Eigentlich ist der Fall klar: Als die Polizei am Tatort eintrifft, findet sie dort Evelyn Kohnai (Luisa-Céline Gaffron), die neben der Leiche kauert, in der Hand das Messer, welches die Tatwaffe war. Sie will sich ergeben, macht dabei aber zur Bedingung, mit Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) sprechen zu können. Als dieser zusammen mit Martina Bönisch (Anna Schudt), Nora Dalay (Aylin Tezel) und Jan Pawlak (Rick Okon) gerade die Ermittlungen aufnehmen will, erhält Pawlak eine Hiobsbotschaft. Unbekannte sind in seine Wohnung eingebrochen, haben seine Frau Ella (Anke Retzlaff) unter Drogen gesetzt und die sechsjährige Tochter Mia (Eliza Heitz) entführt. Ausgerechnet Fabers langjähriger Widersacher Markus Graf (Florian Bartholomäi) scheint dahinter zu stecken und stellt unfassbare Bedingungen …
Begegnung mit der Vergangenheit
Das Konzept der ARD-Krimireihe Tatort sieht bekanntlich vor, dass im ständigen Wechsel verschiedene Teams aus ganz Deutschland im Einsatz sitzt. Die agieren nicht nur unabhängig voneinander. Auch innerhalb der einzelnen Team-Filmreihen sind die Teile normalerweise unabhängig voneinander. Zwar kann es da schon mal vorkommen, dass Nebenstränge fortgesetzt werden, zum Beispiel um die Charakterisierung einer Figure sowie deren Entwicklung voranzutreiben. Bei den Saarbrücken-Einsätzen Das fleißige Lieschen und Der Herr des Waldes wiederum wird die Vorgeschichte der beiden Kommissare von Film zu Film vertieft. Dass aber tatsächlich ein Fall Bezug nimmt auf einen früheren, das ist eine absolute Ausnahme.
Eine solche ist Tatort: Monster, der 1119. Teil der Endlosreihe. Schon in Auf ewig Dein lernten wir 2014 den Mörder Markus Graf kennen, bereits damals verkörpert von Florian Bartholomäi. Vier Jahre später gab es in Tollwut ein Wiedersehen mit dem charismatischen, aber eiskalten Verbrecher. 2020 schließlich folgte Monster, welches die Konfrontation zwischen ihm und Hauptkommissar Faber auf die Spitze treibt. Gesehen haben muss man die beiden Vorgänger nicht, um hier der Geschichte folgen zu können. Die ist zumindest teilweise eigenständig. Die emotionale Wucht, welche der Showdown erzeugen möchte, setzt aber schon voraus, dass man von den beiden Widersachern und der gemeinsamen Vorgeschichte weiß.
Umständlich zusammengeschrieben
Eben dieser Showdown ist jedoch nicht mehr als Durchschnitt. Auch wenn Bartholomäi die Rolle des emotionslosen Mörders wie kaum ein anderer beherrscht, siehe auch das erschütternde Tatort: Herz aus Eis: In Monster wird zu wenig daraus gemacht. Vor allem ist das Problem, dass es dem Film nicht wirklich gelingt, diesen Handlungsstrang überzeugend einzubauen. Es wirkt vielmehr so, als habe es zunächst die Geschichte um den Menschenhändlerring gegeben, von dem wir gleich zu Beginn erfahren, und erst nachträglich sei der Wunsch entstanden, das Duell mit Graf noch unterzubringen. Also tat man so, als wäre beides mehr oder weniger dasselbe, was aber zu Irritationen führt. Das passt einfach nicht zusammen.
Dabei ist diese Jagd durchaus spannend. Vor allem der Auftritt von Luisa-Céline Gaffron als traumatisiertes Opfer führt dazu, dass der Krimi nicht spurlos an einem vorübergeht. Sie ist auf erschreckende Weise beherrscht und kalkulierend, gleichzeitig aber so tief zerstört, dass daraus eine gefährliche und faszinierende Kombination wird, die zu Herzen geht. Und auch bei der Suche nach Mia ergibt sich die eine oder andere spannende Situation, welche Tatort: Monster am Ende zumindest zu einem soliden Teil der Reihe macht. Gerade die persönliche Verwicklung der Polizisten lassen das hier zum einem effektiven Anlass werden, nervös auf den Fingernägeln herumzuknabbern.
OT: „Tatort: Monster“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Torsten C. Fischer
Drehbuch: Jürgen Werner
Musik: Warner Poland, Wolfgang Glum
Kamera: Theo Bierkens
Besetzung: Jörg Hartmann, Anna Schudt, Aylin Tezel, Rick Okon, Florian Bartholomäi, Luisa-Céline Gaffron, Anke Retzlaff, Eliza Heitz
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