Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom
© Leonine

Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom

Inhalt / Kritik

Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom
„Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom“ // Deutschland-Start: 19. August 2021 (Kino) // 10. Dezember 2021 (DVD/Blu-ray)

Sam Bloom (Naomi Watts) führt ein beneidenswertes Leben: Traumhaus am Meer, morgens raus zum Surfen, liebevoller Ehemann (Andrew Lincoln), drei glückliche Jungs. Alles ist perfekt bis zu diesem Familienurlaub in Thailand. Ein Geländer der Hotelterrasse bricht, Sam stürzt sechs Meter in die Tiefe. Nach monatelangem Krankenhausaufenthalt und Reha kehrt sie im Rollstuhl ins Haus der Familie zurück. Jede Sekunde erinnert sie hier an ihr altes Leben – es ist die Hölle einer schweren Depression. Bis nach drei harten Monaten Sohn Noah (Griffin Murray-Johnston) eine verletzte Elster mit nach Hause bringt. Wie Sam ist das Tier tief gefallen, wie die Gelähmte ist es, mit gebrochenen Flügeln, vertrieben aus seinem gewohnten Element.

Die wahre Geschichte einer Depression

Die Geschichte der australischen Familie Bloom hat nicht erst als Film Furore gemacht. Sie ist real und bestens dokumentiert. Sams Ehemann Cameron Bloom arbeitet in der Fiktion wie im wirklichen Leben als Profi-Fotograf. Er stellte die Fotos des Vogels 2013 auf Instagram und veröffentlichte 2016 zusammen mit dem australischen Autor Bradley Trevor Greive einen Bild- und Textband. Ein Jahr später erschien das Buch auf Deutsch unter dem Titel Penguin Bloom – Der kleine Vogel, der unsere Familie rettete, auch hierzulande ein Bestseller.

Trotz des realen Vorbilds hat ein Film natürlich unzählige Möglichkeiten, die schon öfter erzählte Geschichte vom Kampf gegen die Depression nach einer Querschnittslähmung in Bilder umzusetzen. Der australische Regisseur Glendyn Ivin und das Drehbuch von Shaun Grant und Harry Cripps entscheiden sich für die zuschauerträchtigste. Das bedeutet in diesem Fall einen Mix, bei dem für jeden etwas dabei ist: viel Drama, ein Hauch Märchen, ein Tupfer Kinderfilm, eine Prise Humor und natürlich ganz viel Tierfilm. Das funktioniert, vor allem wenn man nicht zu viel über Marketingstrategien nachdenkt, sondern sich einfach in das Schicksal der Familie hineinziehen lässt. Ganz im Ernst: Die Filmemacher inszenieren die wahre Geschichte von Penguin Bloom emotional glaubwürdig und mit starken Identifikationsangeboten.

Der filmische Griff in den Honigtopf

Aber man muss auch sagen: In dem bitter-süßen Spektrum, das die Vorlage anbietet, schlägt sich der Film auf die Seite des Süßlichen. Manchmal sogar ganz wörtlich. Einmal nämlich fällt Elster Penguin, die von Sohn Noah wegen ihres schwarz-weißen Federkleids und dem watschelnden Gang so benannt wurde, in einen Honigtopf. Sam, mit dem Vogel allein zu Haus, muss ihn retten, obwohl sie ihn zunächst nicht mag und das Tier eigentlich nur der Kinder wegen duldete. Der Beginn einer großen Freundschaft wird untermalt durch einen Wechsel der Farben und des Lichts: von gedämpft zu sonnig hell. Zum ersten Mal zeigt die Kamera das herrlich gelegene Haus mitsamt der Bucht bei Tageslicht, in der vollen Pracht dieses paradiesischen Fleckchens Erde. Das Haus ist übrigens das echte Haus der Blooms. Die Familie stellte es für den Dreh zur Verfügung.

Die filmischen Strategien wirken betulich-glatt, aber Hauptdarstellerin Naomi Watts scheint sich aufzulehnen gegen die süßlichen Töne. Ihre Interpretation des alles auf den Kopf stellenden Schicksalsschlags ist rau und ungeschminkt, näher an der Realität und an anderen, härteren Filmen zum Thema. Die facettenreiche Darstellung bügelt den seelischen Schmerz nicht weg, sondern taucht tief in ihn ein. Das wirkt ebenso authentisch wie das gleichzeitige Harmoniebedürfnis einer Mutter, die ihre Kinder nicht belasten möchte: zerrissen von äußerer Fassade und innerer Verzweiflung. Einmal, als Ehemann Cameron sie nach ihrem Befinden fragt, antwortet Sam glaubhaft lächelnd, sie sei okay – nur um in einem Sekundenbruchteil das Gesicht einfrieren zu lassen, starr vor unterdrückter Wut.

Aus Liebe zum Tier

Putzig dagegen ist das Verhalten der Elster: ein frecher Vogel, der ständig um Aufmerksamkeit buhlt, Teebeutel aus der Tasse klaut und anderen Unfug anstellt. Der Film vermenschlicht den Vogel bis hin zu unwahrscheinlichen Episoden. Aber er liegt damit vielleicht gar nicht so falsch, wie die Originalbilder im Abspann zeigen, die ihn als ebenso übermütigen wie anhänglichen Zeitgenossen bezeugen. In Sachen Tierliebe zieht Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom jedenfalls alle Register. Damit die Vögel so echt wie möglich wirken, holte das Team einen Tiertrainer ins Boot. Acht seiner dressierten Elstern verkörpern das gefiederte Familienmitglied.

Credits

OT: „Penguin Bloom“
Land: Australien, USA
Jahr: 2020
Regie: Glendyn Ivin
Drehbuch: Shaun Grant, Harry Cripps
Musik: Marcelo Zarvos
Kamera: Sam Chiplin
Besetzung: Naomi Watts, Andrew Lincoln, Jacki Weaver, Rachel House

Bilder

Trailer

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„Geflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom“ erzählt vom Schicksal einer querschnittsgelähmten Mutter, die ihre Depression überwinden muss. Zwar wirkt die Inszenierung manchmal recht glatt, aber die Geschichte ist real und herzergreifend.
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