Kurz vor den Pension in seinem Job kann Masao Katakuri (Kenji Sawada) auf ein glückliches Leben zurückblicken, wobei ihn besonders seine große Familie und deren Zusammenhalt immer wieder sehr stolz macht. Dieser wird jedoch auf die Probe gestellt, als ihm überraschend gekündigt wird und er sich in dieser Krise entschließt, sich seinen immer schon gehegten Traum vom eigenen Hotel zu erfüllen. So kauft er von seinem ersparten Geld ein abgelegenes Berghotel, mit welchem er hofft, viele Ausflügler anzuziehen, vor allem dank der wunderschönen Natur um das Haus herum. Seine Frau Terue (Keiko Matsuzaka) hält zwar zu ihrem Gatten, doch ihr Sohn Masayuki (Shinji Takeda) wie auch dessen Schwester Shizue (Naomi Nishida), die gemeinsam mit ihrer Tochter in das Hotel zieht, um ihren Eltern zu helfen, bleiben skeptisch. Alleine ihr Großvater Jinpei (Tetsuro Tamba) bleibt optimistisch und meint, hier würden nicht nur die Träume seines Sohnes Masao in Erfüllung gehen, sondern die Familie würde noch glücklicher werden, als die es ohnehin schon ist. Allerdings bleiben die erhofften Gäste zunächst aus.
Nach einer Weile, als die Familie schon dachten, der Kauf würde sie in den Ruin treiben, kommen dann doch die ersten Gäste und man schöpft Hoffnung. Jedoch folgt schon am nächsten Morgen das böse Erwachen, denn die Gäste werden tot in ihrem Zimmer gefunden, was vor allem Masao schwer trifft. Aus Angst, potenzielle Kunden abzuschrecken, begraben er und seine Familie die Leichen im nahen Moor, doch auch die folgenden Gäste erleiden ein schreckliches Schicksal, sodass noch mehr Tote vergraben werden müssen. Als dann auch noch ein städtisches Bauprojekt droht, das schreckliche Geheimnis um die zahlreichen Vermisstenfälle aufzudecken, kommt es zu Spannungen in der Familie, deren Zusammenhalt und Vertrauen zueinander nun mehr gefragt ist als je zuvor.
Ein Film für die ganze Familie
Faulheit oder einen Mangel an Ideen kann man Regisseur Takashi Miike keinesfalls vorwerfen, wenn man sich die Anzahl an Filmen ansieht, die im Jahre 2001 herauskamen und bei denen er Regie führte. Neben Werken wie Ichi the Killer oder Agitator, kristallisiert sich in Filmen wie Visitor Q, Family und The Happiness of the Katakuris zudem das Thema der Familie heraus, mit dem sich der Filmemacher scheinbar schwerpunktmäßig zu dieser Zeit befasste. The Happiness of the Katakuris ist alleine schon deswegen eine Erwähnung wert, weil es das erste Mal ist, dass Miike eine Neuinterpretation eines bereits existierenden Werks als Ausgangsbasis nahm, in diesem Falle The Quiet Family des Südkoreaners Kim Jee-won, was Miike aber nicht daran hinderte, von der Vorlage abzuweichen und ihr seinen eigenen, unverwechselbaren Stempel aufzudrücken.
Noch in den frühen 2000er Jahren konnte man die politischen wie sozialen Auswirkungen des Crashs an der japanischen Börse spüren, der in Entlassungen und Firmenpleiten gipfelte. Auch in Miikes Werken zu dieser Zeit ist eine Atmosphäre des Ernüchterung, des Chaos und der Verzweiflung spürbar, wenn beispielsweise die Familienväter in The Happiness of Katakuris oder Visitor Q ihrer Rolle als Ernährer nicht mehr nachkommen können. Während bei dem zweiten Film die Dekonstruktion der Familie und ihres Heimes den erhofften Neuanfang bieten kann, sieht der von Kenji Sawada gespielte Masao einen radikalen Tapetenwechsel als eine Chance für die Familie, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. Aus der Sicht von Shizues Tochter, welche gleichsam als Erzählerin fungiert, zeigt sich die Raffinesse in Miikes Inszenierung sowie dem Drehbuch Kikumi Yamagishis, welche dadurch die heile Welt der Familie nicht bestätigen, sondern im Gegenteil diese konsequent aushebeln und darauf hindeuten, dass hier einiges im Argen liegt.
Es ertönt ein Lied vom Moor
Eine wichtige Neuerung in Miikes Neuinterpretation von The Quiet Familiy stellen die Musical-Elemente dar, welche einen immer größeren Raum einnehmen in der Handlung. In Interviews zu The Happiness of the Katakuris beschreibt Miike, dass es ihm wichtig war, zwar den Anschein eines Hollywood-Musicals zu geben, aber diesen auch immer wieder zu konterkarieren, beispielsweise indem er seinen Schauspielern nur wenig Zeit ließ, um die Choreografien und Texte der Songs zu lernen. Mögen diese auf den ersten Blick auch in das Klischee der Musicalnummern fallen, die scheinbar aus dem Nichts und ohne jeden Anlass stattfinden, sind diese bei Miike zum einen eine Art Affirmation der heilen Welt der Familie, oder zumindest der Fassade, aber zum anderen ein Finden der Familie zueinander, welche, ähnlich eine Tanz- oder Gesangstruppe, wieder zusammenwachsen und einander vertrauen muss.
Neben der kreativen, sprunghaften Inszenierung, die immer wieder die Atmosphäre des Filmes verändert oder neue Aspekte hinzunimmt, zeichnet sich Miikes The Happiness of the Katakuris zudem durch sein spielfreudiges Ensembles aus, welches sich mit großem Engagement in die dramatischen Szenen wie auch die Musicalnummern stürzt.
OT: „Katakuri-ke no kôfuku“
Land: Japan
Jahr: 2001
Regie: Takashi Miike
Drehbuch: Kikumi Yamagishi
Musik: Koji Endo, Koji Makaino
Kamera: Hideo Yamamoto
Besetzung: Kenji Sawada, Kiko Matsuzaka, Shinji Takeda, Naomi Nishida, Tetsuro Tamba, Tamaki Miyazaki, Kiyoshiro Imwano, Naoto Takenaka, Takashi Matsuzaki
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