Alrawabi School for Girls Netflix
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AlRawabi School for Girls

Inhalt / Kritik

Alrawabi School for Girls Netflix
„AlRawabi School for Girls“ // Deutschland-Start: 12. August 2021 (Netflix)

Früher einmal, da ging Mariam (Andria Tayeh) gern zur Schule. Doch das hat sich geändert, seitdem Layan (Noor Taher), Rania (Joanna Arida) und Roqayya (Salsabiela) sie zur Zielscheibe auserkoren haben. Immer wieder mobben die drei Jugendlichen ihre Mitschülerin, mal mit Worten, mal mit Taten. Zu befürchten haben sie nichts. Nicht nur, dass Layan die Populärste an der Mädchenschule AlRawabi ist. Ihr Vater ist zudem sehr vermögend und einflussreich, weshalb die Schulleitung immer wieder wegschaut. Als eines Tages der Konflikt eskaliert, beschließt Mariam zum Gegenangriff überzugehen. Unterstützung findet sie dabei in ihrer besten Freundin Dina (Yara Mustafa) sowie Neuzugang Noaf (Rakeen Saad). Tatsächlich gelingt es ihnen, dem verhassten Trio eins auszuwischen, tragen aber auf diese Weise dazu bei, dass die Situation immer weiter eskaliert …

Die Schule als Ort des Grauens

Die Schulzeit ist eine einzige Hölle. Zumindest bei Netflix hat man diesen Eindruck zuweilen: Immer wieder bringt der Streamingdienst Dramaserien raus, in denen der einzige Lebensinhalt junger Menschen offensichtlich darin besteht, anderen Leuten das Leben schwer zu machen. Alternativ sich selbst, wenn die Strafe der Pubertät erfolgt, mit den damit einhergehenden Selbstzweifeln, nicht erwiderten Gefühlen und der Frage, was man mit sich eigentlich anfangen soll. Dabei spielt es noch nicht einmal wirklich eine Rolle, wo die Geschichte spielt. Ob es nun eine spanische Kleinstadt ist (Deine letzte Stunde) oder ein Eliteinternat für den Adel Schwedens (Young Royals), die Muster sind fast immer gleich. Glück ist da, wo keine anderen sind.

Bei AlRawabi School for Girls wird das aber noch einmal deutlich weiter getrieben. Die jordanische Serie begnügt sich nicht einfach damit, zwischendurch mal kleinere Konflikte einzubauen. Da wird richtig kräftig zugeschlagen, was teilweise wörtlich zu verstehen ist. Die vielleicht schockierendste Szene in dem ohnehin nicht immer ganz leicht zu schluckenden Drama zeigt, wie das Trio Mariam auf offener Straße brutal zusammenschlägt. Und als wäre der Vorfall nicht auch schon so schlimm genug, schaffen es die drei, das Ergebnis auch noch dem Opfer in die Schuhe zu schieben. Selten wurde ein derart unverfrorenes Victim Blaming gezeigt, wenn einfach nur irgendwas behauptet wird, der Rest wird aus verschiedenen Gründen schon mitziehen.

Mobbing mit System

Die Serie ist dabei nicht nur Kritik an den drei Mobbing-Täterinnen, die anderen das Leben zur Hölle machen. Es wird auch das System angeklagt, dass solche Ungerechtigkeiten ungestraft davonkommen lässt, sie teilweise sogar noch fördert. Denn natürlich hat ausgerechnet die Anführerin einen reichen und mächtigen Papa, weshalb sie sich alles erlauben kann – zumindest an der Schule. Dass sie daheim sehr viel weniger Freiheiten hat, wird erst spät verraten. Tatsächlich hält sich AlRawabi School for Girls bei der Charakterisierung der Jugendlichen zunächst ziemlich zurück. Und auch sonst ist die Serie inhaltlich in den ersten Folgen wenig ambitioniert. Da werden schon ziemlich viele Klischees verarbeitet, ohne viel daran machen zu wollen.

Für ein Publikum, das mit solchen Geschichten vertraut ist, wird deshalb erst einmal eher wenig angeboten. Lediglich das Setting einer arabischen Mädchenschule sorgt da für Abwechslung. Damit einher geht ein entsprechendes Frauenbild, das in unseren Breiten mindestens befremdlich wirken dürfte. Schon das bloße Zeigen einer Schulter wird dort schnell zu einem Skandal aufgebauscht. Hinzu kommt, dass dies auch automatisch mit Folgen für die Familie verbunden ist. Ein kleiner Fehltritt des Nachwuchses und die Zukunft der gesamten Familie ist in Gefahr. Das nutzt AlRawabi School for Girls später auch, um für mehr Ambivalenz zu sorgen. Die Frage, wer hier gut und wer schlecht ist, wird mit der Zeit immer schwieriger zu beantworten.

Spannung bis zum bitteren Ende

Das sorgt ebenso für Spannung wie die zunehmende Eskalation, bei der lange nicht klar ist, wie weit sie gehen wird. Denn auch wenn die Geschichte mit einer brutalen Prügelei beginnt, da ist noch mehr drin. Unbedingt glaubwürdig ist AlRawabi School for Girls dabei nicht. Während einzelne Bestandteile und Situationen einem bekannter vorkommen, als es einem lieb ist, hapert es manchmal dann doch an Details. Nicht jedes Verhalten ist hier nachvollziehbar, da wird zuweilen schon mal mittendrin der Schalter umgelegt, in der Hoffnung, dass das Publikum sich mit den eher plakativen Begründungen zufriedengibt. Wer an diesen Stellen weniger wählerisch ist, der kann sich von dieser Mischung aus Drama und Thriller schon fesseln lassen. Die Aussage der Serie, dass Mobbing nur zu noch mehr Gewalt führt, ist zudem zwar wenig subtil, aber doch überzeugend und wichtig.

Credits

OT: „AlRawabi School for Girls“
Land: Jordanien
Jahr: 2021
Regie: Tima Shomali
Drehbuch: Tima Shomali, Shirin Kamal, Islam Alshomali
Kamera: Rachel Aoun, Ahmad Jalboush
Besetzung: Andria Tayeh, Rakeen Saad, Yara Mustafa, Noor Taher, Joanna Arida, Salsabiela

Trailer

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AlRawabi School for Girls
Fazit
„AlRawabi School for Girls“ zeigt anhand mehrerer Schülerinnen an einer jordanischen Mädchenschule, wie Mobbing eskalieren und viele ins Unglück stoßen kann. Das ist sicher nicht sonderlich subtil. Spannend ist die Mischung aus Drama und Thriller aber schon, gerade im weiteren Verlauf, wenn vieles auf einmal sehr ambivalent wird.
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