Die Autorin Joanna (Keira Knightley) lebt glücklich mit ihrem Mann Michael (Sam Worthington) in einem luxuriösen New Yorker Apartment. Der Job ihres Mannes als Immobilienmakler für eine große Firma zwingt ihn viel Zeit auf Geschäftsreisen zu verbringen, was in der Vergangenheit schon für einige Diskussionen gesorgt hat, welche aber nochmals eine ganz andere Note erhalten, als Joanna die attraktive Laura (Eva Mendes) auf einer Party kennenlernt. Sie beobachtet, wie Michael und Laura in einem Gespräch vertieft sind und verdächtigt ihren Mann, sie betrogen zu haben, was Michael bestreitet. Am nächsten Morgen, als er sich auf eine weitere Geschäftsreise nach Philadelphia aufmacht, versöhnen sich die Eheleute wieder, doch es bleibt eine gewisse Anspannung. Bereits nach dem Treffen mit den Investoren kommt es zwischen Laura und Michael abermals zu einem Flirt und schließlich zu einem Drink an der Hotelbar, bei dem sie ihm gesteht, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlt und gerne mehr als nur eine Geschäftsbeziehung mit Michael haben will. Dieser sieht sich in einem Dilemma, denn einerseits liebt er Joanna, doch er fühlt sich zu Laura ebenso hingezogen, sodass er sich auf das Abenteuer einer Nacht einlässt.
Parallel begegnet Joanna in New York Alex (Guillaume Canet), ihrem Ex-Geliebten, der wegen eines Buchdeals in der Stadt ist. Trotz gewisser Vorbehalte stimmt Joanna einem Treffen später zu, im Glauben, es würde sich nur um ein unverbindliches Abendessen handeln. Als die beiden dann auf eine Party von Joannas Freunden landen und über ihre vergangene Beziehung sprechen, knistert es abermals zwischen den beiden. Nun ist auch Joanna in einem Dilemma, denn die Gefühle für Alex, von denen sie dachte, sie seien verschwunden, sind nun wieder da.
Formen des Betrugs
Nachdem sie für die Filme Leo (2002) und The Jacket (2005) die Drehbücher geschrieben hatte, wollte Massy Tajedin sich in ihrem nächsten Projekt mit dem Thema Betrug auseinandersetzen, welche Formen dieser innerhalb einer Beziehung haben kann und er beim Sex mit jemand anderem anfängt oder bereits vorher. Schließlich wurde das Projekt auch ihr Debüt als Regisseurin, welches sie mit Schauspielerin Keira Knightley zusammenarbeiten ließ, die sie schon vom Dreh von The Jacket her kannte. In einem Statement zu Last Night erklärt Tajedin die Absicht der Geschichte, sich nicht mit einfachen Schuldzuweisungen oder Erklärungen zu begnügen, sondern darauf hinzuweisen, dass jeder Situation kenne, wie sie die Figuren im Film erleben, was der Geschichte eine gewisse Ehrlichkeit und Authentizität gebe.
Während nach außen hin alles harmonisch wirkt, wirft Tajedins Film einen Blick hinter die Fassade einer Beziehung. Dies gilt nicht nur für die beiden Hauptcharaktere, gespielt von Knightley und Worthington, sondern ebenso für die Figuren von Eva Mendez und Guillaume Canet, welche von ähnlichen Bedenken, Konflikten oder Gefühlen sprechen (oder diese zumindest andeuten) wie ihr jeweiliges Gegenüber. Tajedin zeigt, wie Betrug stattfinden kann, aber auch welche Formen der Verführung im Alltag einer Beziehung auf einen Menschen lauern, wobei die Zuweisung von Schuld oder Verantwortung nicht immer leicht fällt. Auch wenn die Lebenswirklichkeit der Figuren vom Zuschauer entfernt ist, wird man sich mehr als einmal in gewissen Momenten wiedererkennen, auf die das Drehbuch anspielt, beispielsweise einer Geste, die jemand fehlinterpretiert oder einer Situation, die sich mehr und mehr der eigenen Kontrolle entzieht. Gerade in diesen Momenten zeigt sich die von der Regisseurin angesprochene Authentizität der Geschichte, wobei diese insbesondere bei der Paarung Knightley/Canet zu tragen kommt, ist die Chemie zwischen den beiden Darstellern doch wesentlich glaubhafter.
Bilder eines anderen Lebens
Jedoch geht Tajedin noch einen Schritt weiter, wenn sie das Thema der Lebenskonzepte anspricht. Neben dem Schauspiel und den einzelnen Szenen beweist die Inszenierung hier ein Auge fürs Detail, beispielsweise, wenn Alex sich die Fotos von Joanne mit Michael ansieht. Die Verführung oder der Betrug ist nicht nur ein temporärer Moment, sondern führt zu einer Auseinandersetzung mit einem Leben, das hätte sein können, zu einem Schmerz des Verlusts und einer Trauer über eine verpasste Chance. Während sich der Konflikt zwischen Pflicht und Neigung besonders in der Paarung Worthington/Mendez abspielt, scheint Tajedin in der parallel ablaufenden Episode zwischen Alex und Joanna noch einen Schritt weiterzugehen, was diese abermals zu dem wohl interessantesten Aspekt von Last Night macht.
Die kammerspielartige Inszenierung durch die Kameraführung Peter Demings gut hervorgehoben, was zum einen die Flüchtigkeit dieses einen Moments unterstreicht, aber auch jenes Dilemma, in welchem sich die Charaktere befinden. Ein Wermutstropfen bei Last Night findet sich leider, wie bereits erwähnt, in der Episode zwischen Worthington und Mendes, die im Vergleich zur anderen thematisch wie auch erzählerisch wenig zu bieten hat und darüber hinaus an der fehlenden Chemie der beiden Darsteller leidet.
OT: „Last Night“
Land: USA, Frankreich
Jahr: 2010
Regie: Massy Tadjedin
Drehbuch: Massy Tadjedin
Musik: Clint Mansell
Kamera: Peter Deming
Besetzung: Keira Knightley, Sam Worthington, Eva Mendes, Guillaume Canet
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