Für Jay (Bart Edwards) steht an erster Stelle seine Arbeit. Erst danach kommt irgendwann seine Familie, die der Workaholic regelmäßig vernachlässigt. Als er eines Tages doch mal einen Abend mit seiner Frau und den beiden jungen Töchtern verbringt, ist dies der Anfang eines nicht enden wollenden Alptraums. Ein Unbekannter bricht bei ihnen ein, schlägt Jay nieder und entführt ihn. Als der wieder zu sich kommt, findet er sich in einem seltsamen Keller wieder. Und er ist nicht der einzige: Drei weitere Menschen sind dort gefangen und werden von dem Unbekannten mit der Maske gezwungen, sich gegenseitig zu foltern. Doch weshalb? Wer ist der Mann, der ihnen das antut? Und warum hat er es ausgerechnet auf sie abgesehen?
Ein Spiel zum Abgewöhnen
Eigentlich war bei einem Film, der den Titel The Dare trägt und im Horrorgenre angesiedelt ist, zu befürchten, dass es sich mal wieder um eine blutige Interpretation des „Wahrheit oder Pflicht“ Spiels handelt. Jenes Spiel also, das Filmen zufolge in den USA offensichtlich auf keiner Teenieparty fehlen darf und bei dem die Teilnehmenden sich entweder peinliche Wahrheiten erzählen müssen oder alternativ unangenehme Aufgaben zu erfüllen haben. Das ist zwar auch so schon schrecklich genug, wird aber gern noch etwas unerträglicher gemacht, indem es zur Grundlage schlechter Horrorfilme wird. Siehe etwa das grausige Wahrheit oder Pflicht, das es konsequent schafft, sämtliches Potenzial zu missachten und mit strunzdummen Figuren zu langweilen.
Die gute Nachricht: The Dare hat zwar schon auch etwas mit dem besagten Spiel zu tun, lässt das aber die meiste Zeit über weg. Die schlechte Nachricht: Besser ist der Film dadurch auch nicht. Anstatt dass wir unsympathischen und schlecht gezeichneten Leuten dabei zusehen, wie sich völlig unnötig bei einer Partie des Spiels quälen, quälen sie sich in einem engen Keller. Schließlich will es der maskierte Mann so. Und wenn der das sagt, dann hat man zu gehorchen. Der naheliegende Gedanke, sich vielleicht gegen den Unbekannten zu verbünden, kommt aus einem unerfindlichen Grund erst zum Schluss jemand in den Sinn. Und nicht einmal dann wird dieser konsequent verfolgt.
Dümmliche Figuren auf engem Raum
Sicher: In keinem Genre ist der durchschnittliche Intelligenzquotient ähnlich niedrig wie in dem des Horrorfilms. Viele Geschichte sind davon abhängig, dass die Protagonisten und Protagonistinnen etwas dümmlich sind, weil ansonsten die Gefahr viel zu schnell gebannt wäre. Aber selbst in diesem Umfeld sticht The Dare hervor. Vielleicht wollte man dem Publikum auch einfach eine Freude machen, wenn die durch und durch unsympathische Truppe Höllenqualen durchleiden muss. Zumal Regisseur und Co-Autor Giles Alderson noch eine Art moralische Rechtfertigung dafür liefert, warum der Aufenthalt im Keller derart eskaliert. Schließlich hat das Ganze eine Vorgeschichte.
Rund 90 Minuten lang wechselt der Film dann auch zwischen beiden Strängen hin und her. Während der eine davon erzählt, wie ein Junge von einem sadistischen Mann gequält wird, gespielt von dem horrorerfahrenen Richard Brake (3 From Hell), spielt der andere in dem Keller und den daran anschließenden Räumen. Sonderlich viel Freiraum bietet der natürlich nicht, dafür aber eine Bühne für Foltereinlagen. Von diesen gibt es einige in The Dare: Wenn der Horrorthriller in Erinnerung bleibt, dann für die überraschend expliziten Grausamkeiten, die sich hier Leute gegenseitig antun. Wer gerne sieht, wie wenig Skrupel Menschen beim Quälen anderer haben, der kommt hier auf seine Kosten. Dem Film fehlt zwar das Perfide von anderen Folterkammern à la Saw. Dafür ist das hier alles sehr dreckig. Tatsächlich hat man schon beim bloßen Zusehen das Gefühl, sich gerade diverse Infektionskrankheiten eingefangen zu haben.
Außer Folter nix gewesen
Sollte diese Freude an der Folter jedoch fehlen, fehlt auch jeglicher Grund, sich den Film anzuschauen. Als wäre die besagte Dümmlichkeit der Figuren, im Einklang mit den nichtvorhandenen Sympathiewerten, nicht schon Motivator genug, den Fernseher wieder abzuschalten, ist auch die Geschichte an sich nicht zu gebrauchen. Wenn ein Filmemacher schon den Wunsch verspürt, mehr zu zeigen und zu erzählen als wiederkehrende Foltereinlagen, dann sollte das wenigstens irgendwie interessant sein. Bei The Dare ist die größte Spannung aber die, was eher eintritt: 1. Der Tod der Figuren. 2. Ein eigenes Nickerchen, ausgelöst von der quälenden Langeweile, die sich hier viel zu schnell einstellt. Eigentlich sollte man meinen, dass ein klaustrophobisches Setting und eine andauernde Lebensgefahr quasi automatisch für Nervenkitzel sorgen. Aber Irrtum. Anders gesagt: Der Film geht bei einer Partie von „Wahrheit oder Pflicht“ durchaus als Mutprobe durch – nur nicht so, wie sich das Alderson wohl gedacht hat.
OT: „The Dare“
Land: Bulgarien, UK, USA
Jahr: 2019
Regie: Giles Alderson
Drehbuch: Giles Alderson, Jonny Grant
Musik: Mario Grigorov
Kamera: Andrew Rodger
Besetzung: Bart Edwards, Richard Brake, Robert Maaser, Richard Short, Alexandra Evans, Mitchell Norman
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