La Dolce Vita Das süße Leben
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La dolce vita – Das süße Leben

Inhalt / Kritik

La Dolce Vita Das süße Leben
„La dolce vita – Das süße Leben“ // Deutschland-Start: 22. Juni 1960 (Kino) // 29. Juli 2021 (DVD/Blu-ray)

Die High Society Roms, die Prominenz und der Adel, und natürlich die Nachtlokale sind das Zuhause von Boulevard-Reporter Marcello Rubini (Marcello Mastroianni), der für eine Story keine Kosten und Mühen scheut. Wegen seines Gespürs für gute Geschichten und Schnappschüsse hat er sich in der Branche einen gewissen Ruf erarbeitet, sodass ihm meist sehr viele Fotografen, die Paparazzi, folgen, in der Hoffnung auf einen Coup. Gerne würde Marcello auch zu jener gesellschaftlichen Prominenz gehören, doch alleine dafür fehlt es ihm an Geld in der Szene, was ihn nicht daran hindert, mit der reichen Erbin Maddalena (Anouk Aimeé) eine Affäre zu haben. Darüber hinaus sehnt er sich nach einer ernsthaften Tätigkeit als Autor weshalb er immer wieder den Kontakt zu intellektuellen Szene sucht, insbesondere dem Schriftsteller Steiner (Alain Cuny), der Marcello und dessen Frau Emma (Yvonne Furneaux) gelegentlich zu sich nach Hause einlädt, zu Diskussionsrunden wie auch anderen Anlässen. Er befürwortet den Wunsch Marcellos, es ernster mit der Schriftstellerei zu probieren, doch leidet selbst an einer tiefen Sinnkrise, da er seine eigenen Ideale in der Welt von heute nicht wiederfindet und die Rolle des Intellektuellen in der Gesellschaft hinterfragt.

Auch Marcello umgeben Zweifel an dem, was er tut und vor allem an der Skrupellosigkeit, mit der er vorgeht, was insbesondere seine Beziehung zu Emma immer wieder in Gefahr bringt. Nachdem er eine ganze Nacht lang weg von ihr gewesen war, findet er sie zu Hause leblos vor und kann nur durch schnelles Handeln sowie einen Transport ins nächste Hospital Schlimmeres verhindern. Jedoch hält auch diese Tragödie Marcello nicht davon ab, seiner Tätigkeit weiter nachzugehen und weiter das „süße Leben“ zu genießen, sich in eine Liebelei mit dem Filmstar Sylvia (Anita Ekberg) zu flüchten, ebenso wie in die nicht abreißende Flut von Ereignissen, wie beispielsweise eine Marienerscheinung in einem kleinen Dorf nahe Rom. Immer weiter entfernt er sich dadurch von seinem Umfeld, entfremdet sich gegenüber seiner Frau und scheint auf eine Katastrophe hinzusteuern, deren Ausmaße nicht abzusehen sind.

Die Weite und die Leere

Mit La dolce vita, oder Das süße Leben, gelang Federico Fellini 1960 sein bislang erfolgreichster Film, der in erster Linie vielen Menschen ein Begriff ist wegen der unvergessenen Szene, in der Anita Ekberg in der Rolle der Sylvia im Trevi-Brunnen in Rom badet. Ausgangspunkt für die Geschichte sowie für die Figur des Marcello Rubini war eine Anekdote des Fotografen Tazio Secchiaroli, der einmal Zeuge einer recht gefährlichen Szene wurde, als ihm ein Schnappschuss von König Faruk von Ägypten gelungen war. Daraus entstand eine Geschichte, deren Bilder nicht nur zeitlos sind, sondern darüber hinaus noch eine bis heute aktuelle Studie der spirituellen Leere eines bestimmten Lebensstils darstellt, die eng verknüpft ist mit dem Leben der oberen Zehntausend, zu denen Rubini gerne dazugehören möchte.

