Long Story Short Und täglich grüßt die Liebe
© Studiocanal GmbH/Brook Rushton

Und täglich grüßt die Liebe

Inhalt / Kritik

„Und täglich grüßt die Liebe“ // Deutschland-Start: 8. Juli 2021 (Kino) // 2. Dezember 2021 (DVD/Blu-ray)

Als Teddy (Rafe Spall) auf einer Neujahrsfeier versehentlich Leanne (Zahra Newman) küsst, weil er sie mit seiner Freundin verwechselt, ist das für beide eine peinliche Situation. Aber es ist auch der Auftakt für etwas Großes, denn einige Zeit später geben sie sich das Jawort und wollen für den Rest ihres Lebens zusammen sein! Was Teddy dabei nicht ahnt: Dieser Rest des Lebens ist irgendwie verdammt kurz. Genauer stellt der chronisch mit Zeitproblemen kämpfende Chaot fest, dass er alle paar Minuten ein Jahr in die Zukunft springt und sich an seinem Hochzeitstag wiederfindet. Und als wäre das nicht schon verwirrend genug, kann er sich nicht daran erinnern, was an den 364 Tagen dazwischen geschehen ist – was die junge Ehe schnell auf eine schwere Probe stellt …

Kein Tag wie jeder andere

Bei dem Titel Und täglich grüßt die Liebe kann man gar nicht anders, als an Und täglich grüßt das Murmeltier zu denken, jene kultige Komödie mit Bill Murray, der ein und denselben Tag wieder und wieder erleben muss und damit die Blaupause für viele andere Zeitschleifen-Filme anlegte. Tatsächlich wird der Hitfilm sogar selbst in der Geschichte genannt. Und doch ist der deutsche Titel nicht ganz glücklich, vor allem nicht im Vergleich zum deutlich clevereren Original Long Story Short. Zeitschleifen in dem Sinn finden hier gar nicht statt. Wenn überhaupt, handelt es sich um einen Zeitreisefilm. Allerdings einen mit eigenwilligen Regeln, wenn der Protagonist nur an seinem Hochzeitstag auftritt und alle anderen Tage vergisst.

Das erinnert frappierend an die brasilianische Komödie Schon wieder Weihnachten. Auch dort sprang ein Mann von Jahr zu Jahr, erlebte dabei immer ein bestimmtes Datum, während zeitgleich alles verlorenging, was dazwischen geschehen ist. Zumindest für ihn, alle anderen erleben die Zeit ganz regulär, was zwangsläufig zu peinlichen Situationen führt. Die Witze in Und täglich grüßt die Liebe sind denen der Kollegen sehr ähnlich. Zuerst versteht der Protagonist gar nicht, was Sache ist. Dann steht er vor der undankbaren Aufgabe, seiner Frau erklären zu müssen, warum er sich an bestimmte Punkte nicht erinnert – darunter der eigene Nachwuchs. Später folgen die verzweifelten Versuche, sich auf diese Situation einzustellen und irgendwie einen Ausweg aus dem Schlamassel zu finden.

Die Suche nach Ideen

Das Szenario an sich ist natürlich originell, sieht man von dem Vergleich mit dem obigen Titel ab. Und zunächst ist es auch witzig, wie sich um Teddy herum alles rasant verändert und er selbst nicht wirklich Schritt hält. Auf Dauer geht die Geschichte aber auch mit einer gewissen Eintönigkeit einher. Innerhalb des engen Rahmens, in dem sich der Protagonist wiederfindet, bleibt kaum Zeit und Gelegenheit zur Entfaltung. Die Entwicklung der anderen geht ohnehin sprunghaft vonstatten, das zwangsläufige Ergebnis eines solchen Zeitraffers. Zum Teil zog man sich an der Stelle anderweitig aus der Affäre, wenn Und täglich grüßt die Liebe Nebenfiguren stärker integriert. Vor allem die Handlungsstränge um Becka (Dena Kaplan) und Teddys besten Freund Sam (Ronny Chieng) rücken dann in den Fokus.

Das grundsätzliche Problem bleibt aber: Regisseur und Drehbuchautor Josh Lawson, sonst als Schauspieler wie zuletzt in Mortal Kombat bekannt ist, hat seine Schwierigkeiten, das Szenario richtig auszuarbeiten. Schon Teddy selbst ist nicht so klar umrandet. Auf der einen Seite wird er als jemand dargestellt, der alles möglichst lange hinausschiebt. Gleichzeitig soll er jemand sein, der so viel arbeitet, dass er für nichts Zeit hat. So ganz passt das nicht zusammen. Besser geglückt ist dafür der Appell, die Zeit auch sinnvoll zu nutzen, die man hat. Denn wie der Protagonist am eigenen Leib erfährt, kann so ein Leben ganz schön an einem vorbeirauschen, während man ständig mit irgendwas beschäftigt ist, nur nicht dem, was zählt.

Sympathisch und rührend

Leider vertraut Lawson an der Stelle nicht so recht dem Publikum, dass es diese Schlüsse selbst zieht, weshalb er im Zweifelsfall die Erkenntnisse gleich mehrfach wiederholt. Auch in der Hinsicht hapert das also ein wenig mit der Abwechslung. Doch selbst wenn da inhaltlich sicher mehr drin gewesen wäre, sympathisch ist die australische Komödie auf jeden Fall. Vor allem Rafe Spall (Trying) trägt dazu bei, dass man bei dem Trubel seinen Spaß hat. Später darf es einem auch zu Herzen gehen, wie ein Paar immer wieder an sich selbst scheitert, sie so eindeutig füreinander bestimmt sind und es doch nicht hinbekommen. Und täglich grüßt die Liebe ist deshalb die Geschichte eines Scheiterns. Es ist aber auch die Geschichte eines Neuanfangs. Soll Mut machen, dass es trotz der dahinrasenden Zeit nie zu spät ist, sich anders zu orientieren und es besser zu machen. Denn dafür sind das Leben und die Menschen zu kostbar, auch wenn wir das nicht immer gleich sehen.

Credits

OT: „Long Story Short“
Land: Australien
Jahr: 2021
Regie: Josh Lawson
Drehbuch: Josh Lawson
Musik: Chiara Costanza
Kamera: Matt Toll
Besetzung: Rafe Spall, Zahra Newman, Josh Lawson, Ronny Chieng, Dena Kaplan, Noni Hazlehurst

Bilder

Trailer

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Wenn in „Und täglich grüßt die Liebe“ ein Mann alle paar Minuten zum nächsten Hochzeitstag springt, sich dabei nicht an den Rest des Jahres erinnern kann, ist das eine originelle Abwandlung der Zeitreisethematik. So richtig viel wusste die Komödie zwar nicht mit dem Szenario anzufangen, auch beim Humor gibt es Defizite. Insgesamt ist der Film aber ein sympathisches Plädoyer dafür, seine Zeit sinnvoll zu nutzen.
6
von 10