The Longest Wave
© Red Bull Content Pool/Juan de Heeckereen/Tom Servais/Alan Van Gysen/Carol Naish/Craig Kolesky

The Longest Wave

Inhalt / Kritik

The Longest Wave
„The Longest Wave“ // Deutschland-Start: 1. Juli 2021 (Kino)

Wenn sich Robby Naish für eines der Elemente entscheiden müsste, es wäre mit Sicherheit das Wasser. Schon seit seiner Kindheit war er ständig am, im und auf dem Meer unterwegs. Kein Wunder: Sein Vater Rick war selbst begeisterter Surfer, der Sohn folgte nur zu gern diesen Fußspuren. Dabei zeigte er schon früh Talent, mit 13 Jahren gewann er die Weltmeisterschaften und hält damit bis heute den Rekord als jüngster Sieger. Und es sollte nicht der einzige Triumph bleiben, 23 weitere Weltmeistertitel folgten in den Jahrzehnten danach. Hinzu kommt, dass der US-Amerikaner in vielerlei Hinsicht den Sport geprägt und weiterentwickelt hat, sei es als Sportler oder als Geschäftsmann.

Viel Licht, etwas Schatten

Eine solche Erfolgsgeschichte bietet sich natürlich geradezu an für einen Film, sei es in fiktionalisierter Form oder als Dokumentation. Tatsächlich wird es The Longest Wave auch nicht müde, die vielen Errungenschaften von Naish zu betonen. Zu dem Zweck werden beispielsweise Leute aus seinem Umfeld eingespannt, die – wie so oft bei derartigen Werken – gar nicht groß genug loben können. Eine tatsächlich kritische Auseinandersetzung mit den Porträtierten findet dabei praktisch nie statt. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass es im Film immer nur eitel Sonnenschein gibt. Schatten gibt es hier mehr als genug, zumindest im privaten Bereich des Ausnahmesportlers.

Ein großes Thema ist hierbei, dass selbst ein Sonnyboy wie Nash in die Jahre kommt. Sein großes Ziel, die im Titel benannte längste Welle zu bezwingen, wird durch einen Beckenbruch zunichte gemacht. Auch sonst merkt er natürlich, dass mit Ende 50 der Körper nicht mehr dieselben Leistungen abrufen kann wie noch mit 20. Von den Selbstheilungskräften ganz zu schweigen: Man muss dann doch etwas vorsichtiger sein. Dadurch wird The Longest Wave auch zu einer Beschäftigung mit der eigenen Endlichkeit. Bei aller Lobhudelei und trotz ständiger Gute-Launen-Aufnahmen, da schwingt schon eine gewisse Melancholie und Nachdenklichkeit mit, wenn einer, dessen Lebensinhalt immer auf dem Brett zu finden war, sich nach und nach hiervon verabschieden muss.

Die Opfer eines Sportlerlebens

Gleichzeitig nimmt sich Regisseur Joe Berlinger, sonst eher für True Crime Dokus wie Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders und Verschwunden: Tatort Cecil Hotel  bekannt, des ebenfalls nicht immer einfachen Privatlebens seines Protagonisten an. Als der Dokumentarfilm entstand, steckte Nash mitten in der schwierigen Scheidung von seiner zweiten Frau. Auch diese Erfahrungen gehen nicht spurlos an ihm vorbei. Überhaupt ist ein Leben, das dem Sport gewidmet ist, nicht immer einfach für Familienzusammengehörigkeit. Ständig unterwegs zu sein, Leistung bringen zu müssen und sich zu beweisen, das hat natürlich Auswirkungen. Auch wenn der Aspekt nur am Rande erwähnt wird, The Longest Wave demonstriert, dass das nach außen hin so paradiesische Dasein als Surfer nicht unbedingt so toll ist. Zumindest in dieser extrem ausgelebten Form.

Das macht den Dokumentarfilm prinzipiell auch für ein Publikum interessant, das wenig Berührungspunkte mit dem Surfen hat. Es geht hier dann doch um mehr, als nur auf einem Brett zu stehen. Die Zielgruppe von The Longest Wave sind aber natürlich schon Leute mit einer Affinität zu diesem Sport, zumindest aber zu Aufnahmen vom Meer. Denn die gibt es hier nicht zu knapp, wenn wir immer mal wieder einen Ausflug dorthin wagen und uns vorführen lassen, was man auf den Wellen so alles anstellen kann. Ein bisschen Lust macht der Film dabei auch, es vielleicht selbst einmal zu versuchen, die Sonne zu genießen, das unberechenbare Wasser. Es müssen am Ende ja nicht gleich 24 Weltmeistertitel dabei rausspringen.

Credits

OT: „The Longest Wave“
Land: Österreich, USA
Jahr: 2019
Regie: Joe Berlinger
Kamera: Bob Richman, Johnny DeCesare, Jace Panebianco, Brian Wulf, Eric Sterman, Michael Martin

Bilder

Trailer

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„The Longest Wave“ folgt den Spuren des Surf-Weltmeisters Robby Naish, hebt dabei die vielen Triumphe des US-Amerikaners hervor. Gleichzeitig beleuchtet der Film auch die Schattenseiten, wenn der Sport sowohl bei seinem Körper wie auch seiner Familie Spuren hinterlässt.