Für Bert (Hugo Krajcik) kann es nur eine geben: Leila (Yussra El Abdouni). Vom ersten Moment an, als er die Neue an seiner Schule gesehen hat, war für den Jungen klar, dass sie seine Auserwählte ist. Die Sache hat nur einen Haken: Die Schöne ist nicht nur zwei Klassen über Bert und damit für sie nicht erreichbar, sie ist auch so richtig cool – im Gegensatz zu ihm, der im entscheidenden Moment keinen geraden Satz herausbekommt. Doch dann stellt er fest, dass Leilas jüngere Schwester Amira (Julia Pirzadeh) in seine Klasse geht. Das bedeutet für ihn, dass er sich nur mit ihr anfreunden muss, um seiner Angebeteten näherzukommen. Tatsächlich gelingt es ihm, sich Amira als Partner für eine Schularbeit anzubieten und damit Zugang zu ihrem Zuhause zu erhalten. Es dauert aber nicht lange, bis es zur ersten Katastrophe kommt …
Rückkehr eines Chaos-Jungen
Man kann Anders Jacobsson und Sören Olsson sicher nicht vorwerfen, wenig produktiv gewesen zu sein. Gemeinsam haben die zwei Cousin mehrere Dutzende Kinderbücher geschrieben, welche sich in ihrer Heimat Schweden größerer Beliebtheit erfreuen. Zuletzt feierten ihre Werke auch als Film ein Comeback. Erst wurde Sune mit Sune vs Sune und Sune – Best Man für die große Leinwand wiederentdeckt. Nun darf auch Bert einmal ran, dessen in Tagebuchform geschriebenen Romane von 1987 bis 1999 immerhin 16 Bände umfasste und 1995 schon einmal die Vorlage für einen Film bildete. Bert, die letzte Jungfrau erzählte seinerzeit davon, wie der Jugendliche unbedingt seine Jungfräulichkeit hinter sich lassen will und dabei jede Menge Chaos anrichtet.
Bei Berts Katastrophen ist er noch nicht ganz so weit, er wäre schon mit einem Kuss überglücklich. Den Hang zum Chaos – der Titel verrät es bereits – hat er aber auch hier. Tatsächlich zeigt er ein großes Talent dafür, sich in den verschiedensten Situationen immer für die schlechteste Option zu entscheiden. Es ist noch nicht einmal so, dass er sonderlich großes Pech hätte und das Opfer äußerer Umstände ist. Vielmehr stellt er sich an vielen Stellen derart ungeschickt an, dass man sich fragt, wie er es alleine über die Straße schafft. Das kann ganz lustig sein, wenn er sich selbst die peinlichsten Momente beschert. Man wartet nur geradezu darauf, auf welch absurde Weise er beim nächsten Mal wohl etwas falsch macht.
Mehr als nur ein Blödelabenteuer
Dabei will sich Berts Katastrophen aber nicht allein über ihn lustig machen und ihn als einen reinen Trottel darstellen, wie es manche Blödelkomödien immer wieder gern tun. Es geht auch nicht primär um Slapstickeinlagen, bei denen ständig etwas zu Bruch geht. Vielmehr zeigt der ansonsten im TV-Bereich tätige Regisseur Michael Lindgren auf einfühlsame Weise, wie man als junger Mensch völlig unsicher durchs Leben geht und dabei Pläne schmiedet, die so gar nicht funktionieren. Als Außenstehende ist es natürlich einfach, über ihn zu urteilen, sowohl im Hinblick auf seine Unfähigkeit wie auch Grenzüberschreitungen. Amira derart für seinen romantischen Eroberungszug zu missbrauchen, ist natürlich schon irgendwie schäbig.
Aber das darf er lernen: Berts Katastrophen ist Porträt eines Jugendlichen, der im Laufe seines Alltagsabenteuers gewisse Erfahrungen macht und dadurch zumindest ein bisschen schlauer wird. Er wird damit zur sympathischen Identifikationsfigur für ein jüngeres Publikum, das irgendwie schon ganz gerne mal mit der Liebe anfangen möchte, damit aber überfordert ist. Der Film kommt dabei ohne erhobenen Zeigefinger aus oder drängt einem hochtrabende Lebensweisheiten auf. Stattdessen gibt es bei dem schwedischen Film eine Ansammlung meist skurriler Figuren, die mal lebensnah gezeichnet, manchmal überspitzt sind. Figuren, denen man gern zusieht und den einen oder anderen Daumen drückt, während sie durchs Leben stolpern auf der Suche nach dem Glück.
OT: „Berts dagbok“
IT: „Bert’s Diary“
Land: Schweden
Jahr: 2020
Regie: Michael Lindgren
Drehbuch: Tapio Leopold
Vorlage: Anders Jacobsson, Sören Olsson
Kamera: Erik Vallsten
Besetzung: Hugo Krajcik, Julia Pirzadeh, Frank Dorsin, Yussra El Abdouni, Arvid Bergelv, Frode Östlin Westman
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