Watch the Sound with Mark Ronson

Auch wenn Musik sich wie jede andere Kunstform immer weiter entwickelt hat, bleibt das wichtigste Instrument weiterhin die menschliche Stimme. Doch selbst diese Konstante innerhalb der Musikgeschichte hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, was nicht nur an bestimmten Vorlieben der Hörer liegt, sondern auch am technischen Fortschritt, welcher naturgemäß vor der Musik auch keinen Halt macht. Der Klang, die Atmosphäre und das Gefüge einer Band oder eines einzelnen Musikers sind in beständigem Wandel begriffen, was allerdings nicht immer auf Gegenliebe stößt. Man erinnere sich an die Reaktionen, die Bob Dylan auslöste, als er sich vom Folk Rock und den Protestsongs verabschiedete und in seinen nächsten Alben vor allem elektronische Klänge dominierten. Auch Bands wie The Beatles oder The Rolling Stones sind mitnichten gleich geblieben, sondern haben sich immer weiterentwickelt und für sich musikalisches Neuland erobert. Besonders spannend wird es, wenn das Herumexperimentieren mit neuen Klängen oder dem Verändern der Stimme zu einer wirklichen Innovation führt, welche wiederum die ganze Szene verändert.

Generell ist das Tonstudio von heute mehr oder weniger zu einem Labor geworden, in welchem kreative Köpfe, so sie sich denn nicht wiederholen wollen, an neuer Musik arbeiten. Sampling, Auto-Tune oder Drum Machine sind nur einige der Begriffe, die das Musikgeschäft von heute definieren, mit teils sehr positiven Folgen und wahren Innovationen, doch dann auch mit Diskussionen, beispielsweise, inwiefern eine Technik wie Auto-Tune die Frage nach der Einzigartigkeit und Authentizität der menschlichen Stimme stellt. In der sechsteiligen Miniserie Watch the Sound with Mark Ronson, welche unter anderem von oscarprämierten Morgan Neville produziert wird, soll der Zuschauer eine Art Crashkurs in Aspekte heutiger Produktion von Musik erhalten, hinter den kreativen wie auch den technischen Prozess. Moderiert wird die Apple TV+ Serie vom bekannten britischen DJ, Songschreiber und Musikproduzenten Mark Ronson.

Die Suche nach dem besten Sound

Ob es sich für Musikpuristen lohnt, eine Serie wie Watch the Sound überhaupt zu beginnen, müssen diese selbst entscheiden, doch man sollte den einzelnen Episoden offen gegenüber sein, denn nicht unbedingt darf man darauf setzen, dass beispielsweise gängige Vorbehalten gegenüber Technologien wie Auto-Tune oder Sampling bestätigt werden. Vielmehr betont das Team rund um Ronson die Chance hinter den einzelnen Technologien, wie diese dabei helfen können neue Klänge zu erschaffen, die Wirkung eines Musikstücks zu erweitern und schließlich die Stimme eines Sängers oder einer Sängerin zu verbessern. Damit die einzelnen Punkte nicht im leeren Raum stehen bleiben, begleiten Ronson viele Kollegen aus der Branche wie beispielsweise Paul McCartney, Angel Olsen, Nick Rhodes oder King Princess, mit denen er über die Chance der jeweiligen Technik spricht, diese an ihren Songs austestet und über deren Effekt diskutiert. Auch andere Gesprächspartner wie Jace Clayton, der „Erfinder“ von Auto-Tune, kommen dabei zu Wort, wobei letztlich auch auf die Risiken hingewiesen wird, also wann ein übermäßiger Einsatz von Auto-Tune oder Synthesizern ein Musikstück künstlich oder unauthentisch klingen lassen.

Das Besondere an Watch the Sound ist, dass sich die sechs Episoden nicht in Fachsimpeleien verheddern, sondern selbst für einen Außenstehenden leicht verständlich sind. Die Struktur jeder Folge ist logisch und nachvollziehbar und immer unterlegt von diversen Ausflügen Ronsons zu Musikerkollegen oder anderen Orten, an denen er einem bestimmten Effekt oder einer Technologie auf den Grund geht. Diese Neugier und Experimentierfreude überträgt sich, nicht zuletzt aufgrund der angeregten Präsentation Ronsons, nach einer Weile auch auf den Zuschauer, der angesteckt wird von dieser Suche nach der Musik von Morgen, was letztlich das ist, was Musiker antreiben sollte.