Matthias Maxime

Matthias & Maxime

Inhalt / Kritik

Matthias Maxime
„Matthias & Maxime“ // Deutschland-Start: 29. Juli 2021 (Kino) // 3. Dezember 2021 (DVD/Blu-ray)

Seit ihrer Kindheit schon sind Matthias (Gabriel D’Almeida Freitas) und Maxime (Xavier Dolan) miteinander befreundet, auch wenn sich ihre Leben in sehr unterschiedliche Weisen weiterentwickelt haben. Während Matthias gerade richtig Karriere macht, will Maxime raus, weg von der alkoholkranken Mutter, um die er sich kümmern muss. Das Ziel: Australien. Erst einmal steht aber der Besuch bei einem Freund an, dessen Familie ein Haus am See besitzt. Als sie sich dort darauf einlassen, bei einem Studentenfilm mitzuspielen und sich dabei zu küssen, ahnen sie nicht, was sie damit in Gang setzen werden. Beide sind sie verwirrt von den Gefühlen. Insbesondere Matthias, der eigentlich mit Sarah (Marilyn Castonguay) liiert ist, ist mit der Situation überfordert und zunehmend gereizt …

Achterbahn eines Wunderkindes

Die Karriere von Xavier Dolan begann furios. Und sie begann früh: Gerade einmal 20 Jahre war der Kanadier, als sein Debüt I Killed my Mother 2009 für Aufsehen sorgte. Dem semiautobiografischen Drama folgten eine Reihe weiterer hoch gelobter Werke, allen voran Laurence Anyways (2012) und Mommy(2014), die ihm den Ruf eines Wunderkindes einbrachten. Doch dann machte die Karriere des Regisseurs und Drehbuchautors einen Knick. Einfach das Ende der Welt (2016) spaltete das Publikum, von Verrissen bis Lobeshymnen war alles dabei. Bei The Death & Life of John F. Donovan (2018) waren sich hingegen alle einig: Der Film ist Mist. Ausgerechnet der Titel, bei dem er mit einem großen international bekannten Ensemble arbeitete, sollte der bisherige Tiefpunkt seiner Karriere werden.

Bei Matthias & Maxime, das bereits ein halbes Jahr später folgte, sah es dann schon wieder deutlich besser aus. Auf internationale Stars verzichtete er hierbei zwar. Lediglich der Brite Harris Dickinson ist in einer amüsanten Nebenrolle als selbstverliebter Geschäftsmann zu sehen. Dafür trat Dolan selbst wieder vor die Kamera und übernahm die Rolle des von Selbstzweifeln zerfressenen Maximes an. Der ist nicht nur von einem großen Feuermal geprägt, welches sein halbes Gesicht ziert. Vor allem die psychisch kranke Mutter, zu der er ein schwieriges Verhältnis hat – ein wiederkehrendes Element in Dolans Filmen –, hat sein Leben fest im Griff. Nach Australien zu gehen, bedeutet für ihn daher die Möglichkeit, ihrem Einfluss zu entkommen, ein eigenes Leben zu führen und zu sich selbst zu finden.

Auf der Suche nach sich selbst

Allgemein dreht sich Matthias & Maxime viel um das Thema Selbstfindung und Selbstbestimmung. Zwar stehen im Mittelpunkt überwiegend junge Erwachsene, die gerade dabei sind, ihren Lebensweg zu planen. Doch das bedeutet nicht, frei von Unsicherheiten zu sein. Der – nicht gezeigte – Kuss markiert dabei zwar den Anfangspunkt der Geschichte und wird zum Katalysator. Darüber gesprochen wird aber nie, fast so, als hätten ihn alle vergessen. Dolan erzählt seinen Film eher über Bande, indem er nach dem Ereignis viel aus dem Leben der beiden Freunde zeigt. Der jeweils andere taucht darin gar nicht unbedingt auf. Tatsächlich sind dem Titel zum Trotz gemeinsame Szenen eher rar. Wer sich von dem Film also ein typisches Liebesdrama erwartet, bei dem sich zwei Figuren nach und nach näher kommen, der wird enttäuscht. Auch auf tränenreiche Liebesschwüre wird verzichtet.

Doch diese vermeintliche Schwäche ist vielmehr Stärke. Matthias & Maxime zeichnet eher zurückhaltend und subtil das Bild junger Menschen, die noch gar nicht wirklich angekommen sind. Das ist zwar nicht mehr ganz Coming of Age, geht aber in eine ähnliche Richtung. Da wird gesucht und gefragt, zwischendrin auch gezweifelt und geflüchtet. Vor allem Matthias drückt sich so gut er kann vor der Aufgabe, sich mit sich selbst und den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Nicht nur dass er eine sexuelle Anziehung durch Maxime mit aller Gewalt zu verneinen versucht. Er blendet auch aus, dass dieser bald nicht mehr da sein wird, will nicht einmal zur Abschiedsparty gehen.

Sehenswertes Bild einer Zwischenphase

Souverän ist das natürlich nicht unbedingt. Teilweise verhält sich Matthias schon recht schäbig. Gleichzeitig ist Matthias & Maxime sehr menschlich, vielleicht sogar menschlicher als die anderen Filme Dolans, die von unterdrückten Gefühlen erzählten. Wo diese oft etwas zu Extremen neigten, teilweise auch inszenatorisch exzentrisch ausfielen, da ist das Drama um die beiden Freunde näher an einem alltäglichen Leben. Langweilig ist das Werk, das bei den Filmfestspielen von Cannes 2019 Weltpremiere feierte, damit aber nicht. Vielmehr ist die Mischung aus eher dokumentarischen und emotionalen Szenen ein sehenswertes Porträt von Leuten, die sich in mehrfacher Hinsicht am Anfang einer Reise befinden, noch irgendwo zwischen der Vergangenheit und der Zukunft stecken.

Credits

OT: „Matthias & Maxime“
Land: Kanada
Jahr: 2019
Regie: Xavier Dolan
Drehbuch: Xavier Dolan
Musik: Jean-Michel Blais
Kamera: André Turpin
Besetzung: Gabriel D’Almeida Freitas, Xavier Dolan, Pier-Luc Funk, Samuel Gauthier, Antoine Pilon, Adib Alkhalidey, Anne Dorval, Micheline Bernard, Marilyn Castonguay, Catherine Brunet, Harris Dickinson

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Matthias & Maxime
fazit
In „Matthias & Maxime“ küssen sich zwei Kindheitsfreunde für einen Studentenfilm und müssen sich im Anschluss mit widersprüchlichen Gefühlen herumplagen. Das Drama ist dabei kein reiner Liebesfilm, sondern handelt allgemein von Selbstsuche und Selbstfindung, von den Unsicherheiten auf dem Weg ins Erwachsenenalter, wenn man noch gar nicht genau weiß, was man vom Leben genau will.
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