The Suicide Squad 2021
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Inhalt / Kritik

The Suicide Squad 2021
„The Suicide Squad“ // Deutschland-Start: 5. August 2021 (Kino) // 2. Dezember 2021 (DVD/Blu-ray)

Die Lage ist ernst. Sehr ernst sogar. Ärgerlich genug, dass es im Staat Corto Maltese zu einem Umsturz gekommen ist und nun das Militär das Sagen hat. Ein Militär, das sich gegen jeden Einfluss der USA mit Händen und Kanonen wehrt. Schlimmer aber ist, dass sich dadurch eine galaktisch gefährliche Waffe in ihrem Besitz befindet. Und so schickt Amanda Waller (Viola Davis), Leiterin der geheimen Regierungsorganisation A.R.G.U.S., alles und jeden los, den sie finden und entbehren kann, um diese Waffe unschädlich zu machen. Angeführt von Rick Flag (Joel Kinnaman), macht sich ein Einsatzteam, zu dem unter anderem Bloodsport (Idris Elba), Peacemaker (John Cena), Harley Quinn (Margot Robbie), Nanaue, Polka-Dot Man (David Dastmalchian) und Ratcatcher 2 (Daniela Melchior) gehören, auf den Weg, um für Frieden und die eigene Freiheit zu kämpfen. Doch schon bei der Ankunft in Corto Maltese erleben sie eine böse Überraschung …

Zwischen Neustart und Fortsetzung

Während man bei Marvel, kleineren qualitativen Schwankungen zum Trotz, eigentlich immer recht genau weiß, was man bekommt, gleicht das DC Comics Filmuniversum nach wie vor einer Wundertüte. Nachdem die Versuche, das Erfolgsrezept der Konkurrenz zu adaptieren, zu keinem befriedigenden Ergebnis führte, ist mittlerweile mehr oder weniger alles möglich. Um Punkte wie Kontinuität muss sich deshalb auch niemand Gedanken machen, ist eh alles egal. Das beschert uns nicht nur Einzelwerke wie Joker oder The Batman, die zwar dieselben Figuren verwenden, die bereits in den Filmen auftauchten. Inhaltlich gibt es aber keine Übereinkunft, auch bei der Besetzung stehen die Werke alle für sich. Von der Tonalität ganz zu schweigen, bei der so gar keine Linie mehr zu sehen ist.

Aber das muss ja nicht verkehrt sein, wie das Beispiel The Suicide Squad zeigt. Dass das 2016 veröffentlichte Suicide Squad eine Fortsetzung erhalten würde, war zwar klar. Schließlich war die Geschichte um die Schurkentruppe, welche im Auftrag der Regierung arbeitet, trotz mauer Kritiken ein echter Überraschungshit. Trotzdem stand sie unter keinem guten Stern. Unzählige Regisseure wurden in kurzer Zeit ausgetauscht, Drehbücher verworfen, bis die Wahl am Ende auf James Gunn fiel. Der hatte daraufhin völlig freie Hand, was er mit seiner Comic-Adaption anfangen wollte. Das Ergebnis ist ein Film, der gleichzeitig den obigen Titel fortsetzt, indem diverse Figuren wieder auftauchen, inhaltlich aber nicht auf diesen Bezug nimmt. Und auch sonst geht er eine etwas andere Richtung.

Böse gegen böse?

Das eigentliche Prinzip ist natürlich gleich geblieben: Wie schon beim ersten Film handelt The Suicide Squad davon, wie ein bunt zusammengemischter Haufen obskurer Superschurk*innen und Anti-Held*innen notgedrungen mal für das Gute kämpft, weil es sich dadurch Hafterleichterung oder eine andere Form der Belohnung erhofft. Das bedeutet natürlich nicht unbedingt, dass sie sich deshalb immer gut und vorbildlich verhalten. Eine der besten Szenen zeigt, wie Bloodsport und Peacemaker, die von Anfang an als Konkurrenten aufgebaut werden, sich darum streiten, wer mehr Leute umbringen kann – und wer dabei cooler aussieht. Außerdem wäre da noch Nanaue, ein bulliger Mensch-Hai-Hybrid, der unentwegt andere Menschen fressen will, selbst in den unpassendsten Momenten.