Einprägsamer noch als die Szenen am Trevi-Brunnen sind bereits die ersten Minuten des Filmes, in denen eine Christus-Statue mittels eines Helikopters in den Vatikan gebracht wird, wobei Marcello und sein Team in einem weiteren Hubschrauber dem Transport folgen. Wie viele seiner anderen Werke ist auch La dolce vita voller Verweise auf Religion, Ikonen und Glauben, wobei es weniger um eine spirituelle Krise oder einen Akt der Sühne geht, sondern diese vielmehr eben jene Leere im Leben der Hauptfiguren zeigen. Für Marcello beginnt an dieser Stelle eine Art Erfahrungsreise, die ihn zu Stellen oder Begegnungen führt, von denen sich eine Ausfüllung dieser Leere erwarten lässt, doch die immer mit einer Enttäuschung (oder einen Unwillen sich zu ändern) einhergehen. Wenn selbst Jesus auf den Status einer Sensation, eines Schnappschusses und eines reißerischen Artikels reduziert werden kann, verliert man letztlich als Mensch und Gesellschaft das Fundament, und jemand wie Marcello ist einer der Motoren dieser Entwicklung.

Die trügerische Freiheit

Anders als in den Werken des Neorealismus, welcher sich vor allem für das wahre Leben interessierte, so realistisch wie möglich dargestellt, entfernt sich Fellini von dieser Tradition des europäischen Kinos. Waren es gesellschaftliche, politische oder wirtschaftliche Nöte, die das Leben der Protagonisten in den Filmen von Kollegen wie Vittorio de Sica oder Roberto Rosselini prägten, so ist jemand wie Marcello Rubini frei von diesen Aspekten, weil diese in seinem Leben keine Rolle spielen. Durch Mastroiannis Darstellung wie auch Fellinis Inszenierung wirkt Rubini wie eine Art Gott in dieser Welt, die er sich selbst erschaffen hat und in der er alleine bestimmt, was erklärt, warum gerade seine selbstzerstörerischen Tendenzen in seiner Person wie auch in seiner Umwelt immer mehr zum Tragen kommen, und letztlich eskalieren.

In der heutigen Zeit, die immer mehr das Ich in den Vordergrund und die Erreichung des „süßen Lebens“ für jeden in die Nähe rückt, ist Das süße Leben aktueller denn je. Vor allem die Bilder von Kameramann Otello Martelli sowie die unvergleichliche Musik Nino Rotas unterstreichen die Visions Roms als Labyrinth der Eitelkeiten, einem Kontrast zwischen Geschichte und dem flüchtigen Leben der Gegenwart.

Credits

OT: „La dolce vita“
Land: Italien, Frankreich
Jahr: 1960
Regie: Federico Fellini
Drehbuch: Federico Fellioni, Ennio Faliano, Tullio Pinelli
Musik: Nino Rota
Kamera: Otello Martelli
Besetzung: Marcello Mastroianni, Anouk Aimeé, Anita Ekberg, Alian Cuny, Yvonne Furneaux, Walter Sanesso

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1962 Beste Regie Federico Fellini Nominierung
Bestes Original-Drehbuch Federico Fellini, Tullio Pinelli, Ennio Flaiano, Brunello Rondi Nominierung
Bestes Szenenbild (Schwarzweiß) Piero Gherardi Nominierung
Beste Kostüme (Schwarzweiß) Piero Gherardi Sieg
BAFTA Awards 1961 Bester Film Nominierung
Cannes 1960 Goldene Palme Sieg

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"Das süße Leben" ist ein Meisterwerk der Filmgeschichte, welches besonders in der neuen 4K-Abtastung in neuem Glanz erstrahlt. Federico Fellini liefert einen zeitlos aktuellen Film über Eitelkeit, Selbstzerstörung und flüchtigen Ruhm ab, der noch viele Generationen von Cineasten in seinen Bann ziehen wird.
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