Es gehörte zu den festen Ritualen des Freundeskreises: Jedes Jahr trafen sich Bob (Josh Duhamel), Shelly (Dan Bakkedahl), Doc (Kevin Dillon), Durf (Dax Shepard), Bender (Nick Swardson) und Zane (James Roday Rodriguez) für eine Ausgabe der Buddy Games. Erlaubt war beim Wettbewerb der sechs Männer so ziemlich alles, inklusive diverser Demütigungen und Verletzungen. Bis zu dem Tag, als Bender mit einer Paintball-Pistole auf Shelly schießt. Fünf Jahre später und zwei Hoden ärmer ist aus dem ehemaligen Champion ein depressiver Trauerkloß geworden, der wieder bei seiner Mama lebt. Die ist es auch, die Bob dazu überredet, eine neue Ausgabe der Buddy Games zu veranstalten. Nach anfänglichem Zögern sind alle mit dabei, bereit sich in brandneuen Spielen noch einmal ihre Freundschaft zu beweisen …
Auf zu neuen Aufgaben
Wenn Schauspieler und Schauspielerinnen sich daran versuchen, einmal selbst Regie zu führen, können die Gründe hierfür sehr unterschiedlich sein. Manche sind vielleicht einfach neugierig, wie das wohl so ist, die Seiten zu wechseln. Andere sehnen sich nach mehr Mitspracherechten, anstatt sich immer etwas vorschreiben lassen zu müssen. Oft geht das auch mit dem Wunsch einher, sich selbst einmal eine Traumrolle zu schreiben und auf diese Weise etwas spielen zu dürfen, was ihnen sonst nie angeboten wird. Was jedoch Josh Duhamel dazu veranlasst hat, Buddy Games zu drehen, bleibt ein Geheimnis. Zwar war der US-Amerikaner schon vorher als Schauspieler nicht allzu wählerisch, was die Drehbücher angeht – siehe etwa Transformers: The Last Knight oder Jupiter’s Legacy. Doch es geht noch einmal deutlich schlechter.
Über mangelnde Kontrolle kann er sich hier zumindest kaum beklagen. Er führte Regie, schrieb das Drehbuch mit, übernahm eine der Hauptrollen und war sogar als Produzent an dem Film beteiligt. Es ist also durchaus zu befürchten, dass Buddy Games tatsächlich der Film ist, der ihm vorschwebte. Ein Versehen ist die Komödie um sechs Freunde, die sich in einer Reihe von Spielen miteinander messen, damit also nicht. Ein Unfall aber schon, zumindest aus Sicht von jemandem, der das zweifelhafte Vergnügen hatte, sich diesen grauenerregenden Wettbewerb anschauen zu müssen. Das mag zwar nicht mit den körperlichen Schmerzen verbunden sein, die manche der Disziplinen verursachen. Man darf sich aber auch als Zuschauer misshandelt fühlen.
Grauenvolle Figuren im Wettstreit
Ein erster großer Knackpunkt sind die Figuren, die durch die Bank weg so grauenvoll sind, dass man gar nicht weiß, warum man ihnen denn freiwillig Gesellschaft leisten sollte. Man weiß auch nicht, wen man von ihnen am meisten verabscheuen soll. Dass ein kaum an Widerwärtigkeit zu übertreffender Shelly anfangs von einem eigenen Freund beschossen worden sein soll, ist deshalb durchaus glaubwürdig und vielleicht der einzige Moment während des 90-minütigen Desasters, welcher tatsächlich Freude bereitet. Buddy Games ist nicht nur vollgestopft mit furchtbaren Menschen. Der Film macht einen selbst zu einem schlechteren Menschen, allein durchs Zusehen.
Das ist aber auch schon die einzige nennenswerte Entwicklung im Zusammenhang mit Buddy Games. Ansonsten bedeutet der Film Stagnation auf niedrigstem Niveau. Hin und wieder ist da mal ein Spiel dabei, das vielleicht theoretisch tatsächlich Spaß machen könnte, wenn eine angenehmere Gesellschaft dabei wäre. So aber ist man eine Gruppe halbstarker Männer jenseits der 40 gekettet, die sich offensichtlich noch immer genötigt fühlen, sich gegenseitig etwas beweisen zu müssen. Wenn damit wenigstens einigermaßen gute Witze verbunden wären. Aber hier schien es dem Drehbuchteam zu reichen, anderen mit den Hoden im Gesicht rumzuwedeln, dazu gibt es Gewalt an Tieren und die Annahme, dass widerlich gleich witzig ist.
Warum sollte ich mir das anschauen?
Lediglich zum Schluss sammelt Buddy Games ein paar Sympathiepunkte, wenn die Männer als großmäulige Weicheier entlarvt werden, die im Zweifelsfall dann doch das schwächere Geschlecht sind. Ansonsten erinnern die pubertierenden Auswürfe an jugendliche Exzesse, bei denen man mangels nüchternem Kopf meinte, gerade richtig geistreich zu sein, obwohl man keine zwei Wörter aneinanderreihen könnte. Während man diese Ausfälle im Anschluss aber stillschweigend und dank des einen oder anderen Filmrisses wieder vergessen konnte, hielt es Duhamel für eine gute Idee, dabei eine Kamera laufen zu lassen. Es mag durchaus sein, dass er bei dem Dreh tatsächlich Spaß hatte und diesen teilen wollte. Vielleicht war es aber auch reiner Sadismus, der sich eben nicht nur in den Spielen äußert, sondern auch darin, ein unschuldiges Publikum in diesen Mist hineinzuziehen.
OT: „Buddy Games“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: Josh Duhamel
Drehbuch: Josh Duhamel, Bob Schwartz, Jude Weng
Musik: Alex Wurman
Kamera: Luke Bryant
Besetzung: Josh Duhamel, Dax Shepard, Kevin Dillon, Olivia Munn, Dan Bakkedahl, James Roday Rodriguez, Nick Swardson
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)