Das zeigt bereits einen der großen Unterschiede zwischen den beiden Interpretationen: Während David Ayer seinerzeit noch die Auflage hatte, eine Freigabe rein für Erwachsene zu vermeiden, durfte Gunn machen, was er wollte. An brutalen Szenen mangelt es deshalb nicht. The Suicide Squad beginnt mit einem Massaker, auch später wird es zahlreiche Opfer zu beklagen geben. Bemerkenswert ist dabei auch, dass selbst bei den Protagonisten und Protagonistinnen wenig geschont wird. Der Regisseur und Drehbuchautor hat kein Problem damit, wenn Charaktere draufgehen. Anders als bei den Marvel-Filmen, wo jeder Tod ein Ereignis ist, geschieht das hier fast schon mit einem Schulterzucken. Schließlich ist erst einmal nur dieser Film geplant. Warum sich also in Hinblick auf etwaige Fortsetzungen selbst einschränken?

Ein bisschen Spaß muss sein

Der andere große Unterschied: The Suicide Squad ist sehr viel lustiger, stärker als die 2016er Version setzt Gunn auf Humor. Der bezieht sich einerseits auf die wirklich völlig bescheuerten Figuren. Dass in der Geschichte der DC Comics zahlreiche eher kuriose Gestalten ausgedacht wurden, ist kein Geheimnis. Während viele der neueren Adaptionen aber versuchten, den Blödsinn mit ganz ernster Miene zu verkaufen, da wird hier das Groteske nicht nur anerkannt. Es wird sogar regelrecht zelebriert. Wie oft sieht man schließlich schon jemanden, dessen Spezialfähigkeit darin besteht, rote Punkte zu verschießen? Auch die Fähigkeit Ratten zu befehligen, ist nicht unbedingt das, was man sich als Superkraft vorstellt. Vom bizarren Endgegner ganz zu schweigen, bei dem man nicht weiß, ob man sich vor ihm fürchten oder ihn auslachen soll.

Vor allem aber das Zusammenspiel der Figuren funktioniert fabelhaft. James Gunn zeigt wie schon in Guardians of the Galaxy ein Talent dafür, einen wild zusammengewürfelten Haufen zu einem Team zu formen, das zwar mehr oder weniger für dieselbe Sache kämpft, aber nicht unbedingt zusammenpasst. Das führt automatisch zu unterhaltsamen Reibungen, wie wir sie aus Buddy Movies kennen. Nur dass hier eben ein halbes Dutzend solcher Leute aufeinandertreffen. Die obligatorische Annäherung findet auch hier statt, so ganz will sich Gunn dann doch nicht von den Konventionen lösen. Aber es geschieht organischer als bei Suicide Squad damals. Und trotz der Konventionen hat The Suicide Squad immer etwas Anarchisches an sich, vergleichbar zu Deadpool seinerzeit, ohne dabei aber ähnlich bemüht die vierte Wand durchbrechen zu müssen. Hier macht einfach jeder, was er will. Und das ist bei einem DC Comics Film mal eine tatsächlich gute Nachricht.

Credits

OT: „The Suicide Squad“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: James Gunn
Drehbuch: James Gunn
Musik: John Murphy
Kamera: Henry Braham
Besetzung: Margot Robbie, Idris Elba, John Cena, Joel Kinnaman, Viola Davis, Peter Capaldi, David Dastmalchian, Daniela Melchior

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The Suicide Squad
Fazit
In „The Suicide Squad“ müssen mal wieder ein paar total bescheuerte Schurken und Antihelden gemeinsam die Welt retten. Das ist unterhaltsamer als bei der ersten Adaption, weil der Film das Groteske der Comicfiguren geradezu zelebriert und gerade das Zusammenspiel innerhalb des unfreiwilligen Team mit viel Humor verbunden ist. Gleichzeitig ist der Film brutal und macht auch vor den eigenen Leuten nicht Halt.
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