Bäckerstochter Jeannine Deckers (Cécile de France) hat einen Traum: Sie möchte mit ihrer Cousine Françoise (Marie Kremer) als Missionarin nach Afrika! Ihre dominante Mutter Gabrielle (Jo Deseure) macht ihr jedoch unmissverständlich klar, was sie davon hält: nichts. Die Tochter soll gefälligst heiraten, den Familienbetrieb übernehmen und ein solides Leben führen, anstatt in der Weltgeschichte herumzureisen. Als es dabei zum Streit zwischen beiden kommt, beschließt Jeannine, der Enge des Elternhauses den Rücken zu kehren und in ein Dominikanerinnenkloster einzutreten. Doch auch dort tut sie sich schwer mit den vielen Regeln, braucht lange, um sich tatsächlich einzuleben. Als sie eines Tages jungen Besucherinnen vorsingt und die anderen ihr Gesangstalent erkennen, wird sie an eine Plattenfirma vermittelt und feiert als Soeur Sourire weltweit Erfolge …
Der mühsame Weg an die Spitze
Kein Zweifel: Die vielen Filme über Musiker und Musikerinnen, die unbeirrt für ihren Erfolg kämpfen und am Ende triumphieren, sind durchaus inspirierend. Man sieht doch immer wieder gern dabei zu, wie sich jemand durch harte Arbeit den eigenen Traum erfüllt, siehe etwa A Star Is Born. Doch so schön das immer wieder ist, die Geschichten gleichen sich schon sehr. Bei den Hindernissen mag variiert werden, auch bei den Musikstilen gibt es zwangsläufig Unterschiede. Und natürlich sind manche Interpretationen besser geglückt als andere. Doch gleich ob nun Powerballade, Rock oder Country Music, der Aufbau solcher Filme ist fast immer gleich. Hat man einen solchen Titel gesehen, kennt man sie im Prinzip irgendwie alle.
Interessanter sind da schon Geschichten über Menschen, die eigentlich überhaupt keine Musikkarriere angestrebt haben und die mehr oder weniger zufällig zu Stars wurden. Fisherman’s Friends – Vom Kutter in die Charts war ein solches Beispiel, damals war es ein Fischerchor aus einem kleinen Dorf, der von einer Plattenfirma entdeckt wurde und sich plötzlich in den britischen Top 10 wiederfand. Ein älteres, noch unglaublicheres Beispiel ist das der Soeur Sourire, auf Deutsch: Schwester des Lächelns. Dabei handelte es sich um den Künstlernamen von Jeannine Deckers bzw. Schwester Luc-Gabriel. Die hatte ursprünglich nur ein wenig für sich selbst komponieren wollen, um so dem trostlosen Alltag im Orden zu entkommen. Nur per Zufall wurde die Außenwelt auf ihr Talent aufmerksam, das in dem Überraschungshit Dominique gipfelte, welcher weltweit in den Top 10 zu finden war.
Konflikte am laufenden Band
Bis der Film an diesem Punkt ankommt, dauert es jedoch eine Weile. Regisseur und Co-Autor Stijn Coninx fokussiert sich zunächst auf die Hintergrund Deckers, auf die Konflikte mit der herrischen Mutter, auf die Schwierigkeiten im Orden. Letztere erinnern teilweise an die beliebte US-Komödie Sister Act – Eine himmlische Karriere, bei der eine falsche Nonne mit den freudlosen Lebensbedingungen wenig anfangen kann. Beschwerden über fades Essen kommen in beiden Filmen vor. Während aber bei der absurden Geschichte um eine Zeugin, die sich unter Nonnen versteckt, der humoristische Aspekt einer solchen Culture Clash Begegnung im Vordergrund steckte, da ist Sœur Sourire – Die singende Nonne deutlich ernster – und sehr viel weniger inspirierend.
Tatsächlich ist Sœur Sourire – Die singende Nonne nicht nur die Geschichte einer höchst unwahrscheinlichen Musikkarriere. Es ist vor allem die Geschichte eines Menschen, der zeit seines Leben einen Platz für sich in dieser Welt gesucht. Die auch die nötige Anerkennung gesucht hat. Erst fehlte diese zu Hause, später im Orden. Und selbst als sie sich von allem freikämpfte, musste sie feststellen, dass die Welt nicht gerade auf sie gewartet hat. Immer wenn sie gerade an dem Punkt angekommen ist, an dem sie denkt, dass es endlich aufwärts geht, folgt der nächste Rückschlag. Phasen des Glücks gab es zwar durchaus in ihrem Leben. Aber sie waren kurz und nicht nachhaltig.
Zwischen Trotz und Traum
Cécile de France (L’auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr) ist für eine solche Figur natürlich eine Idealbesetzung. Immer wieder hat die Belgierin starke, eigenwillige Frauen gespielt, die gleichzeitig eine verletzliche Seite hatten. Und auch in Sœur Sourire – Die singende Nonne gelingt ihr der Spagat zwischen Wildfang und Träumerin. Zwischen einer Frau, die nicht davor zurückschreckt, sich mit allen anzulegen, denen sie begegnet, und einer, die sich nichts sehnsüchtiger wünscht, als mal von anderen angenommen zu werden. Auch wenn die Geschichte der musikalischen Schwester bekannt ist, schon in den 1960ern hatte es eine Verfilmung ihres Lebens gegeben: Sie ist doch bis heute dazu geeignet, das Publikum zu bewegen, mal mitzureißen und dann wieder Mitleid zu wecken für jemanden, dem viele Wege offen standen und der doch nie den richtigen gefunden hat.
OT: „Sœur Sourire“
Land: Frankreich, Belgien
Jahr: 2009
Regie: Stijn Coninx
Drehbuch: Stijn Coninx, Ariane Fert, Chris Vander Stappen
Musik: Bruno Fontaine
Kamera: Yves Vandermeeren
Besetzung: Cécile de France, Sandrine Blancke, Marie Kremer, Jan Decleir, Chris Lomme, Jo Deseure, Filip Peeters, Christelle Cornil
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