwas sagen lässt. Nicht einmal von The Rock. Tatsächlich sind die verbalen Auseinandersetzungen zwischen dem riesigen Kapitän und der tatkräftigen, selbstbewussten Forscherin eine der großen Stärken von Jungle Cruise. Weniger geglückt ist hingegen die Figur McGregor. Auch wenn es natürlich schon sympathisch ist, wenn Disney aus der Wissenschaftlerin keine bloße Damsel in Distress macht und das durch den Kontrast zwischen den beiden Geschwistern verdeutlicht: Eine derart plumpe Karikatur von Schwulen als verweichlichte Drama Queen hätte nicht sein müssen. Auch wenn McGregor im Laufe des Abenteuers „männlicher“ wird, das wäre auch einfallsreicher gegangen.
Wobei das mit den Ideen in Jungle Cruise allgemein so eine Sache ist. Vereinzelt hatte das Drehbuchteam schon einige schöne Einfälle. Der Auftritt von Jesse Plemons (Game Night) als im englischen Original deutsch sprechender Prinz ist brillant, ebenso sein völlig unpassendes Gefährt. Auch bei der Gestaltung von den Männern rund um den von Edgar Ramírez gespielten Konquistador hat man einiges ausgedacht. An diesen Stellen wird zudem deutlich, dass Regisseur Jaume Collet-Serra (Non-Stop, The Shallows – Gefahr aus der Tiefe) ursprünglich aus dem Horrorbereich kommt. Selbst wenn der Film hier insgesamt natürlich schon für Familien gedacht ist, an einigen Stellen wird es recht düster. Das Spiel mit gleich zwei grundverschiedenen Antagonisten sorgt für eine gewisse Dringlichkeit, die der ansonsten überraschend zahme Dschungel vermissen lässt.
Unterhaltsam, aber zunehmend ideenlos
Leider baut der Film zum Ende hin aber spürbar ab – obwohl er versucht, da richtig aufzutrumpfen. Schon vorher war Jungle Cruise nicht unbedingt sparsam mit Effekten, was den Look recht künstlich werden lässt. Beim Finale überdecken die Computer dann vollends die menschliche Komponente. Inhaltlich hat der Film zu dem Zeitpunkt eh schon auf Autopilot geschaltet. Da ist wirklich so gar keine Idee mehr zu finden, nichts was sich nicht immer schon zehn Meter vorher ankündigt. Das ist dann in der Summe trotz allem unterhaltsam. Aber es ist nicht mehr als ein nettes Familienabenteuer daraus geworden, welches sich zwar an Klassikern des Genres orientiert und zumindest teilweise die Sehnsucht nach solchen Werken stillt. Das große aufregende Ereignis ist aber nicht daraus geworden: Die Geschichte ist ebenso an vorgefertigten Bahnen ausgerichtet wie die Attraktion, welche sie inspiriert hat.
OT: „Jungle Cruise“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Jaume Collet-Serra
Drehbuch: Michael Green, Glenn Ficarra, John Requa
Musik: James Newton Howard
Kamera: Flavio Labiano
Besetzung: Dwayne Johnson, Emily Blunt, Edgar Ramírez, Jack Whitehall, Jesse Plemons, Paul Giamatti
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