Das Leben in der kleinen Hafenstadt ist einfach aber glücklich für Asuka (Sawa Masaki), die in der Fischfabrik ihres Verlobten arbeitet. Als sie einen noch lebenden Fisch zurück ins Meer bringen will, geschieht etwas sehr Ungewöhnliches, denn sie sieht ein Kappa, ein sagenumwobenes Wesen, welches eine Mischung aus Mensch, Frosch und Fisch ist. Dessen Sichtung soll angeblich Glück bringen, wie ihre Kollegen versichern, doch sie schenkt dem Ereignis zunächst keine weitere Aufmerksamkeit, bis Asuka bemerkt, dass ihr die Kreatur folgt. Auf dem Weg nach Hause überfährt sie die Kreatur fast und konfrontiert sie schließlich, wobei sie nicht nur feststellt, dass das Wesen sprechen kann, sondern es sich um ihren verschollen geglaubten Klassenkameraden Tetsuya (Yoshiro Umezawa) handelt, der aus Liebeskummer zu einem Kappa wurde.
Schließlich beschließt sie das Kappa/Tetsuya mit zu sich nach Hause zu nehmen, wobei ihr Verlobter eher reserviert auf die Anwesenheit des Fremden reagiert, dessen Aufenthalt schon bald nicht mehr nur temporär ist. Willens ihrem alten Freund zu helfen, sich wieder an das Leben unter Menschen zu gewöhnen und sich vielleicht sogar wieder in einem solchen zu verwandeln, besorgt Asuka Tetsuya sogar eine Arbeit in der Fischfirma, wo er sich nach einer Weile mit einer ihrer Kollegin anfreundet. Als Tetsuya sich wieder an sein Leben vor der Verwandlung erinnert und auch an seine Zuneigung für Asuka, beschließt er, ihr zu helfen.
Die Angst vor dem Neuen und dem Fremden
Seit sich die japanische Produktionsfirma Nikkatsu dazu entschlossen hat, den japanischen Erotikfilm, auch pinku genannt, wiederaufleben zu lassen, hat das Genre so etwas wie einen zweiten Frühling erlebt, dank solcher Beiträge wie Sion Sonos Antiporno oder Akihiko Shiotas Wet Woman in the Wind. Besonders die Idee seiner Kreativität gewissermaßen freien Lauf zu lassen, spricht viele Filmemacher an, auch solche wie Shinji Imaoka, der wegen seiner Erfahrung im pinku auch als einer der „Seven Lucky Gods of Pink“ gilt. In Zusammenarbeit mit dem bekannten Kameramann Christoper Doyle legte er mit Underwater Love bereits 2011 eine besonders eigenwillige Kreation vor, die im Rahmen der Vorgaben des pinku Elemente der Komödie und des Musicals vermischt, und dabei durchaus einen gewissen Charme hat.
Auch wenn sich die Gerüchte, dass Underwater Love in einem einzigen, langen Take gedreht wurde, bereits nach wenigen Minuten als falsch erweisen, so lässt sich der amateurhafte Charakter des Filmes nicht verleugnen. Dies ist keinesfalls als Kritik zu betrachten, sondern lediglich als scheinbar bewusste ästhetische wie auch erzählerische Wahl, die Imaokas Streifen eine gewisse Nähe zum japanischen Independent-Kino gibt. Durch das offensichtliche Kostüm sticht der von Yoshiro Umezawa gespielte Tetsuya so umso mehr aus der Menge heraus, wobei die Irritation, die sein Erscheinen beim Zuschauer auslöst, noch gering ist im Vergleich zu der Art und Weise, wie sein Umfeld auf ihn reagiert. Die menschlichen Charaktere scheinen viel mehr mit sich selbst und ihrem Alltag befasst zu sein, als mit der geheimnisvollen, lethargischen Kreatur, was diese Figuren nur noch mehr in den Fokus rückt.
Die Normalität erscheint sehr viel unwirklicher und irritierender als das Erscheinen der Kreatur, was Imaokas Inszenierung sowie das von ihm mitgeschrieben Drehbuch immer wieder betonen. Fremd und wenig erstrebenswert ist für Asuka beispielsweise viel mehr die Aussicht auf die Heirat, auch wenn sie dies mit übertriebenen Gesten versucht zu überspielen. Die Kreatur als Eindringling und Beobachter bestätigt diese Ängste, bringt sie zum Vorschein und macht das Normale immer mehr zu etwas Fremden oder Künstlichem.
Ein kauziges Musical
In diesem Sinne müssen auch die Musical-Einlagen gesehen werden, die, wie in vielen anderen Beiträgen dieses Genres, scheinbar willkürlich in die Handlung eingebaut sind. Gemeint als Versuche, aus einer Routine oder Normalität auszubrechen, sind sie nichtsdestotrotz für den Zuschauer schwer durchzustehen und zeigen die Grenzen des Konzepts auf, welches Imaoka mit seiner Inszenierung verfolgt. Eine gewisse kauzige Komik haben diese Szenen natürlich, alleine schon wegen der unbeholfen wirkenden Choreografien, doch mit der Zeit wird auch diesen den Zuschauer wohl etwas ermüden.
Einer ähnlichen Logik folgen auch die Sexszenen, von denen es einige gibt. Während der Kontrast zwischen dem Beischlaf mit ihrem Verlobten und dem mit der Kreatur noch im Sinne als Ausbruchsversuch gesehen werden kann, ist wohl kaum zu leugnen, dass auch deren Unbeholfenheit und amateurhafte Inszenierung auf die Dauer doch sehr die Geduld des Zuschauers auf die Folter spannen.
OT: „Onna no kappa“
Land: Japan
Jahr: 2011
Regie: Shinji Imaoka
Drehbuch: Shinji Imaoka, Fumio Moriya
Musik: Stereo Total
Kamera: Christopher Doyle
Besetzung: Sawa Masaki, Yoshiro Umezawa, Ai Narita
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