Egal ob Platon, Leibnitz oder Descartes, schon Jahrtausende lang versuchen die Philosophen das Mysterium des Bewusstseins zu entschlüsseln. Seit dem Aufkommen der Neurowissenschaft vor grob einem Jahrhundert sind es nun jedoch die Hirn- und Kognitionsforscher, die die Philosophen immer weiter ablösen, um mit rationalen Erklärungen die Welt zu revolutionieren. Frauke Sandig und Eric Black halten die Forschung der letzten Jahre in der Hinsicht in ihrer neuesten Dokumentation Aware – Reise in das Bewusstsein fest und bieten eine Vielzahl von Antworten, warum wir das Geheimnis der menschlichen Existenz immer noch nicht gelüftet haben.
Viele Fragen
Was ist der Sinn des Lebens? Was kommt nach dem Tod? Wie können wir uns unseres Bewusstseins bewusst sein? Schon in den ersten Minuten stellen Sandig und Black die großen Fragen, die nach wie vor wohl jeden Einzelnen bewegt. Beim Aufarbeiten der letzten Jahrhunderte wird dann jedoch schnell klar – hier blieb ein „Heureka“ bisher aus. Schaut man dagegen auf die Biologie und Physik, so hat die Hirnforschung schon beinahe den Charakter einer fest verschlossenen Truhe, zu der wir den Schlüssel bisher noch nicht gefunden haben. Dies geht auch in den Interviews hervor, auf die sich Sandig und Black fokussieren. Aware springt dabei von einem Interviewgast zum nächsten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Christof Koch, der zur Kognitions- und Verhaltensforschung am California Institute of Technology forscht, versucht beispielsweise schon jahrelang das Mysterium des Bewusstsein zu lösen, sodass man eines Tages auch dies mit biologischen und physikalischen Gesetzen erklären kann. Einerseits erhält man so Einblicke in die wissenschaftliche Arbeit, auf der anderen Seite wird aber auch die individuelle Bedeutung für jeden Einzelnen festgehalten. Darunter befinden sich auch der buddhistische Mönch Matthieu Ricard, die Kognitionsforscherin Monica Gagliano und der Philosoph Richard Boothby, die mitunter sehr differenzierte Ansätzen aufgreifen und damit die Faszination in vielfältiger Weise wecken.
Wenige Antworten
Auch wenn Sandig und Black sich alle Mühe geben, konkrete Antworten bekommt man in Aware leider nicht, stattdessen jedoch eine Menge Analogien, Parallelen und Metaphern. Und obgleich man jetzt nicht erwarten kann, in 100 Minuten die Antworten auf die großen Fragen des Lebens zu bekommen, so fühlt man sich beim Einsetzen der Credits nicht wirklich viel schlauer als vorher. Doch das wäre wohl auch zu schön, um wahr zu sein, gerade bei so einem gedankenzermürbenden Thema. Dies zeigt sich bei den Interviewgästen aber auch auf anschauliche Weise – hier haben wir es mit den teilweise führenden Köpfen auf dem Forschungsgebiet zutun und selbst sie tappen noch im Dunkeln.
Aufgrund der neurowissenschaftlichen Fakten und dem Aufgreifen ganz konkreter Themen wie beispielsweise Bewusstseinserweiterung durch Meditation oder den Konsum von Psilocybin, wirkt Aware ziemlich gut abgerundet. In der Gesamtheit erhält man so einen sehenswerten Einstieg in die mysteriöse Welt des menschlichen Bewusstseins. Für die Menschen, die sich damit jedoch schon etwas näher auseinandergesetzt haben, bietet Aware nicht allzu sehr viele neue Erkenntnisse. Dies ist aber auch nicht verwunderlich, wenn die Forschung sehr viel Geduld erfordert und so nur mühselig vorankommt.
OT: „Aware – Reise in das Bewusstsein“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Frauke Sandig, Eric Black
Drehbuch: Frauke Sandig, Eric Black
Musik: Zoë Keating, David Hykes, Jörg Seibold, Causeyoufair
Kamera: Eric Black
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