Sonderlich gern macht Bill Marks (Liam Neeson) seine Arbeit eigentlich nicht. Auch wenn er weiß, wie wichtig es ist, als Air Marshall für die Sicherheit der Passagiere und Gäste zu sorgen, hasst er alles, was mit dem Fliegen zu tun hat. Er hat es auch nicht so mit den Regeln, die er zu befolgen hätte, trinkt zum Beispiel schon mal einen zu viel. Dabei bräuchte er gerade jetzt einen klaren Kopf: Kaum ist das Flugzeug in der Luft, erhält er seltsame Textnachrichten. Darin wird er aufgefordert, 150 Millionen Dollar zu besorgen und auf ein bestimmtes Konto zu überweisen. Sollte dieser Aufforderung nicht nachgekommen werden, stirbt alle 20 Minuten jemand an Bord. Während Bill versucht, die notwendige Summe zu organisieren, sucht er gemeinsam mit seiner Sitznachbarin Jen (Julianne Moore) und der Flugbegleiterin Nancy (Michelle Dockery) den Täter. Denn für ihn steht fest: Derjenige muss unter ihnen irgendwo im Flugzeug sein …
Spannung auf engem Raum
Seitdem sich der einst als Charakterdarsteller gefeierte Liam Neeson spät in seiner Karriere als Actionheld neu erfunden hat, wimmelt es in seiner Filmografie von Titeln, in denen er sich mit irgendwelchen Verbrechern prügelt. Manchmal erschießt er sie auch direkt, sollte es die Situation erfordern. Bei Non-Stop, einem der interessantesten Beispiele seiner Comeback-Tour, ist das ein wenig anders. Ein Flugzeug ist nun einmal denkbar schlecht geeignet ist für irgendwelche Schießereien, sofern man nicht gleich alle mit in den Abgrund reißen will. Auch Prügeleien sind auf dem engen Raum eher schwierig. Vor allem weiß er hier, anders in den meisten seiner Filme, gar nicht, wer denn überhaupt der Verbrecher ist. Und das obwohl dieser vermutlich direkt vor seiner Nase ist.
Tatsächlich hat Non-Stop über weite Strecken starke Krimianleihen. Vergleichbar zu den Wodunnits, wie sie Agatha Christie geschrieben hat, gilt es, unter einer größeren Zahl von Verdächtigen die richtige Person herauszufinden. Und noch etwas verbindet die Tätersuche hier mit den Werken der Queen of Crime: Ähnlich zu ihren Klassikern Zehn kleine Negerlein – Das letzte Wochenende und Mord im Orient-Express spielt die Geschichte in einem in sich geschlossenen, abgelegenen Schauplatz, aus dem es kein Entkommen gibt. Das bedeutet, dass man mit einem Mörder eingeschlossen ist, ohne zu wissen, wer dieser sein könnte. Das sorgt dann schon mal für eine feine Paranoia-Note, wenn auf einmal jeder, dem du begegnest, in Wirklichkeit deinen Tod wollen kann.
Volle Fahrt voraus
Mit gemütlicher Spurensuche hat es Non-Stop jedoch nicht so. Seinem Titel entsprechend wird hier früh aufs Gaspedal getreten und bis zum Schluss ein nahezu gleichbleibend hohes Tempo beibehalten. Schließlich stirbt hier alle paar Minuten ein Mensch, wenn nicht genügend Kohle beigeschafft wird. Das sorgt für eine gewisse Dringlichkeit. Für Tiefgang bleibt wenig überraschend dabei kein Raum. Bill und Jen wird notdürftig noch eine Vorgeschichte mit auf den Weg gegeben, die ihnen den Anschein von Menschlichkeit verleihen sollen. Doch darauf sollte man ebenso wenig geben wie auf den Rest der Mitfliegenden. Dass nicht mehrere Dutzend Biografien im Schnellverfahren abgearbeitet werden können, ist klar. Ein bisschen mehr als das hier wäre aber schon schön gewesen.
Das eigentliche Problem des Films liegt aber woanders: Er ist völliger Quatsch. Sicher muss man von einem solchen Thriller kein bis ins letzte Detail ausgearbeitetes Meisterwerk erwarten, bei dem alles ineinandergreift. Mit ein bisschen Mut zur Logiklücke lässt sich oft mehr Spaß haben. Zum Ende hin häufen sich aber richtig üble Szenen, die man nicht einmal im Eifer des Gefechts akzeptieren möchte, zu bescheuert sind die. Und dann wäre da noch die Auflösung, die derart schlecht und konstruiert ist, dass man sich im Nachhinein wünschen würde, es hätte überhaupt keine Antwort auf die Fragen gegeben. Das wäre weniger frustrierend gewesen.
Unterhaltsamer Blödsinn
Schafft man es aber auch hier, seine Erwartungen tief genug runterzuschrauben und den Kopf vielleicht ganz abzuschalten, kann man sich über den Wolken schon ganz gut die Zeit vertreiben. Der geneerfahrene Regisseur Jaume Collet-Serra (The Shallows – Gefahr aus der Tiefe, The Commuter) hat einen schweißtreibenden Thriller inszeniert, bei dem man lange mitfiebert und miträtselt. Alle paar Minuten rückt eine andere Figur in den Mittelpunkt, die sich irgendwie verdächtig verhält. Gleichzeitig macht der Film klar, dass man auf Bills Urteilsvermögen vielleicht nicht zu sehr vertrauen sollte. Das sorgt für viel Ungewissheit und eine höhere Spannungskurve, die später noch anderweitig befeuert wird. Klar ist es schade, dass aus dem interessanten Setting letztendlich nur das hier herauskam, auch das Ensemble hätte Besseres verdient. Für sich genommen ist Non-Stop jedoch ein solider, unterhaltsamer Film.
OT: „Non-Stop“
Land: USA
Jahr: 2014
Regie: Jaume Collet-Serra
Drehbuch: John W. Richardson, Chris Roach, Ryan Engle
Musik: Ivan Palomares
Kamera: Flavio Martínez Labiano
Besetzung: Liam Neeson, Julianne Moore, Scoot McNairy, Michelle Dockery, Nate Parker, Jason Butler Harner, Anson Mount
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