Servants Slubžobníci

Inhalt / Kritik

Servants Slubžobníci
„Servants“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

In den frühen 1980er Jahren geht für die Freunde Juraj Bednar (Samuel Skyva) und Michal (Samuel Polakovič) ein großer Wunsch von ihnen und ihren Eltern in Erfüllung, als sie auf Empfehlung am Priesterseminar der Theologischen Fakultät in Bratislava aufgenommen werden. Die Regeln dort sind streng, aber fair und es ist alles darauf ausgerichtet, dass die angehenden Priester gerüstet und gut gebildet in ihr Amt gehen. Als dann aber der Warschauer Pakt ein neues politisches Regime mit sich bringt, muss auch die Kirche dem kommunistischen System unterstellt werden, was heißt, jeder Kontakt nach Rom wird untersagt und unter Strafe gestellt. Auch die Ausbildung der Priester soll von nun an systemkonform sein, sodass der regimetreue Doktor Ivan Frantinek (Vlad Ivanov) dem Dekan von nun an zur Seite steht. Die Veränderungen beginnen sofort, denn die Priesterkandidaten werden immer wieder verhört und es wird von Frantinek Druck auf die Leitung der Fakultät ausgeübt, sich von allen nicht regimekonformen Elementen zu trennen, da man ansonsten empfehlen werde, die Kirche im ganzen Land zu verbieten.

Während Juraj über einen anderen Freund Kontakt zu einer Untergrundorganisation aufbaut, die im Geheimen dem Vatikan berichten, was an ihrer Fakultät passiert, bemerkt Michal, dass seine Freundschaft zu Juraj immer distanzierter wird. Schließlich bittet Michal ihn, ihn in die Tätigkeiten der Organisation einzuweihen, damit er seinen Beitrag leisten kann. Doch Frantinek ahnt bereits, dass sich unter den jungen Männern Widerstand regt und plant seinen nächsten Schritt, diesen ein für alle Mal zu unterbinden.

„Saubere Hände …“

Unter anderem an einem ehemaligen Jesuitenkolleg in Bratislava konnte Regisseur Ivan Ostrochovský seinen Film Servants drehen, der letztes Jahr bereits auf der Berlinale zu sehen war und im Programm des diesjährigen Mittel Punkt Europa Filmfest zu finden ist. Mit Verweisen auf die Zeit unter dem kommunistischen Regime in der Slowakei erzählt er darin eine Geschichte über Freundschaft und Loyalität in einer Zeit, welche diese Werte immer mehr in Frage stellt und in welcher man sich fragt, ob das eigene Überleben wichtiger ist als Ideen oder Ideologien. Interessant ist dabei der Kontext des Priesterseminars, welcher nicht nur auf den Konflikt zwischen Kommunismus und Kirche verweist, sondern die Handlung zu einem spannenden Kammerspiel werden lässt.

Immer wieder steht der karge Innenhof der Fakultät im Zentrum der Inszenierung, zunächst als Ort, an dem die jungen Studenten Fußball spielen und später als ein Platz, an dem man sich heimlich treffen kann und man sich in Sicherheit wiegt, einmal nicht bespitzelt zu werden. Viele der Orte des Films verwandeln sich mit der Zeit, verlieren ihre Sicherheit und gleichen immer mehr einem Gefängnis, aus dem man nicht mehr entkommen kann. Ivan Ostrochovský und Kameramann Juraj Chlpík inszenieren dies mit einer formalen Schlichtheit sowie großer Kunstfertigkeit, die keine Worte braucht, sondern die Situation der Anspannung, der mentalen wie auch der ideologischen passend auf den Punkt bringt. Es wird deutlich, dass ein neuer Herr ins Haus gekommen ist, repräsentiert durch den von Vlad Ivanov gespielten Frantisek, dessen Auftreten etwas von jenen Schreibtischtätern hat, die nur ihre Karriere kennen und für die moralische Werte Verhandlungssache sind.

„… und ein pures Herz.“

Jedoch geht es nicht nur um Ideologien, sondern um Freundschaft, Kameradschaft und Loyalität. Es sind die „sauberen Hände“ und das „pure Herz“, welches der Dekan von seinen angehenden Priestern verlangt, welche nun auf dem Spiel stehen und Gefahr laufen, verkauft zu werden gegen einen zweifelhaften Lohn. Dieser Konflikt und Anspruch schlägt sich nicht in großen Gesten nieder, sondern in einem die bereits erwähnte Inszenierung unterstützenden, subtilen Schauspiel. Neben Ivanov gehören Samuel Skyva und Samuel Polakovič, die in Servants zum ersten Mal vor der Kamera stehen, erwähnt, die glaubhaft eine Freundschaft spielen, die mehr und mehr auf die Probe gestellt wird.

Ein weiterer Punkt, der die Inszenierung Ostrochovský auszeichnet, ist die Konzentration auf das Wesentliche. Wo andere Regisseure bereits die Zwei-Stunden-Marke überschritten haben, braucht dieser gerade einmal 80 Minuten, in denen jeder Schnitt und jede Einstellung genaustens auf das Ziel hinaus ausgerichtet ist. Dramaturgisch ist dies sehr gut gemacht und darf als Lehrstück für viele andere Filmemacher herhalten.

Credits

OT: „Slubžobníci“
Land: Slowakei, Rumänien, Irland, Tschechien
Jahr: 2020
Regie: Ivan Ostrochovský
Drehbuch: Marek Leščák, Rebecca Lenkiewicz, Ivan Ostrochovský
Musik: Miroslav Tóth, Christian Lolea
Kamera: Juraj Chlpík
Besetzung: Samuel Skyva, Samuel Polakovič, Vlad Ivanov, Vladimir Strnisko, Milan Mikulčík, Tomáš Turek, Vladimir Zboroň

Trailer

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„Servants“ ist ein großartig inszeniertes, schauspielerisch großartiges Drama über Loyalität, Freundschaft und Ideologie. Ivan Ostrochovský gelingt hier ein beachtliches Werk, welches unter anderem durch seine durchdachte Dramaturgie besticht und eine wahre Entdeckung für Cineasten ist.
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von 10