Buena Vista Social Club

Buena Vista Social Club

Inhalt / Kritik

„Buena Vista Social Club“ // Deutschland-Start: 17. Juni 1999 (Kino) // 19. Juli 2012 (DVD/Blu-ray)

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Musik, die Instrumente und die Lieder einer Kultur sehr viel über diese verraten. Von Aspekten wie Ideologie, Beziehungen und Geschlechterbildern bis hin zur Geschichte einer ganzen Nation können die Lieder eines Landes sehr viel enthalten, weshalb in ihnen ein unendlicher Schatz schlummert, den natürlich nur der entdeckt, der gelernt hat, genau hinzuhören. Die kubanische Musik ist, dieser Idee folgend, einzigartig, wegen der Künstler und Lieder, die sie hervorgebracht hat, sondern auch in der Art und Weise, wie sich in ihr die facettenreiche Geschichte einer ganzen Kultur widerspiegelt. Für eine lange Zeit galten jedoch viele Künstler und damit auch ihre Kunst als verschollen, nicht zuletzt, weil sich das Leben in einem politischen Regime wie dem kubanischen nicht rentierte, sodass viele das Instrument an den Nagel hingen, ihre Karriere abhakten oder eben in der Vergessenheit verschwanden. Unter anderem ist es Musiker und Produzent Ry Cooder, einem engen Freund von Regisseur Wim Wenders, zu verdanken, dass in den 90er Jahren die kubanische Musikszene einen zweiten Frühling erlebte.

Bereits in den 1960ern war Cooder nach Kuba gereist und hatte die reichhaltige Musik des Landes kennengelernt, wusste jedoch nichts mit diesem Wissen anzufangen, wie er selbst beschreibt. Erst über dreißig Jahre später brachte ihn ein Musikprojekt mit afrikanischen und kubanischen Musikern nach Havanna zurück, als jedoch die afrikanischen Künstler aufgrund von Komplikationen nicht kommen konnten, machte er sich zusammen mit den kubanischen Kollegen auf die Suche nach Sängern und Musikern auf der Insel und fand viele der längst vergessenen Größen der kubanischen Kultur wieder. Sängerinnen wie Omara Portuondo, den Pianisten Rubén González oder den Gitarristen Eliades Ochoa fanden sich in Cooders Studio ein und es wurde in nur wenigen Tagen ein Album eingespielt, das so hieß, wie die Formation: Buena Vista Social Club. Schließlich taten sich Cooder und Wenders zusammen, um diese eindrucksvolle musikalische Wiederentdeckung zu feiern und zu dokumentieren, in der Dokumentation Buena Vista Social Club, die 2000 für den Oscar nominiert wurde und einen Europäischen Filmpreis in der Kategorie Beste Dokumentation gewann.

Pure musikalische Energie

Im Grunde sind das von Cooder produzierte Studioalbum und Wenders’ Film Teil eines Großprojekts, wenn man so will, welches sich zum einen mit der Beschaffenheit der kubanischen Musik sowie den Künstlern, welche diese prägten befasst. So geht Wenders nicht nur der Genese des Ensembles auf den Grund, sondern auch dem individuellen Werdegang jedes Künstlers, wie diese zur Musik kamen, wo sie spielten und mit wem, und schließlich auch, warum die so lange in der Versenkung verschwunden waren. Gemein ist ihnen die ungebrochene Leidenschaft für die Musik sowie die Gefühle, welche sie auslöst und sich in der Stimme oder in dem Klang des Instruments widerspiegeln. Eliades Ochoa spricht davon, schon immer von Musik umgeben gewesen zu sein, während das Klavier sowohl Faszination als auch Neugier bei Rubén González auslösten, als seine Eltern ein solches anschafften, als er noch klein war. In den zahlreichen Gesprächen sowie natürlich den Auftritten uns Studioaufnahmen dokumentiert Wenders diese ungezügelte Leidenschaft für Musik und für die Geschichten, welche die Lieder erzählen, von brennender Liebe bis hin zu schicksalhaften Begegnungen.

Darüber hinaus ist Kuba, genauer gesagt Havanna, ein Hauptcharakter in Buena Vista Social Club. Ohne die Armut und die verkommenen Strukturen zu verschönern, zeigen die Aufnahmen der Künstler in den Straßen der Hauptstadt, wie die Musik und die Melodien mit diesem Ort verbunden sind, Geschichten erzählen von jenen Menschen, denen man auf der Straße begegnet, ihren Sorgen und Nöten, doch auch ihren Momenten der Freude. Die kubanische Musik ist schon etwas Besonderes, heißt es an einer Stelle, was auch daran liegt, wie wehrhaft diese Kultur ist, bei der ein talentierter Musiker buchstäblich um die Ecke wohnt, wie Cooder lachend behauptet.

Credits

OT: „Buena Vista Social Club“
Land: Deutschland, Kuba, USA, UK, Frankreich
Jahr: 1999
Regie: Wim Wenders
Drehbuch: Wim Wenders
Kamera: Jörg Widmer

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 2000 Bester Dokumentarfilm Nominierung
BAFTA Awards 2000 Bester fremdsprachiger Film Nominierung
Beste Filmmusik Ry Cooder, Nick Gold Nominierung
Bester Ton Martin Müller, Jerry Boys Nominierung
Deutscher Filmpreis 2000 Bester Dokumentarfilm Sieg
Europäischer Filmpreis 1999 Bester Dokumentarfilm Sieg

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„Buena Vista Social Club“ ist eine unterhaltsame, sehr sehenswerte Dokumentation, die sich insbesondere Musikliebhaber nicht entgehen lassen dürfen. Über seine Gespräche mit den Künstlern, den Aufnahmen von Havanna sowie natürlich den Auftritten des Ensembles weckt Wenders mit seinem Film vor allem die Lust des Betrachters auf diese Musik, diese Leidenschaft und diese Geschichte, von denen die Sänger und Musiker erzählen.
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