Wenn die Stille einkehrt
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Wenn die Stille einkehrt

Inhalt / Kritik

Wenn die Stille einkehrt
„Wenn die Stille einkehrt“ // Deutschland-Start: 29. Juli 2021 (Arte)

Das hat André (Rasmus Hammerich) gerade noch gefehlt: Die Lebensmittelaufsicht steht vor der Tür und hat Mängel in seinem Restaurant festgestellt, die ihm teuer zu stehen kommen können. Louise (Filippa Suenson), die als Kellnerin bei ihm arbeitet, hat hingegen damit zu kämpfen, alleine für ihre neunjährige Tochter Marie (Viola Martinsen) sorgen zu müssen. Für die dänische Justizministerin Elisabeth (Karen-Lise Mynster) hat sich das mit der Arbeit bald erledigt. Sie plant, sich zur Ruhe zu setzen und mit ihrer Frau Stina (Lotte Andersen) aufs Land zu ziehen, will vorher aber unbedingt noch ein wichtiges Gesetz durchbringen. Und auch der Jugendliche Jamal (Arian Kashef) und Klempner Morten (Jacob Lohmann) haben ihre Probleme im Alltag. Ein Alltag, der bald vorbei ist, als ein Terroranschlag auf das Restaurant verübt wird …

Über das Leben mit Terroranschlägen

Die Flugzeugentführungen in den USA 2001, die Zuganschläge in Spanien 2004, die koordinierten Attentate in Frankreich 2015 – die letzten zwei Jahrzehnte wurden immer wieder von terroristischen Anschlägen erschüttert und nachhaltig geprägt. Das geht natürlich nicht spurlos an der Kino- und Fernsehlandschaft vorbei. Zum einen hat Hollywood den Terroristen als neues Feindbild entdeckt, nachdem die alten an Nationen gebundenen nicht mehr so recht funktionieren. Aber es gibt auch diverse Titel, die sich etwas tiefer mit der Materie auseinandersetzen wollen. Made in France zum Beispiel erzählt von dem Aufbau einer Terrorzelle. Die Serie In Therapie thematisiert zumindest teilweise, wie die Menschen mit den Erfahrungen solcher Anschläge umgehen.

Wenn die Stille einkehrt wählt wieder einen anderen, nicht minder interessanten Weg. Die dänische Serie beginnt gleich mit dem Anschlag auf das Restaurant, bei dem mehrere Menschen ums Leben kommen. Danach springt sie jedoch zurück und erzählt die Vorgeschichte. Solche Erzählstrukturen findet man immer wieder mal, gerade im Genrebereich. Die Strategie sieht vor, mit einem besonders krassen Ereignis erst einmal die Aufmerksamkeit des Publikums zu erlangen, um daraufhin zu verraten, wie es zu diesem besagten Ereignis kam. Hier besteht die Vorgeschichte aber weniger darin, die Vorbereitungen auf den Anschlag zu zeigen. Stattdessen stehen die Menschen im Mittelpunkt, die von den Anschlägen betroffen sind.

Die Geschichten der Opfer

Das ist anfangs ein wenig verwirrend, da Wenn die Stille einkehrt alle paar Minuten von einer Figur zur nächsten springt. Und es sind nicht wenige Figuren, von denen die Serie erzählt. Hinzu kommt, dass es zwischen diesen oft keine Verbindungen gibt. Zwar werden sich immer mal wieder einzelne Wege kreuzen. Doch das eigentliche verbindende Element – der Terroranschlag auf das Restaurant – findet erst zu einem späteren Zeitpunkt statt. Entsprechend willkürlich wirkt das hier zunächst. Aber auch das gemächliche Tempo dürfte Teile des Publikums früh vergraulen. Es geht hier eben nicht darum, durch gefährliche Situationen Spannung zu erzeugen. Stattdessen handelt es sich hier um ein Drama, welches nahe an den Charakteren und ihren jeweiligen Geschichten bleibt.

Lässt man sich aber darauf ein, dass die Serie anders ist, als es das Thema Terror vermuten lässt, zeigt diese durchaus Qualitäten. Gerade weil wir so viel über die Figuren erfahren, ihr Umfeld und die verschiedenen Herausforderungen im Leben, entfaltet der Anschlag seine Wirkung. Wenn es in dessen Folge zu Toten kommt, dann stirbt eben nicht nur ein Name. Es geht nicht nur um Zahlen, die in einem Ticker genannt werden. Vielmehr wird da ein Mensch aus seinem Leben gerissen, was auch Auswirkungen auf das Umfeld hat. Tatsächlich befassen sich die letzten Folgen von Wenn die Stille einkehrt zu einem Großteil damit, wie die Leute mit dem Anschlag umgehen, sowohl im Privaten wie auch der öffentlichen Debatte.

Die Folgen der Tat

Dieses wird mit den Ermittlungen verbunden, wer denn genau hinter dem Anschlag steht. Die Erzählweise, die immer wieder zwischen verschiedenen Strängen wechselt, wird also beibehalten. Doch selbst dann bleibt Wenn die Stille einkehrt mehr Drama als Krimi. Wichtiger als die Suche nach den Tätern ist die Frage, wie die Opfer und deren Angehörigen im Anschluss weitermachen. Das ist teilweise natürlich schon auch bewegend, wenn persönliche Verluste zu beklagen sind. Aber selbst wer glimpflich davongekommen ist, ist im Anschluss ein anderer Mensch. Die Serie gibt zwar wenig Einblicke in die Hintergründe von Terrorismus oder auch wie eine Gesellschaft darauf nun zu reagieren hat. Als persönliches Porträt ist das aber schon sehenswert.

Credits

OT: „Når støvet har lagt sig“
Land: Dänemark
Jahr: 2020
Regie: Milad Alami, Iram Haq, Jeanette Nordahl
Drehbuch: Dorte Warnøe Høgh, Ida Maria Rydén, Astrid Øye, Marie Østerbye
Musik: Martin Dirkov
Kamera: Sebastian Winterø
Besetzung: Jacob Lohmann, Karen-Lise Mynster, Henning Jensen, Katinka Lærke Petersen, Malin Crépin, Viola Martinsen, Peter Christoffersen, Arian Kashef, Julie Agnete Vang, Elias Budde Christensen, Lotte Andersen, Manmeet Singh, Filippa Suenson, Magnus Krepper, Besir Zeciri, Hadi Ka-Koush, Morten Hauch-Fausbøll, Rasmus Hammerich

Bilder

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„Wenn die Stille einkehrt“ begleitet eine Reihe von Figuren, die auf die eine oder andere Weise in einen Terroranschlag geraten. Die Serie handelt zwar auch von der Suche nach den Tätern. Wichtiger ist ihr aber, die Menschen, ihre Geschichten und das Umfeld vorzustellen. Das Tempo ist dabei gemächlich, was manche abschrecken wird. Lässt man sich darauf ein, ist das hier aber durchaus spannend, eben weil es nahe an den Figuren bleibt.
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